Die Schonfrist ist vorbei

Die Gemeinden im Eifelkreis Bitburg-Prüm und im Landkreis Vulkaneifel hatten es bisher gut: Sie konnten bisher immer darauf verweisen, dass ja eine Studie mit Handlungsvorschlägen für eine neue Struktur der Gemeinden erarbeitet wird und man daher erst einmal abwarten muss. Die Kommunalpolitker im Nachbarkreis mussten sich dagegen seit Monaten mehr oder weniger stichhaltige Argumente ausdenken, um zu erklären, warum die dort auf der roten Fusionsliste des Landes stehenden Verbandsgemeinden die perfekten, zeitgeheiligten und daher in ihrer Form einzig sinnvollen Gebietskörperschaften sind.



Löbliche Ausnahme war dabei nur die VG Neumagen-Dhron, die sich nicht gegen eine Fusion wehrt. Doch Ende der kommenden Woche ist diese Schonfrist vorbei: Die Studie wird veröffentlicht.

Ein Termin auf den die Verwaltungen vor allem bei den Fusionskandidaten Kelberg, Hillesheim, an der Oberen Kyll, in Irrel, Kyllburg und Speicher wohl eher mit Bangen als mit Freude blicken. Denn wenn die beiden Wissenschaftler der Uni Trier wirklich tabulos im Hinblick auf die Sinnhaftigkeit von 344 Ortsgemeinden, Kreisgrenzen, Finanzkraft und Größe von Verwaltungseinheiten gearbeitet und sich von politischen Zwängen frei gemacht haben, dann wird ihr Vorschlag sicher nicht sein: Alles lassen, wie es ist, denn die Strukturen sind perfekt!

Vielleicht erleben aber auch seltsame Konstrukte wie die große Verbandsgemeinde Bitburg-Land, mit Sitz außerhalb ihres Gemeindegebiets - nämlich der Stadt Bitburg - eine Überraschung. Denn man könnte - rein größenmäßig betrachtet - natürlich auch auf die Idee kommen, die Dörfer, die strukturell ohnehin Bitburger Vororte sind, der Stadt zuzuschlagen, und mit dem Rest für die umliegenden Verbandsgemeinden vernünftige Größen zu erreichen.

Vermutlich haben sich viele Kommunalpolitiker schon mal die Argumente der Gemeinden im Kreis Bernkastel-Wittlich angesehen, um daraus - auch wenn es keine guten Argumente sind - eine eigene Verteidigungsstrategie für ihren Kirchturm zurecht zu legen. Zu wünschen wäre der Studie in jedem Fall etwas anderes. Zudem könnten die Verantwortlichen in der Eifel mit einem offensiven Umgang mit der Reform beweisen, dass sie keine Provinzfürsten sind, die mit populistischen Argumenten nur ihre Pfründe sichern wollen, sondern vorausschauend agierende, mutige Menschen, die die beste Struktur für die Eifelregion im Blick haben. Sollte das gelingen, könnte auch mancher Beharrungstendenz in der Nachbarschaft ohnehin dünne argumentative Boden entzogen.

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