Das Wasser, das keiner mehr will

Beilingen · Der Trinkwasserbrunnen Beilingen (Eifelkreis Bitburg-Prüm) sorgt wieder für Aufsehen. Nachdem Experten im Winter Bedenken geäußert hatten, der Brunnen könne auf lange Sicht mit Schadstoffen belastet werden, wird die Anlage jetzt zurückgefahren.

Beilingen. Die Reaktion von Michael Mohr fällt kurz und knapp aus. "Vernünftig" sei die Entscheidung, sagt der Ortsbürgermeister von Beilingen im Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund. Er meint damit die teilweise Schließung des Trinkwasserbrunnens Beilingen. Diese hat die Verbandsgemeinde Speicher bereits im März festgelegt - an die Öffentlichkeit ist die Entscheidung bisher allerdings noch nicht gedrungen. Seit Monaten befindet sich der Trinkwasserbrunnen immer wieder in den Schlagzeilen.
Der TV berichtete zuletzt im Dezember 2014 über mögliche Schadstoffbelastungen im Brunnen. Damals waren Vertreter der Struktur- und Dienstleistungsdirektion Nord (SGD Nord) im VG-Rat zu Gast. Sie berichteten davon, dass langfristig eine gesundheitsschädliche Belastung des Brunnens mit perfluorierten Tensiden (PFT) und dem sogenannten Trichlorethen nicht auszuschließen sei (siehe Extra). Seitdem wird der Brunnen monatlich auf Schadstoffe untersucht. Die PFT-Werte lägen nach wie vor im unbedenklichen Bereich, LHKW sei bisher überhaupt nicht festgestellt worden - das hat die Verbandsgemeinde Mitte Mai in ihrem kostenlosen Mitteilungsblatt "Et Blettchen" offiziell verkündet. Auch Bürgermeister Manfred Rodens und die SGD Nord betonen das wiederholt auf TV-Anfrage. Warum wird der Brunnen dann dennoch teilweise geschlossen? Manfred Rodens erklärt dazu: "Die teilweise Schließung vom Brunnen Beilingen wurde von mir entschieden, obwohl dies absolut nicht nötig wäre." Der Brunnen Beilingen, so erklärt der VG-Bürgermeister, werde künftig nur noch eine Stunde pro Tag in Betrieb sein - nachts, zwischen 2 und 3.30 Uhr. (Bisher war der Brunnen zwei Stunden täglich am Netz). "Eine Zeit mit einem naturgemäß ohnehin sehr niedrigen Wasserverbrauch", wie Rodens sagt. Dafür, und das betont Rodens immer wieder, gebe es keinen Grund. "Auch wenn die im Beilinger Brunnen nachgewiesenen PFT-Werte weit unter den erlaubten Grenzwerten liegen, wollen wir den Bürgern mit dem Zurückfahren des Brunnens für die Zukunft ein beruhigenderes Gefühl geben." Komplett vom Netz genommen werde der Brunnen daher nicht, weil er auch in Zukunft in Ausnahmesituationen als Ersatz des Speicherer Brunnens dienen solle, erklärt der Politiker. "Wenn er ab sofort nicht mehr genutzt würde, käme es zur Verkeimung der Rohre, dann wäre eine Nutzung in Zukunft nicht mehr möglich."
Auch die SGD Nord äußert sich auf TV-Anfrage zu diesem Thema. Joachim Gerke, Abteilungsleiter Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft, Bodenschutz, betont, der Brunnen Beilingen werde "nicht stillgelegt". "Die im Brunnen gemessenen Werte liegen im unkritischen Bereich." Es bestehe kein Grund zur Besorgnis. "Allein die monatliche Beprobung gewährleistet ein hohes Maß an Sicherheit." Trotz des Zurückfahrens der Beilinger Anlage erhalten die Bürger im Ort auch weiterhin genügend Trinkwasser. Denn Beilingen wird mehrheitlich durch den Brunnen in Speicher mit Wasser versorgt.
Auch zukünftig, so betont VG-Bürgermeister Rodens, "wird der Brunnen Beilingen regelmäßig beprobt, und die vorgesehenen Maßnahmen zur Überwachung der Grundwasserströme durch die SGD-Nord werden wie geplant fortgeführt." Auf die Frage, ob er denn auch weiterhin das Wasser aus dem Beilinger Trinkwasserbrunnen trinken würde, antwortet Rodens: "Ja, sehr gerne." mfr

Meinung

Ein erster richtiger Schritt
"Dat Wasser vun Kölle is jot", das sang die Kölner Band "Bläck Föös" einst … Über Beilingen ist ein ähnliches Lied nicht bekannt. Dennoch ist das Wasser aus dem Trinkwasserbrunnen des Ortes nach wie vor vollkommen unbedenklich zu genießen - das versichern VG-Bürgermeister und SGD Nord glaubhaft. Die Entscheidung, den Beilinger Brunnen dennoch zurückzufahren, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Auch wenn es dazu momentan keinen wissenschaftlichen Grund gibt, vermittelt es den Bürgern ein Gefühl der Sicherheit, wenn sie wissen, dass ihr Trinkwasser zu über 90 Prozent aus einem Brunnen (Speicher) stammt, für den in Zukunft keine PFT- oder LHKW-Gefahr besteht. Zukünftig muss allerdings überlegt werden, ob es logistisch möglich ist, den Beilinger Brunnen dauerhaft zu schließen. Denn nur eine komplette Schließung würde auf lange Sicht wirklich ausschließen, dass Giftstoffe ins kostbare Trinkwasser gelangen. m.fritzen@volksfreund.de

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