Die Pritsche hat es ihm angetan

Bergweiler · Nach diesem ausgefallenen Modell hat er in ganz Deutschland gesucht. Dabei wartete es die ganze Zeit nur wenige Kilometer entfernt auf seinen neuen Besitzer. Nach vielen Reparaturen tuckert Arno Ungers nun mit seinem geliebten Fendt GT 250 über die Felder.

Arno Ungers auf seinem Fendt GT 250. TV-Foto: Helena Belke

Arno Ungers auf seinem Fendt GT 250. TV-Foto: Helena Belke

Foto: Winfried Simon (sim) ("TV-Upload Simon"

Bergweiler. Arno Ungers sitzt auf seinem besten Stück. Es hat 25 PS, zwei Zylinder und ist 54 Jahre alt. Drei Jahre älter als er selbst. Es ist ein Traktor, ein ganz besonderer Traktor.
Ungers betätigt einen Hebel und langsam neigt sich die vorne angebrachte Pritsche seines Fendt GT 250. "So ein Gerät hab ich mir immer gewünscht", sagt Ungers und tatsächlich steht ihm der Stolz und die Freude an seinem Oldtimer-Traktor buchstäblich ins Gesicht geschrieben. Die kippbare Pritsche oberhalb der Motorhaube ist der originelle Aufbau, der unter anderem den Seltenheitswert des Gefährts ausmacht.
Was er über ein Jahr per Annonce in ganz Deutschland gesucht hat, findet er zuletzt ausgerechnet im 15 Kilometer entfernten Niederöfflingen. Mitten in der Nacht erreicht Ungers der Anruf eines Kollegen mit dem entscheidenden Hinweis auf einen Privatmann, der das lang ersehnte Schmuckstück verkauft. Für 4 700 Mark wechselt der alte Fendt den Besitzer. Als die neue Errungenschaft endlich im Hof steht, ist sie in einem bemitleidenswerten Zustand, erzählt Ungers: "Da waren die Reifen morsch, dann ist eine Schraube abgerissen und als nächstes entdeckst du: Hier ist der Motor undicht. Das ist dann schon erstmal deprimierend."
Mühsame Arbeit


Gemeinsam mit einem befreundeten Automechaniker begibt sich der gelernte Fliesenleger an die Reparatur und nimmt den alten Traktor dafür völlig auseinander. Ein mühsames und frustrierendes Unterfangen, denn hinter jedem ausgebauten Teil verbirgt sich bereits der nächste Schaden. Rückblickend gesteht Ungers ein: "Du stehst vor dem kaputten Traktor und denkst erst einmal: Das hier ist unlösbar." Doch das Projekt aufzugeben, kommt Ungers nicht in den Sinn, denn vor seinem geistigen Auge steht der Traktor bereits wieder in seiner alten Pracht vor ihm. Von dieser Vorstellung angetrieben, werkelt er über sechs Wochen an der Maschine.
Das ist nun 17 Jahre her. Seitdem darf der Fendt auf seine alten Tage in Bergweiler seinen Ruhestand genießen. Ab und zu kann der Oldtimer seine Nützlichkeit noch einmal unter Beweis stellen. Letzte Woche noch kam er für den Abtransport von Grünschnitt zum Einsatz. Ansonsten tuckert er mit seinem glücklichen Besitzer auf gemütlichen Spazierfahrten durch die Felder. Für die Dorfbewohner ist das mittlerweile ein gewohntes Bild. Haben die Zwei sich länger nicht mehr blicken lassen, erkundigen die Leute sich: "Hast du deinen alten Traktor noch?" Na klar, spätestens im Oktober können sich die Besucher des Bergweiler Oktoberfestes davon überzeugen. Auf der erstmals stattfindenden Oldtimer-Ausstellung wird Ungers wieder den Hebel umlegen und sein eiserner Freund wird brav seine Pritsche kippen.
Mit seiner Leidenschaft für die knatternden Gefährten ist Arno Ungers nicht allein in der Familie. In der Scheune nebenan steht ein alter Eicher-Königstiger seines Vaters.
Unter Liebhabern zieht der 51-Jährige mit seiner Rarität oft neidvolle Blicke auf sich. Immer wieder wird er gefragt, "Verkaufst du den?" Doch seine Antwort ist immer dieselbe: "Niemals." Auch wenn das alte Fahrzeug mittlerweile um die 11 000 Euro wert ist. Arno Ungers: "Mit dem Fendt habe ich mir einen kleinen Traum erfüllt."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort