Durchwachsene Aussichten

Wittlich · Zeit zum Meinungsaustausch und zur Bestandsaufnahme: Am 6. Januar lädt der Bauern- und Winzerverband im Landkreis zum Dreikönigstreffen nach Wittlich. Die Branche klagt über wachsende Auflagen und steigende Kosten. Direktvermarktung sei keine Lösung, sagt Vorsitzender Manfred Zelder.

Wittlich. Es sind eher durchwachsene Nachrichten, die Manfred Zelder, Vorsitzender des Bauern- und Winzerverbands, verkünden wird, wenn er das Dreikönigstreffen in Wittlich eröffnet. "Das Jahr 2014 war für uns wirtschaftlich zweigeteilt", erzählt er dem TV vorab.
Mitmischen auf dem Weltmarkt


Problematisch sei die zweite Jahreshälfte gewesen. Sowohl Getreide- als auch Milchpreise seien erheblich gefallen. "Normalerweise ziehen die Preise vor der Weihnachtszeit an", sagt Zelder.
Aber auch in der Landwirtschaft hat die Globalisierung Einzug gehalten. Und so müssen die Landwirte aus dem Kreis Bernkastel-Wittlich sich gegen die Preise des Weltmarktes behaupten. "Früher hat die Europäische Gemeinschaft uns unterstützt. Das gibt es nun nicht mehr", sagt der Landwirt.
Zelder ist sicher: "Besonders kleine Betriebe werden aufhören müssen. Das sollte die Politik verhindern. Aber kleine und große Betriebe werden über einen Kamm geschoren." Und damit meint Zelder die Auflagen, die in der Landwirtschaft immer mehr steigen - auch in Hinblick auf Verwaltungsvorschriften. "Jetzt muss sich der kleine Landwirt sonntags an den Schreibtisch setzen, statt in die Kirche zu gehen". Dass die Situation sich im neuen Jahr verbessert, glaubt Zelder nicht. "Die Erzeugung von landwirtschaftlichen Produkten ist auch wegen erhöhter Düngerpreise teurer geworden. Das Russland-Embargo wirkt sich mittlerweile aus, besonders auf Käse-Molkereien. Die Situation wird durch das Freihandelsabkommen TTIP mit den USA auch nicht besser".
Wegen der geringen Wirtschaftlichkeit würde die Fleischerzeugung ohnehin immer weiter zurückgehen. Den Hauptanteil an Grundnahrungsmitteln im Landkreis mache die Erzeugung von Weizen (4000 Hektar) und Mais aus (3300 Hektar Anbaufläche). Der Weinbau ist mit 6000 Hektar vertreten. Insgesamt liegt die Nutzungsfläche bei 35 000 Hektar. Außerdem werde in Wittlich auf etwa 100 Hektar Tabak erzeugt - das größte Anbaugebiet in Deutschland.
Zelder sieht aber auch ein weiteres Problem. "Viele NGOs (nicht staatliche Organisationen) unterscheiden nicht zwischen den Größen der Betriebe. Deshalb schlägt jeder Tierskandal auch bei uns auf." So gebe es in ganz Rheinland-Pfalz keinen einzigen Betrieb mit Massentierhaltung. Was die Schweinefleischerzeugung betrifft, liege in Rheinland-Pfalz die Selbstversorgungsrate bei lediglich zehn Prozent.
Hohe Auflagen, der globale Wettbewerb und die Suche nach Nachfolgern seien die Probleme, die es der Landwirtschaft auch im nächsten Jahr schwer machen.
Ob die Entwicklung von Selbstvermarktungsbetrieben eine Alternative ist? Das sieht Zelder skeptisch. Der Kauf von regionalen Produkten direkt beim Erzeuger sei natürlich bei den Kunden beliebt. Aber dazu müsse man auch ausgebildetes Personal vorhalten. Und damit würden wiederum die Kosten steigen.
Der Bauern- und Winzerverband trifft sich am Dienstag, 6. Januar, 10 Uhr im Pfarr- und Jugendheim St. Bernhard in Wittlich (Auf\'m Geifen 12).

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