Frust und Freude über Forstamtspläne

Dhronecken/Hermeskeil · Durch den Nationalpark werden sich die Forststrukturen im Hochwald und Hunsrück verändern. Nach den Vorstellungen des Landes bleibt Dhronecken Standort eines Forstamts, während Hermeskeil diesen Status verliert. Dafür soll in der Hochwaldstadt ein Kompetenzzentrum Waldtechnik mit über 30 Mitarbeitern eingerichtet werden. Der TV hat nach dieser Entscheidung in Mainz die Reaktionen vor Ort gesammelt.

Dhronecken/Hermeskeil. Dass die im Frühjahr 2015 geplante Einrichtung des Nationalparks Hunsrück neue Zuschnitte bei den Forstämtern in der Region mit sich bringen würde, war schon im Landeskonzept nachzulesen, das seit September 2013 vorliegt.
Doch an welche konkreten Veränderungen das Mainzer Umweltministerium denkt, wurde erst jetzt bekannt.

Das sind die Pläne: Bisher gibt es in der Region die vier Forstämter Hochwald (Hermeskeil), Dhronecken, Idarwald (Rhaunen) und Birkenfeld. Wie im TV bereits berichtet, soll es künftig ein Nationalparkamt geben, das wahrscheinlich am Umweltcampus Birkenfeld angesiedelt wird. Hinzu kommen drei Forstämter mit den Standorten Birkenfeld (Arbeitsname: Süd), Dhronecken (Nord) und Rhaunen (Ost).
In dieser Liste fehlt Hermeskeil. Das dortige Forstamt fällt weg. Stattdessen plant das Land dort die Einrichtung des Kompetenzzentrums Waldtechnik Landesforsten mit 35 Mitarbeitern. Von Hermeskeil aus soll nach Angaben eines Ministeriumssprechers ab 1. Januar 2015 beispielsweise die Waldarbeit - etwa die Holzernte, Pflanzungen und der Maschineneinsatz - im künftigen Schutzgebiet gesteuert werden. Auch die Bereitstellung von Brennholz gehört dazu. Außerhalb des Nationalparks dient das Hermeskeiler Zentrum "als forsttechnische Erprobungsstelle für den landesweiten Einsatz". So soll das Personal neue, umweltschonende Holzernteverfahren in der Praxis testen und Logistikkonzepte entwickeln, die den schnellen Abtransport von frisch geschlagenem Holz garantieren.
Insgesamt werde es durch die Umstrukturierungen in den Forstämtern der Region keinen Verlust von Arbeitsplätzen geben, hat Ministerin Ulrike Höfken (Grüne) betont.

Das sind die Auswirkungen: "Es wird sich einiges verändern", sagt Hans-Jürgen Wagner, Leiter des Forstamts Dhronecken. Zunächst geben seine Behörde und die in Hermeskeil von jeweils zwei Staatswaldrevieren große Flächen an den Nationalpark ab. In Dhronecken handelt es sich um die Reviere Erbeskopf und Malborn.
Im Bereich des Noch-Forstamts Hochwald sind es Züsch und Königsfeld-Thiergarten.
Die übrigen sieben Reviere des bisherigen Forstamts Hochwald - sie liegen teils auch in der VG Ruwer - werden künftig von der zehn Kilometer von Hermeskeil entfernten Behörde in Dhronecken aus verwaltet.
Dazu kommen dort alle Reviere, die in der VG Thalfang liegen. Bisher war Dhronecken aber auch für die Reviere im Bereich Morbach zuständig. "Diese werden wir an das Forstamt am Standort Rhaunen abgeben", sagt Wagner. Er und Berthold Breit, der Büroleiter in Hermeskeil, weisen aber darauf hin, dass die meisten bisherigen Revierförster auch weiter ihren Dienst an ihren bisherigen Wirkungsstätten verrichten werden.
"Wie sich die Veränderungen auf das Verwaltungspersonal auswirken, "wissen wir selbst noch nicht", sagt Wagner. Die Umstrukturierung sei ein Prozess, der wohl etwa eineinhalb Jahre dauern werde.
Breit ist sich aber sicher, "dass kein Mitarbeiter Angst haben muss, dass er gegen seinen Willen weit übers Land verschickt werden muss."Meinung

Kein Anlass zu großem Ärger
Müssen die Hermeskeiler durch den Nationalpark die erste bittere Pille schlucken, weil der Status als Forstamtsstandort verloren geht? Die Antwort lautet: "Nein!" Vor genau zehn Jahren brachte eine Forstreform ganz gravierende Einschnitte. Damals löste das Land fast die Hälfte seiner Forstämter auf. In der Region waren davon die Behörden in Morbach, Zerf und Osburg betroffen, die Dhronecken, Saarburg und Hermeskeil zugeordnet wurden. Und heute? Ist es in Hermeskeil so, dass an die Stelle des bisherigen Forstamtes Hochwald eine Einrichtung tritt, die Aufgaben im Nationalpark, aber auch landesweit übernehmen wird. Das klingt nicht nach einer Abwertung. Hinzu kommt: Für die Waldbesitzer - etwa die Gemeinden - wird es wohl kaum wahrnehmbare Veränderungen geben, wenn ihr Wald in den Händen des vertrauten Revierförsters bleibt und dieser lediglich seine Anweisungen künftig aus Dhronecken statt aus Hermeskeil erhält. Alles in allem liefern die Pläne des Landes also keinen Anlass zu großem Ärger. a.munsteiner@volksfreund.deExtra

Der Verbandsgemeinderat Hermeskeil hatte bei seiner Zustimmung zum Nationalparkkonzept gefordert, dass das Forstamt Hochwald erhalten bleibt. Die Mainzer Vorstellungen sehen aber anders aus. Trotzdem sagt Rathaus-Chef Michael Hülpes (CDU): "Aus meiner Sicht ist das eine Lösung, mit der wir uns abfinden können und bei der wir nicht über den Tisch gezogen werden." Zwar verliere Hermeskeil den Status als Forstamtsstandort. "Uns bleibt aber eine eigene Dienststelle erhalten, die man als ,Forsttechnikamt\\' bezeichnen könnte". Zwar würden sich mit dem neuen Kompetenzzentrum die Aufgaben verändern. Wichtig sei aber, dass in Hermeskeil die "etwa gleiche Zahl an Mitarbeitern" beschäftigt bleibt. Stadtbürgermeister Udo Moser (BFB) sieht die Pläne des Landes hingegen "reserviert". Er kenne noch zu wenig Details und erwarte bei einem Termin der Ministeriumsvertreter mit allen VG-Ortchefs am 24. Januar"umfassende Aufklärung". Für Moser steht aber fest: "Wir akzeptieren keine Schwächung des Standorts Hermeskeil". Klare Kritik kommt vom Reinsfelder Ortschef Rainer Spies (SPD). Er gehe zwar davon aus, "dass wir unseren Revierförster behalten und deshalb nicht so sehr betroffen sind. Dass man Dhronecken anstelle von Hermeskeil stärkt, finde ich aber eine Unverschämtheit", so Spies. Der Thalfanger VG-Bürgermeister Marc Hüllenkremer sagt: "Wir sind froh und bedanken uns beim Land, dass das Forstamt Dhronecken erhalten bleibt. Mit den Veränderungen, die geplant sind, können wir auf jeden Fall gut leben." ax

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