Eine Hundheimerin strebt ins Ministeramt in Niedersachsen

Hundheim · Die Hundheimerin Gabriele Andretta ist von der niedersächsischen SPD als potentielle Wissenschaftsministerin auserkoren worden. Für den bevorstehenden Wahlkampf hat sie im Kreise ihrer Familie noch mal Kraft getankt.

 Die Hundheimerin Gabriele Andretta, hier zusammen mit ihrem Bruder Uwe Andretta, soll neue Wissenschaftsministerin in Niedersachsen werden. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Die Hundheimerin Gabriele Andretta, hier zusammen mit ihrem Bruder Uwe Andretta, soll neue Wissenschaftsministerin in Niedersachsen werden. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Wenn außerhalb von Rheinland-Pfalz ein Landtag gewählt wird, ist das Interesse in der Region oft nur gering. Doch zahlreiche Hundheimer werden am 20. Januar des kommenden Jahres gespannt die Ergebnisse der niedersächsischen Landtagswahl im Fernsehen verfolgen. Denn sollte die SPD dann an der Regierungsbildung beteiligt sein, wird die aus Hundheim stammende Gabriele Andretta voraussichtlich die neue Wissenschaftsministerin in dem norddeutschen Bundesland werden. Für die 51-Jährige wäre dieses Amt die Krönung ihrer bisherigen politischen Karriere.
Studiengebühren abschaffen


"Wissenschaftspolitik ist meine Leidenschaft. Ein anderer Ministerposten wäre nichts für mich", sagt Andretta. Als Ministerin wäre sie in Niedersachsen zuständig für Universitäten, Forschung, Museen und Theater, Orchester und Erwachsenenbildung. Ihre ersten Vorhaben weiß sie schon: "Wenn ich Ministerin werde, schaffe ich als Erstes die Studiengebühren in Niedersachsen ab", sagt sie. Denn hätte es diese damals gegeben, hätte sie auch selbst nicht studieren können, sagt sie.
Andretta studierte nach ihrem Abitur 1980 in Göttingen Sozialwissenschaften, Volkswirtschaftslehre und Psychologie. Nach ihrer Promotion hatte sie eigentlich eine wissenschaftliche Karriere angestrebt, doch seit 1998 gehört sie als Abgeordnete dem niedersächsischen Landtag an.

Zeit für Kinder freiräumen


Im Januar bewirbt sie sich zum vierten Mal um das Direktmandat in Göttingen, das die alleinerziehende Mutter schon dreimal erringen konnte. "Da wird man zum Organisationsgenie", sagt sie. Zeit für die heute 14-jährige Luna und den 15-jährigen Linus hat sie sich immer freigeblockt. "Bis 21 Uhr ist Zeit für die Kinder, dann geht es bis Mitternacht am Schreibtisch weiter", sagt sie. Dann beschäftigt sie sich mit den Anliegen der Bürger aus ihrem Wahlkreis. "Das Kümmern um die Probleme der Menschen ist die Hauptaufgabe eines Politikers, das ist mir ganz wichtig", sagt sie.
Andretta stammt aus einer politisch interessierten Familie. "Bei uns wurde zwischen den sieben Geschwistern und den Eltern stundenlang diskutiert, auch heute noch bei Familienfesten, wenn der gemütliche Teil vorbei, ist", sagt sie. "Das hat meinen Oppositionsgeist herausgefordert."
Ihr Bruder Uwe ist als Kreisvorsitzender der Grünen ebenfalls politisch aktiv. Doch trotz der unterschiedlichen Parteizugehörigkeit ist die Zielrichtung der Geschwister, insbesondere bei der Friedens-, Arbeits-, Bildungs- und Anti-Atomkraftpolitik, sehr ähnlich, sagen beide übereinstimmend. Lediglich in der Tagespolitik hätten beide manchmal unterschiedliche Meinungen, sagen sie.
Auch wenn Gabriele Andretta den größten Teil ihres Lebens in Göttingen zugebracht hat, fällt sie im niedersächsischen Landtag zwischen den Hochdeutsch sprechenden Abgeordneten mit ihrem Hunsrücker Platt immer noch auf. "Das legt man nicht ab", lacht sie.
Vier- bis fünfmal im Jahr begibt sie sich auf die 350 Kilometer lange Strecke nach Hundheim, um ihre Familie zu besuchen. Gabriele Andretta lebt gerne in Göttingen, sagt sie. "Aber: Dahääm is hei!", sagt sie während eines Besuchs im Hunsrück, bei dem sie für den bevorstehenden Wahlkampf noch mal Kraft tankt.

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