Flugblatt spaltet Traben-Trarbacher

Traben-Trarbach · Das am Mittwoch in Traben-Trarbach verteilte Flugblatt sorgt für heftigen Streit. Darin erheben der Gewerbeverein, der Winzerverband und der Hotel- und Gaststättenverband der Stadt schwere Vorwürfe gegen VG-Chef Weisgerber und den Stadtrat. Zahlreiche Mitglieder der genannten Interessenverbände distanzieren sich vom Inhalt des Flugblattes.

Traben-Trarbach. Die Stadt Traben-Trarbach kommt nicht zur Ruhe. Jetzt stehen die Vorsitzenden des Winzerverbandes, Jörg Trossen, des Gewerbevereins, Elmar Hilgers, und des Hotel- und Gaststättenverbandes, Matthias Ganter, in der Kritik. Nach Auffassung zahlreicher Mitglieder war die Flugblatt-Aktion ein Alleingang der Vorsitzenden.
In dem Flyer heißt es unter anderem, der Bürgermeister der VG Traben-Trarbach, Ulrich K. Weisgerber, untergrabe den Erfolg der Stadt. Mitglieder des Stadtrats würden grob ihre Pflichten verletzen. Weisgerber "arbeite gezielt darauf hin, die Aufbruchstimmung in der Stadt in eine Abbruchstimmung umschlagen zu lassen".
Ferner würden Stadtratsmitglieder ihre Pflichten als Volksvertreter grob verletzen, indem sie Sitzungen boykottierten. Die Stadträte dürften nicht "willfährige Helfer des VG-Bürgermeisters" sein.
Unterzeichnet haben das Flugblatt der Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga), der Gewerbeverein und der Bauern- und Winzerverband der Stadt (der TV berichtete). VG-Chef Weisgerber war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Der zweite Vorsitzende des Winzerverbandes, Peter Storck, hatte bereits am Donnerstag den Winzervorsitzenden Jörg Trossen scharf kritisiert. Trossen habe mit keinem Winzer der Stadt über den Flyer gesprochen. Storck: "Ich bin erschüttert über ein solches Vorgehen." Ulrike Boor, Weingut Louis Klein, sagt: "Von dem Flugblatt wusste ich vorher nichts. So etwas geht gar nicht. Der Winzerverband muss sich zusammensetzen und dar über sprechen."
Nach Informationen des TV soll es im Vorstand des Winzerverbandes schwer gekracht haben. Vorsitzender Trossen wollte sich gestern öffentlich nicht äußern, Ganter und Hilgers waren für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Auch im Gewerbeverein stehen die Zeichen auf Sturm. In der Kritik stehen Elmar Hilgers und Claudia Kortmann, zwei der vier Vorstandsmitglieder des Vereins. Sie hätten, so der Vorwurf von Mitgliedern, die Flugblatt-Aktion mitinitiiert, ohne vorher im Verein darüber gesprochen zu haben. Heidi Ellrich-Caspari sagt: "Was da gelaufen ist, ist unmöglich und ein ganz schlechter Stil. Ich persönlich kenne niemanden aus dem Gewerbeverein, der das gut findet. Ich teile den Inhalt in keinster Weise." Helmut Haucke schreibt in der Facebook-Gruppe "Wir sind Traben-Trarbach": "Als Mitglied des Gewerbevereins distanziere ich mich von dem Flyer, der ohne mein Wissen in der Stadt verteilt wurde."
SPD weist Kritik zurück


Gespalten sind die Meinungen auch innerhalb des Hotel- und Gaststättenverbandes der Stadt. Hinter dem Flugblatt stehen Vorsitzender Matthias Ganter und die zweite Vorsitzende, Silvia Diemer. Die andere zweite Vorsitzende, Stefanie Lahm, wusste hingegen nichts von der Flugblattaktion. Lahm: "Dar über müssen wir jetzt intern reden."
Adelheid Schneiders vom Hotel Gonzlay sagt: "Ich stehe nicht dahinter. Als ich das gelesen habe, war ich ein bisschen geschockt. Ich will keinen Streit mit meinen Kollegen, aber das ist nicht in Ordnung."
Unterdessen wehrt sich der SPD-Fraktionssprecher im Stadtrat, Hajo Weinmann, gegen die Vorwürfe, die in dem Flugblatt gegen Stadtratsmitglieder erhoben werden. Weinmann: "Mich und meine Fraktion öffentlich der groben Pflicht verletzung zu bezichtigen und sich die Frage zu stellen, ob wir uns solche Politiker leisten können, ist schon sehr verletzend."
Ihm stelle sich die Frage, ob ein Gewerbeverein und andere sich in solch einer überzogenen und fast schon beleidigenden Form in die Politik einmischen sollten.
Kritik üben sei richtig und wichtig, und dies sollte ein Interessenverband auch tun. Dass diese Form aber dazu beitrage, Bürger, die auch Kunden sein könnten, derart zu verärgern, scheine wohl völlig dabei in Vergessenheit zu geraten.
Die SPD-Fraktion sei zu jeder Zeit bereit gewesen und sei dies auch immer noch, informative Gespräche zu führen. Weinmann: "Ich glaube, dass das der bessere Weg wäre, als solche Flugblätter zu verteilen, die den bereits schlimmen entstandenen Scherbenhaufen noch vergrößern."

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