Bisher reicht der Platz für Zweijährige

Die Einführung kostenloser Betreuungsplätze für Zweijährige ist nach Auskunft der Kreisverwaltung im Landkreis Bernkastel-Wittlich ohne größere Probleme angelaufen. Den 884 Kindern in diesem Alter stehen 730 Plätze zur Verfügung.

Wittlich. Es gibt doch ein Stadt-Land-Gefälle. Offensichtlich zumindest, was den Betreuungsbedarf bei Kindern zwischen zwei und drei Jahren angeht. In Trier planen Eltern, gegen die Stadt zu klagen, weil diese ihrem Nachwuchs keinen Betreuungsplatz zur Verfügung stellen kann. Denn der ist seit dem 1. August gesetzlich garantiert und kostenfrei dazu. Im Landkreis Bernkastel-Wittlich herrscht hingegen nahezu Ruhe.

Manuel Follmann, Pressesprecher der Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich, teilt auf TV-Anfrage mit, dass es bislang keine größeren Probleme gibt. Von Klagen sei nichts bekannt, sagt er. In drei Fällen habe Klärungsbedarf bestanden. Ein Fall konnte bereits erledigt werden, die beiden anderen befänden sich in der Klärungsphase. Eine gute Quote angesichts von 884 Zweijährigen im Landkreis, denen 730 Betreuungsplätze in Einrichtungen und bei Tagesmüttern gegenüberstehen (der TV berichtete).

Angebot wird kontinuierlich ausgebaut



Ob es weiterhin so ruhig bleibt, steht nach Auskunft der Verwaltung noch nicht fest. Dazu mangelt es der Verwaltung an den nötigen Informationen. Denn das Jugendamt des Landkreises vergibt nicht die Plätze, sondern die Kindertagesstätten selbst. Deshalb hat die Kreisbehörde keinen Überblick, wie viele Eltern für ihre Kinder einen Platz beanspruchen, wie viele Kinder einen Platz auch wirklich bekommen haben und wie viele noch einen brauchen.

Und wie sieht es in den Einrichtungen aus? Nach Auskunft von Bianca Klimantat, Leiterin des evangelischen Kindergartens Enkirch, sind in ihrer Einrichtung noch Plätze für Zweijährige frei. Möglicherweise würden Kinder aus Traben-Trarbach aufgenommen. Eltern abweisen musste hingegen Erni Schaaf-Peitz von der Kindertagesstätte Wittlich-Neuerburg. Dort sind die Plätze für Zweijährige besetzt. Die Leiterin glaubt, dass es noch Zeit braucht, bis mehr Eltern das Betreuungsangebot für Zweijährige auch wirklich annehmen. Dieses Abwarten habe sie auch festgestellt, als vor Jahren das Eintrittsalter für Kinder in den Einrichtungen von vier auf drei Jahre gesenkt worden sei.

Abwartende Haltung hin oder her: Für die Kommunen und Kirchengemeinden als Träger bedeutet das Ausbleiben einer Klagewelle nicht, dass alle Arbeit getan ist. So wird beispielsweise in Wittlich im Konversionsgebiet rechts der Lieser eine Kindertagesstätte komplett neu errichtet. Im Frühjahr hat der Landkreis zudem 1,4 Millionen Euro Zuschüsse für Arbeiten an 15 Einrichtungen in Aussicht gestellt. Insgesamt werden rund 6,5 Millionen Euro investiert.

Meinung

Jede Einrichtung eine Insel

Reicht die Zahl der Betreuungsplätze für Zweijährige aus? Das weiß niemand. Auch nicht das Jugendamt, das den Anspruch auf Plätze für Zweijährige in Kindertagesstätten garantieren muss. Dass dem so ist, liegt daran, dass es anders als in anderen Kommunen an einer zentralen Vergabe der Plätze mangelt. Die könnte den Elternwunsch nach Betreuung zentral erfassen und einen wohnortnahen Platz zuweisen. Das würde auch die Einrichtungen entlasten, die sich nicht mehr um Wartelisten für Plätze kümmern müssten. Dies ist jedoch offensichtlich weder politisch noch von den Trägern der Einrichtungen gewollt. Eine stichhaltige Begründung dafür gibt es nicht. Macht deshalb endlich Schluss mit der Kleinstaaterei, bei der sich jede Einrichtung als Insel begreift! h.jansen@volksfreund.de

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