Ein Nummernschild aus Kaisers Zeiten

Bernkastel-Kues · Nur noch wenige Fahrzeuge tragen das alte BKS-Nummernschild. Über 200 dieser historischen Kennzeichen hat Hans Peter Kuhn gesammelt. Und er besitzt zwei besondere Schätze: Ein Kennzeichen aus Kaiserszeiten und eines aus der französischen Besatzungszeit. Kommt bald das alte BKS-Zeichen wieder? Die meisten Bürger sind dafür.

 Hans Peter Kuhn zeigt drei Schilder aus seiner Sammlung: eines aus der Kaiserzeit (oben), der französischen Besatzungszeit (Mitte) und ein Kennzeichen des Altkreises Bernkastel-Kues. TV-Foto: Winfried Simon

Hans Peter Kuhn zeigt drei Schilder aus seiner Sammlung: eines aus der Kaiserzeit (oben), der französischen Besatzungszeit (Mitte) und ein Kennzeichen des Altkreises Bernkastel-Kues. TV-Foto: Winfried Simon

Bernkastel-Kues. Hans Peter Kuhn hat in seinem früheren Berufsleben unzählige Autos an-, ab- und umgemeldet. Als Inhaber einer Autowerkstatt, die er bis 2006 führte, ging er bei den Zulassungsstellen ein und aus. 200 BKS-Nummernschilder hat er sich aufbewahrt - Erinnerungen an die Zeit, als es den Altkreis Bernkastel-Kues noch gab.
Inzwischen ist Kuhn Kultur- und Weinbotschafter an der Mittelmosel. Er macht Gästeführungen und ist in Bernkastel sogar als Nachtwächter unterwegs. Dabei zückt er stets ein altes BKS-Kennzeichen aus seiner Tasche und erklärt den Touristen, dass es bis 1970 einen eigenen Kreis Bernkastel-Kues gab und man jetzt wieder bestrebt sei, das alte Nummernschild einzuführen.
Zu seiner Sammlung alter Kennzeichen gehören zwei besonders interessante und seltene Stücke. Aus der Kaiserzeit stammt das Kennzeichen I Z. I bedeutet Eins und steht für Preußen, und das Z steht für die Rheinprovinz. Berlin hatte beispielsweise ein A, Ostpreußen ein C und Sachsen ein M.
"Den Preußen war am Rheinland und der Mosel nicht viel gelegen, deshalb wohl das Z, der letzte Buchstabe im Alphabet", vermutet Kuhn.
Ein anderes Nummernschild hat weiße Buchstaben und Ziffern auf schwarzem Untergrund. Solche Kennzeichen trugen die Fahrzeuge während der französischen Besatzungszeit nach dem Krieg. In seinem Privatalbum hat Hans Peter Kuhn eine Fotografie aus dem Jahr 1957 entdeckt. Darauf ist ein alter Mercedes zu sehen, der "französisch beschildert" ist.
Die deutsch-französischen Kennzeichen trugen alle die Buchstaben F und R und die Ziffer 55 - F für Frankreich und R für Rheinland. Die Nr. 55 kennzeichnet das Saar-Departement, zu dem große Teile des heutigen Rheinland-Pfalz gehörten. Heute trägt das zur Provinz Lothringen gehörende Departement Meuse mit den Städten Verdun und Bar-le-Duc die Nummer 55.
Die Diskussion um die Wiedereinführung des alten BKS-Kennzeichens sieht Kuhn gelassen. Kuhn: "Das ist mir nicht so sehr wichtig, bin aber eher dafür als dagegen." simExtra

Zurück zum BKS-Schild: Über drei Viertel der Einwohner der Stadt Bernkastel-Kues wünschen sich das alte BKS-Fahrzeug-Kennzeichen zurück. Das hat eine Befragung der Hochschule Heilbronn im Oktober vergangenen Jahres ergeben (der TV berichtete). Befragt wurden auch Bürger aus dem Altkreis Bernkastel-Kues. Dort sind 52 Prozent für das BKS-Schild. Im August 2011 hatte sich bereits der Stadtrat Bernkastel-Kues für die Wiedereinführung des alten BKS-Kennzeichens ausgesprochen. Stadtbürgermeister Wolfgang Port bewertet das Ergebnis der Umfrage als klares Bekenntnis für das alte Kennzeichen und als Aufforderung, politisch aktiv zu werden. Im April 2011 haben sich die Verkehrsminister der Länder für eine Wiedereinführung der alten Kennzeichen ausgesprochen. Derzeit prüfen Bund und Länder, ob und wie sich dieses Vorhaben verwirklichen ließe. sim

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