"Wir feiern das kleine Portugal"

Trier/Lissabon · Man nehme portugiesische Folklore, französische Akkordeon-Rhythmen, würze das Ganze mit etwas Flamenco und brasilianischen Klängen - heraus kommt die mitreißende Musik von Oquestrada. Die Portugiesen treten am Sonntag, 6.März, um 19.30 Uhr im ehemaligen Saarburger Offizierskasino auf (Einlass 18.30 Uhr).

 Charmant, lebendig, humorvoll: Frontfrau Marta Miranda besingt ihre Heimatstadt Lissabon. TV-Foto: Mandy Radics

Charmant, lebendig, humorvoll: Frontfrau Marta Miranda besingt ihre Heimatstadt Lissabon. TV-Foto: Mandy Radics

Sie reisen mit ihrer Musik durch ganz Europa. Auch in der Fernsehsendung "Inas Nacht" waren Marta Miranda und ihre Band "Oquestrada" schon zu Gast, um ihren bunten Weltmusik-Mix zu präsentieren. Zum zweiten Mal werden die Portugiesen an diesem Wochenende in Saarburg gastieren. Unsere Reporterin Mandy Radics hat mit Sängerin Marta Miranda über die ungewöhnliche Band gesprochen.

Was bedeutet euer Bandname?
Der Name ist ein Wortspiel und steht für die Musik auf der Straße und die Wege, die wir beschreiten. Er steht für das Unvorhergesehene. Bildlich ist damit ein Straßenorchester gemeint, das immer bereit ist zu reisen, um das Schicksal zu überlisten.

Wie habt ihr zusammengefunden und seid wann seid ihr als Band unterwegs?
Pablo (Kontrabassist) und ich hatten schon länger die Idee, ein musikalisches Projekt zu starten. Uns schwebte ein Straßenorchester vor, das wie ein suburbanes Straßenviertel von Lissabon verschiedene Kulturen vereint.
Auf der Suche nach einem Gitarristen, der die portugiesische Gitarre spielt, haben wir Lima in Almada getroffen. Er ist eigentlich Architekt. So haben wir 2001 Oquestrada gegründet. Eine Kombo bestehend aus Fado-Instrumenten, die aber keinen Fado spielt. Wir haben auch noch ein Akkordeon dazugenommen, damit die ländliche portugiesische Folklore oder der französische Rhythmus in unser musikalisches Universum eingereiht werden konnten. Die Trompete kam später dazu.

Was steckt hinter dem CD-Titel "Tascabeat - O sonho portugues?
TascaBeat ist ein intimer Ort an dem sich Fest und Melancholie verbinden. Wir feiern das kleine Portugal, dass immense Qualität und keine Angst hat. Das ist unser portugiesischer Traum, keine Angst zu haben etwas zu riskieren, seine Herkunft zu akzeptieren, trotz anderer Sprachen, derer man sich bedient, ohne dass sie dominieren. So wurde daraus ein Straßenlied, dass zu allen und niemandem zugleich spricht.

Worüber singt ihr in euren Liedern?
Über das alleine sein oder darüber Emigrant zu sein. Aber auch über ein vergessenes Lissabon und den exotischen Fado, der schon immer zu Lissabon gehört hat.

Wie würdet ihr eure Musik beschreiben?
Wir schaffen es nicht, unseren Stil mit herkömmlichen Formulierungen zu beschreiben. TasaBeat ist der Klang der Straße, auf Instrumente übertragen. Es ist eine Form des Seins innerhalb der Musik.

Martha, du trägst immer dieses bunte Blumenkleid. Wie viele dieser Kleider hast du? Warum muss es immer dieses Kleid sein?
Ich war viel unterwegs und hatte nicht immer die Möglichkeit mich zu stylen. Ich wollte ein Kleid mit einem schönen Schnitt und aus gutem Stoff. In einer Zeit des steigenden Konsums habe ich entschieden, dass ich nur ein Kleid brauche. Es begleitet mich schon viele Jahre, mit ihm war ich mutiger, als ich es sonst bin. Es hat mir geholfen Hürden zu nehmen und ist so etwas wie mein Superhelden Kostüm. Weil das Kleid so beansprucht wurde, habe ich mir zwei weitere, identische Kleider geschneidert. Für das nächste Album werde ich mich von diesem Model verabschieden und ein neues finden.

Wann können die Fans mit einer neuen CD rechnen? Könnt ihr schon ein paar Details zur neuen CD verraten?
In Kürze.

Warum habt ihr euch für so einen Musik- und Stilmix entschieden?
Wir mischen verschiedene Stile, um von den verschiedenen Kulturen zu erzählen, die in Lissabon beheimatet sind, sich dort treffen. Gemeint sind nicht nur die Kapverdianer, sondern auch die neuen Einwanderer aus dem Osten, die portugiesischen Zigeuner und die Brasilianer.

Denkt man an Portugal, kommt einem sofort der Fado in den Sinn. Wie wichtig sind euch portugiesische Elemente in eurer Musik?
Der Fado bedeutet uns sehr viel, weil wir mit seinen Klängen aufgewachsen sind. Für mich persönlich bedeutet Fado sich zu begegnen. Ich bewundere die Fadistas (Sänger), die aus purer Liebe zur Musik abends in Kneipen spielen, obwohl sie am nächsten Morgen früh zur Arbeit gehen müssen. Sie sorgen dafür, dass der Fado überlebt.

Macht ihr hauptberuflich Musik?
Momentan haben wir keine anderen Jobs. Musiker zu sein ist unser Leben, aber wir verfolgen auch andere Projekte. Pablo hat eine Werkstatt, in der er manchmal Auftragsarbeiten aus Metal und Holz anfertigt. Lima pausiert als Architekt und ich habe aufgehört zu kellnern und arbeite auch nicht mehr als Darstellerin im Theater.

Wie schwierig ist es in Portugal, von der Musik zu leben?
Ja, es ist ein kleines Land mit einem kleinen Markt. In unserem Fall war es der internationale Erfolg, der uns geholfen hat weiterzukommen. Seit dem Erscheinen des ersten Albums haben wir die Hälfte unserer Konzerte in ganz Europa gespielt.

Martha, du bist der Kopf der Band. Wie gut hast du deine Jungs im Griff?
Seit zwei Jahren ist Marina (Akkordeon) mit dabei, jetzt sind wir schon zwei Frauen. Ich bin stolz, dass wir sie in der Band haben. Die ersten Jahre war ich alleine unter Männern, was ich nicht gewohnt war. Zu Anfang war ich etwas schüchtern. Es gab Dinge, die ich nicht so richtig verstand. Unterbewusst gab es schon etwas Widerstand von der Männer-Seite, sich von einer Frau anführen zu lassen. Wir kommen aus einem Land, wo immer noch der Chauvinismus dominiert, wo die Frau immer noch nicht überall uneingeschränktes Mitspracherecht hat. Irgendwie hat es aber geklappt, wir kommen gut miteinander aus.

Wer schreibt die Songtexte? Wer komponiert die Musik?
Die Texte schreibe ich. Aber ich wähle auch Texte von anderen Autoren aus, die mir gefallen. Die Musik wird zum größten Teil gemeinsam geschrieben, einige Lieder sind von mir. Auf dem nächsten Album wird es auch Texte von Pablo und Lima geben.

Was ist sind eure Zukunftspläne?
Wir möchten unsere Musik noch weiter in Europa bekannt machen, aber auch Süd-Amerika, vor allem Brasilien haben wir im Visier. Wir wollen mit unserer Musik Vorurteile über Portugal abbauen. Außerdem wollen wir so schnell wie möglich ins Studio.

Kartenvorverkauf in den TV-Servicecentern Trier, Bitburg und Wittlich.

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