Dicke Luft bei Unilux im Salmtal

Samtal · Die Stimmung bei Unilux ist derzeit schlecht. Die Mitarbeiter des Fensterbauers fordern mehr Geld. Die Geschäftsführung lehnt ab, mit der Begründung: Konkurrenzdruck aus Ost-Europa und anstehende Investitionen.

Bei dem Fensterbauer Unilux ziehen dunkle Wolken auf. Die Gewerkschaft IG Metall fordert für die Mitarbeiter am Standort in Salmtal unter anderem sieben Prozent mehr Lohn für die nächsten zwölf Monate. Die Geschäftsführung der Weru-Group, zu der der Fensterbauer aus dem Salmtal seit 2014 gehört, lehnt das ab. Ein Aufruf zum Streik schlösse die Gewerkschaft nicht aus. Das sei aber nicht das Ziel, erklärt der Betriebsratsvorsitzende von Unilux, Oliver Haeder.

Rückblick: Nach Angaben der IG-Metall hätte vor zwei Jahren erstmalig ein Tarifvertrag erkämpft werden können. Damals hätte die Belegschaft fünf Prozent mehr Lohn und Gehälter eingefordert und auch bekommen. Und das, obwohl damals die Marktsituation schwierig gewesen sei.

Das war 2014. Seither habe sich die wirtschaftliche Situation des Unternehmens verbessert. Aus diesem Grund habe die Mitgliederversammlung neue Forderungen aufgestellt und die Gewerkschaft den bestehenden Tarifvertrag gekündigt, um einen Neuen zu verhandeln. Neben den sieben Prozent mehr Lohn fordern die Beschäftigten jetzt auch Urlaubs- und Weihnachtsgeld, mehr Geld für die erste Überstunde sowie für die Arbeit in der Spätschicht. Außerdem einen Tag mehr Urlaub. Ihre Forderungen hätten sie bereits dem Arbeitgeber vorgelegt, mit dem Ergebnis, dass dieser ein Gegenangebot machte, dass die Tarifkommission der Gewerkschaft als Provokation aufgefasst habe. Deswegen droht jetzt die Stimmung zu kippen: "Die Leute sind erbost über das Gegenangebot", sagt Oliver Haeder.

Die Forderungen der Beschäftigten zielten schließlich nicht auf horrende Gehälter, sondern lediglich auf die Anpassung der Löhne und Arbeitsbedingungen an die, der Kollegen in den beiden anderen Werken der Weru-Group in Baden-Württemberg und Thüringen. Im Süden Deutschlands würden die Mitarbeiter derzeit mehr als doppelt soviel pro Stunde verdienen, wie das in Salmtal der Fall sei. Auch im Werk im Osten der Republik, in Thüringen, würden etwa zwei bis drei Euro mehr für die Arbeit gezahlt, erläutert der Betriebsrat.

Jörg Holzgrefe ist der Geschäftsführer der Weru-Group. Er hält die geforderten sieben Prozent für übertrieben. "Das ist ein Schluck aus der Pulle." Die könne Unilux nicht zahlen. Der Druck aus Ost-Europa, beispielsweise aus Polen, mache dem Fensterbauer zu schaffen. Dort würden die Betriebe von der Europäischen Union gefördert. Außerdem seien Investitionen von etwa zehn Millionen Euro am Standort in Salmtal geplant. Dort sollen die Produktionsanlagen erneuert werden. "Uns ist der Arbeitsplatz erhalt wichtig." Dennoch sieht er die Verhandlungen auf einem guten Weg. "Wir hatten bisher konstruktive Gespräche."

Mit den Argumenten von Holzgrefe wollen sich die etwa 500 Mitarbeiter von Unilux nicht abspeisen lassen. Die nächste Verhandlungsrunde sei für Ende Januar geplant, erklärt der Gewerkschaftssekretär der IG-Metall, Patrick Georg, der zuständig ist für die Region und damit auch für Unilux. Einen festen Termin gebe es noch nicht. Georg will aber eine gute Steigerung des Lohns durchsetzen. Wenn das Gegenangebot nicht stimme, dann auch mit Druck: "Wenn es soweit kommen sollte, streiken wir."
Kommentar Um keine Ausrede verlegen

von Sebastian Grauer

Es ist immer dasselbe Spiel. Die Mitarbeiter einer Firma fordern mehr Geld für ihre Arbeit. Die Geschäftsführung weigert sich zu zahlen, wegen der Marktlage und weil das Geld gerade sonst wo ausgegeben wird. Damit dürfen sich die Beschäftigten aber nicht zufrieden geben, gerade jetzt nicht in Zeiten, in denen die Wirtschaft brummt. Es ist traurig, dass die Arbeitnehmer ihre Chefs darauf hinweisen müssen, dass sie es Wert sind, anständig bezahlt zu werden. Auch wegen des aktuellen Fachkräftemangels. Denn das eigentliche Kapital einer Firma sind nicht die teuren Produktionsanlagen, sondern die Arbeiter, die diese bedienen. Eigentlich sollte das mittlerweile in den Führungsetagen angekommen sein. An der Belegschaft sparen, ohne die eigentlich nichts geht, ist in diesen Zeiten in unserer Region schon fast selbstzerstörerisch.
s.grauer@volksfreund.de
Extra Weru-Group

Die Weru-Group, zu der auch Unilux seit 2014 gehört, setzte 2015, nach eigenen Angaben, 172 Millionen Euro um. Arbeit finden in der gesamten Gruppe derzeit etwa 1200 Menschen. Diese produzieren pro Jahr rund 770.000 Fenster und 25.000 Haustüren. grau

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