Gesellschaft Bestattungswald: Die Bürger ziehen mit

Lieser · Die Ortsgemeinde Lieser und ein Experte informieren über die Pläne auf dem Plateau. Aus der Bevölkerung gibt es keinen Widerstand. Nun ist der Gemeinderat am Zug.

 Hier könnte der Bestattungswald entstehen.

Hier könnte der Bestattungswald entstehen.

Foto: Herrmanns Martin

Die Ortsgemeinde Lieser zählt knapp 1300 Einwohner. Sind da 50 Leute repräsentativ, wenn es um die Meinungsfindung für ein großes Projekt geht? Wenn nicht mehr Bürger zu einer Einwohnerversammlung kommen, scheint den anderen das Thema egal zu sein. Die Anwesenden sprechen sich fast einhellig für einen Bestattungswald auf dem Lieserer Plateau aus.

Das ist für den Ortsgemeinderat ein wichtiger Punkt. Er entscheidet über die weitere Vorgehensweise. Das Vorhaben muss nun Aufnahme in den Flächennutzungsplan der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues finden. Das, so Ortsbürgermeister Reinhard Barthen, muss bis zum Herbst geschehen.

Wie schon vor einigen Wochen im Gemeinderat (der TV berichtete), erläutert Gerhard Hanke das Projekt. Der frühere Ortsbürgermeister von Waldalgesheim (Nähe Bingen) und ehemalige Leiter des Forstamtes Rheinhessen hat ein Beratungsbüro und arbeitet in diversen Bereichen mit Kommunen  zusammen. Seit 2010 gibt es in Waldalgesheim einen Bestattungswald, in dem Urnen beigesetzt werden. Hanke hat sich mehrere Wälder angeschaut – gemeinsam mit dem örtlichen Revierförster Martin Herrmanns auch ein 16 Hektar großes Waldstück auf dem Lieserer Plateau. Es liegt unmittelbar an der Gemarkungsgrenze zu Bernkastel-Kues – in der Nähe des Wohngebiets II auf dem Kueser Plateau. Der Mischwald aus Eichen und Buchen biete alle Voraussetzungen für einen Bestattungswald, sagt Hanke. Es sei bereits jetzt alles vorhanden, was benötigt werde, einschließlich Zufahrt in den Wald, Parkplätze, Bushaltestelle und Gastronomie.

Hanke geht nach einer vierjährigen Anlaufzeit von mindestens 100 Beisetzungen pro Jahr aus. Das billigste Urnengrab wäre für etwa 600 Euro zu haben, das teuerste für 1600 Euro. Das hängt von der Wertigkeit der Bäume ab. Familien können auch einen ganzen Baum mit bis zu zwölf Beisetzungsstellen erwerben. Hier liegen die Kosten zwischen 3400 und 6200 Euro. Die Bestattung an sich kostet je 300 Euro. Bei Einnahmen von circa 270 000 Euro, bleiben bei 100 Bestattungen pro Jahr etwa 135 000 Euro in der Gemeindekasse, rechnet Hanke vor. Er geht davon aus, dass viele Leute frühzeitig eine Grabstelle erwerben und dass der Kreis der Interessenten bis nach Trier reicht.

Die Bürger ziehen mit, stellen aber auch kritische Fragen. „Ist ein solcher Bestattungswald nicht eine negative Werbung für einen Weinort wie Lieser“, fragt Rudolf Pauly. Der Ort werde profitieren und an Aufmerksamkeit gewinnen, antwortet Gerhard Hanke. Das sei andernorts ähnlich. Alice Klamandt kommt aus Lieser betreibt aber in Bernkastel-Kues ein Schreibwarengeschäft. „Mehrere Bernkastel-Kueser haben sich bei mir nach dem Projekt erkundigt “, sagt sie.

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