Anforderungen steigen, Preise nicht

Thalfang · Die Arbeit im Stall, der Weltmarkt, kritische Naturschützer, Arbeitsplätze und die Technisierung: All das ist bei der Bezirkstagung des Bauern- und Winzerverbandes in der Festhalle Thalfang vor 100 Landwirten zur Sprache gekommen.

 Auf dem Podium: Der Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau, Leo Blum, steht TV-Wirtschaftsredakteur Heribert Waschbüsch (rechts) Rede und Antwort. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Auf dem Podium: Der Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau, Leo Blum, steht TV-Wirtschaftsredakteur Heribert Waschbüsch (rechts) Rede und Antwort. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Thalfang. "Kritiker sollten einmal ein Praktikum in einem Tierzuchtbetrieb absolvieren, bevor sie sich über Massentierhaltung auslassen", schimpft der Kreisvorsitzende des Bauern- und Winzerverbandes Bernkastel-Wittlich, Manfred Zelder. Jeder seiner rund 900 Bauern im Verband ernähre 133 Menschen, betont er bei der Bezirkstagung in der Thalfanger Festhalle vor rund 100 Zuhörern. "Immer mehr Kritiker sagen, was wir zu tun haben", ärgert sich Zelder und führt dabei auch noch Probleme wie das Wolfsmanagement, Wildschäden, den Zugriff von Investoren auf landwirtschaftliche Flächen und das Thema Tierkörperbeseitigung an.
Charmant begrüßt wurden die rund 100 Bauern und Winzer von der rheinland-pfälzischen Milchkönigin Carina Hirschen aus Burg an der Mosel: "Milch ist besonders wichtig, weil sie in vielen Lebensmitteln enthalten ist."
Kreisgeschäftsführerin Stefanie Sakwerda beschreibt den Trend in der Landwirtschaft: "Immer weniger Betriebe produzieren immer mehr." Trotzdem müssten auch im Haupterwerb neue Einnahmequellen wie die Selbstvermarktung, Erneuerbare Energien, Urlaub auf dem Bauernhof oder die Versorgung von Pferden dazukommen, damit es sich lohnt. Immer neuere Technologien führen in einer Präzisionslandwirtschaft zu Produktionssprüngen: "Die Qualität der Produkte ist so hoch wie nie." Dabei steigen die Anforderungen durch die Europäische Union, fachlich wie rechtlich. Es herrsche Nachwuchsmangel, und die Förderung sinke.
Verbandspräsident Leo Blum wirbt im Podiumsgespräch mit TV-Wirtschaftsredakteur Heribert Waschbüsch um Nachwuchs: "Die Chancen in der Landwirtschaft sind da, aber eine qualifizierte Ausbildung bis hin zum Studium ist wichtig." Dem gegenüber müssten aber auch attraktive Arbeitsplätze mit entsprechender Entlohnung stehen, denn aus purem Spaß komme niemand auf den Hof. Wie es heute auf einem Bauernhof zugeht, will Waschbüsch deshalb auf vier Höfen selbst erleben, und darüber schreiben, kündigte er an.
Kampf gegen Bürokratie


Immer wieder wird die Bürokratie der Europäischen Union kritisiert, die den Bauern mächtig zu schaffen macht. Das Mitglied des Kreisvorstandes, Arno Weber, erklärt: "Ein Drittel meiner Arbeitszeit ist reine Kontrolldokumentation, die stapelweise Papier erzeugt, was nichts nützt und nichts beweist."
Der Aufsichtsratsvorsitzende der Hochwald Foods GmbH, Jürgen Sehn, ist mit seinem Unternehmen weltweit aufgestellt: "Die Schwellenländer wie China, Indien und Indonesien sind unsere Zukunftsmärkte." Für Milchbauern hat er jedoch schlechte Nachrichten: "Der Abnahmepreis für Milch wird von 35 auf 31 Cent pro Liter fallen, bleibt aber bis Mai stabil." Mitverantwortlich sei das Ausfuhrverbot nach Russland.
Kreisvorsitzender Zelder greift die Discounter an: "Aldi ist brutal und nutzt seine Machtstellung aus." Damit werde der ländliche Raum mit Füßen getreten. Der stellvertretende Kreisvorsitzende, Jörg Ritgen schlägt daher vor, eine strategische Allianz zu schmieden, die sich in auskömmlichen Marktpreisen niederschlägt und den Handel in die Verantwortung mit einbindet. doth

Extra

25 000 Bauern- und Winzerfamilien erwirtschaften in Rheinland-Pfalz 1,25 Milliarden Euro. Jeder sechste Arbeitsplatz hängt an der Landwirtschaft, von der die Kulturlandschaft gepflegt wird, was sieben Millionen Touristen und 20 Millionen Übernachtungen erst ermöglicht. In der Verbandsgemeinde Thalfang am Erbeskopf gibt es noch 77 landwirtschaftliche Betriebe in 14 der 21 Ortsgemeinden. Sie bewirtschaften 43 Prozent Acker und 57 Prozent Grünland, haben 2459 Rinder, 830 Milchkühe, 144 Schafe, 23 Schweine und 137 Pferde (Stand 2012). Im Bauern- und Winzerverband Bernkastel-Wittlich sind 2000 Winzer und 900 Bauern organisiert. Mehr Informationen unter <%LINK auto="true" href="http://www.bwv-net.de" class="more" text="www.bwv-net.de"%>. doth

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