Erster Mittelalter-Markt floppt: Wittlicher haben keine Lust auf Zeitreise

Wittlich · Er sollte dem adventlichen Angebot der Innenstadt einen neuen Impuls geben: Erstmals bietet Wittlich einen mittelalterlichen Kunsthandwerkermarkt auf dem Platz an der Lieser. Einige Standbetreiber haben vor dem offiziellen Ende am Sonntag aufgegeben: Besucher bleiben aus. Marktbetreiber Julius Bessel macht unter anderem einen ungünstigen Eröffnungstermin verantwortlich.

 Julius Bessel, Betreiber des Mittelaltermarktes. TV-Foto: Sonja Sünnen

Julius Bessel, Betreiber des Mittelaltermarktes. TV-Foto: Sonja Sünnen

Wittlich. In der Landsknechts-Kneipe bleibt die Räuberpfanne kalt. Keiner sucht hier Schutz vor dem Regen, der das Sackleinen auf den Tischen im Freien getränkt hat. Die Feldküche ist geschlossen. Selbst der Bettler hat sich aus dem Staub gemacht. Beim Bäcker ist der Ofen aus, auch der Mann mit den Lederwaren ist weggezogen. Dafür ist ein Sattler gekommen und für den heutigen Donnerstag ist ein Kunstschmied angekündigt:
Seit einer Woche wird auf dem Platz an der Lieser eine Zeitreise ins Mittelalter angeboten. Sie findet allerdings bislang fast ohne Besucher statt. "Das hat begonnen wie eine Null-Nummer. Es sollte ein Tourismus-Förderprogramm werden", sagt Julius Bessel, "Das war auch anders geplant. Der Startschuss war falsch. Der verkaufsoffene Sonntag war unser erster Termin." Der sei dann vom Stadtmarketing-Verein umgepolt worden - auf den Donnerstag vor einer Woche. Julius Bessel sagt: "Der Sonntag hätte gepasst. Da waren viele Menschen in der Stadt. Die hätten gesehen, was hier geboten wird." Trotzdem lässt er den Kopf nicht hängen. Er ist Geschäftsführer der Alpenland Tourismus und setzt auf Wittlich: Seit 35 Jahren ist er bei der Säubrennerkirmes dabei, "schon ewig" bei der Wirtschaftswoche. Er sagt: "Wenn es woanders funktioniert, warum soll es nicht auch hier funktionieren?" Zum buchstäblich ins Wasser gefallenen Markt sagt er: "Das ist sehr bedauerlich. Aber wir bleiben dran." So scheint das auch Katharina Stara zu sehen. Sie näht bunte Kappen, Kleider und Roben, die einem Burgfräulein zur Ehre gereichen würden. "Ich mache das seit zehn Jahren", sagt die Textildesignerin: "Ich hoffe, dass noch Leute kommen. Wir müssen hoffen." Jackie Fischer bietet selbst gemachte Tonpfeifen feil, sogenannte Okarinas. Sie sagt: "Ein bisschen Glück können wir noch gebrauchen. Aber die Leute hier sind nett." Auch Jürgen Schmid von der Hexenküche steckt den Kopf nicht in den Sand: "Enttäuscht bin ich schon, aber da kann man nichts machen. Wenn man grantig wird, bringt\'s einen nicht weiter."
Immerhin wird auf Standgebühr verzichtet, weil der Markt als Versuch gilt. Zur Kritik am Eröffnungstermin sagt Karsten Mathar, Stadtmarketingverein: "Wir haben mit der Stadtverwaltung den Termin erster bis 11. Dezember gewählt und das auch Herrn Bessel frühzeitig im Oktober kommuniziert. Hintergrund war, dass am ersten Adventswochenende auf der Burg Manderscheid und der Burg Dudeldorf mittelalterliche Weihnachtsmärkte stattfinden." Und was sagt er zu den fehlenden Besuchern? "Vielleicht hätten wir den Mittelaltermarkt noch stärker auf dem Plakat hervorheben können, vielleicht genügt den Wittlichern auch das Programm auf dem Marktplatz."

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