Die Burgfrau geht nach 20 Jahren

Traben-Trarbach · Besucher aus aller Welt sind zu Rita Rapp in die hoch über Trarbach gelegene Burgschenke gekommen. Sie erlebte fröhliche Begegnungen dort, das Lokal wurde aber auch Opfer blinder Zerstörungswut. Einmal musste sie sogar ein Hausverbot aussprechen. Nach 20 Jahren hört Rita Rapp auf als Gastwirtin. Interessenten für eine Nachfolge gibt es bereits.

Traben-Trarbach. "Der Pachtvertrag ist abgelaufen", sagt Rita Rapp, die gerne weitergemacht hätte in der Grevenburgschenke. Aber gesundheitliche Gründe zwingen die 59-Jährige zur Aufgabe. "Mit fünf Tischen habe ich angefangen", erinnert sie sich an 1992. Viele Tausend Besucher aus aller Welt hat sie in zwei Jahrzehnten jeweils zwischen dem 1. April und dem 1. November bewirtet.
Überwiegend spielte sich das Burgleben draußen ab. Die Gäste haben unter alten Lindenbäumen gesessen und den verführerischen Ausblick genossen auf das pulsierende Moseltal sowie auf Trarbach und die Hunsrückhöhen. Die Burgschenke verfügt über 180 Plätze; bei schlechtem Wetter sind die Besucher in der behaglichen Gaststube eingekehrt.
Aus ganz Deutschland hielten sie ihr 20 Jahre lang die Treue. "Viele kamen auch aus dem Umland, Hunsrücker, die es sich hier einfach gutgehen ließen", sagt Rapp. "Bei mir gab es nichts aus Tüten", sagt die resolute Wirtin, die auf der Trarbacher Schottstraße unterhalb der Grevenburg groß geworden ist. Die Mutter eines 22-jährigen Sohnes hat sich mit viel Fleiß in der Gastronomie hochgearbeitet. "Das hier war immer mein Traum, ich habe mein Herzblut hineingesteckt." Der Single-Frau standen als Chefin ihr langjähriger Mitarbeiter Thomas Fink und Aushilfen zur Seite. Sie freut sich, dass sie mit der Burgschenke einen "ordentlichen und gesunden Betrieb" aufgebaut hat.
Laut Stadtbürgermeisterin Heide Pönnighaus hat der Stadtrat gewünscht, dass der neue Pächter ein Konzept vorlegt. Die Öffnungszeiten blieben ihm überlassen, es müsse allerdings gewährleistet sein, dass die Burgschenke von April bis Ende Oktober geöffnet sei. Pönnighaus: "Wir haben schon Anfragen von Interessenten, aber es muss alles seine Richtigkeit haben." Der Pachtvertrag wurde inzwischen neu ausgeschrieben.
Rita Rapp musste in der Burgschenke auch unschöne Erfahrungen machen, denn mehrmals haben Unbekannte in der Burgschenke gewütet. Es wurden Lebensmittel gestohlen, die Einrichtung zerschlagen und einmal sogar 150 Eier an die Wand geworfen. Lachend erinnert sie sich, wie sie einen Gast drei Monate lang versorgt hat. "Er war um die 40 und geistig behindert". Eine Burghöhle war sein Schlafplatz und Rita Rapp hat ihm Decken gegeben, Kaffee und warme Mahlzeiten gekocht. "Ich habe ihm sogar die Haare geschnitten und es war ein tränenreicher Abschied, als er weiterzog."
Ein Hausverbot musste Rita Rapp auch aussprechen: Mehrmals löste eine Dame im Pelz nächtlichen Alarm aus und die Polizeieinsätze wurden teuer. Katze "Lilly Rapp" sollte eigentlich nächtens draußen sein, huschte aber zuweilen unbemerkt ins Gebäude und setzte dort die Bewegungsmelder in Gang. Aus der Burg- wurde daraufhin eine Hauskatze.
Und was macht Rita Rapp in Zukunft? Mit etwas Wehmut in der Stimme, mit der sie auf ihre 20 Grevenburg-Berufsjahre zurückblickt, sagt sie: "Meine Krankheiten habe ich immer auf den Winter verlegt. Jetzt will ich erst mal gesund werden."

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