Geschenk einer Generation

NIERSBACH. In der Gemeinde Niersbach geht man jetzt einen ungewöhnlichen Weg, um finanziell auch in Zukunft noch flexibel zu bleiben. Mit dem Erlös der Abbaurechte der Kiesvorkommen gründete die Gemeinde die Stiftung Niersbach-Greverath.

Niersbach gehört auch heute noch zu den Gemeinden, die einen ausgeglichenen Haushalt vorweisen können. "Sparsame Haushaltspolitik und viel Eigenleistung der Bürger", nennt Ortsbürgermeister Franz-Josef Krumeich die Gründe dafür. Doch nicht nur Sparsamkeit, auch Kies als Bodenschatz eröffnet der Gemeinde neue Spielräume. Als jetzt die Anfrage der Firma Bandemer nach den Ausbeutungsrechten auf gemeindeeigenem Boden kam, gab es für die Verantwortlichen erst einige Argumente abzuwägen.Hin und her überlegt

"Haben wir das Recht, die Bodenschätze auszubeuten?", schildert Krumeich eine der Überlegungen. Dafür sprach, dass es durch den Flughafenausbau ökonomisch und ökologisch günstiger sei, den Kies aus Niersbach und nicht von weiter entfernten Vorkommen zu transportieren. Auch die Aussicht, dass das bisherige angrenzende Abbaugebiet, das die Firma von privaten Eigentümern gekauft hatte, nach Ende der Arbeiten weiter von der Gemeinde genutzt werden könnte, sprach für einen Verkauf der Rechte. Den Erlös beziffert Krumeich auf 550 000 Euro. Die Verantwortlichen der Gemeinde trieb aber nicht der Wunsch nach schnellem Geld für die Verwirklichung von Prestigeobjekten. "Wir haben eine Verpflichtung gegenüber der nachfolgenden Generation", erklärte Krumeich. Mit der Gründung der Stiftung wolle man erreichen, dass das Geld auch wirklich in der Gemeinde bleibe. Nicht befriedigend fand Krumeich die Vorstellung, das Geld in den Haushalt zu überführen und in wenigen Jahren "zu verbraten". Auch die Aussicht, dass durch Finanzausgleich oder Gebietsreform, der Betrag nicht mehr von der Gemeinde Niersbach-Greverath nutzbar sei, erschien wenig erstrebenswert. "Die Bürger von Niersbach haben auch die Belastung durch den Kiesabbau", begründet Krumeich den Wunsch, das Geld in der Gemeinde zu lassen. Mit der Stiftung wolle man künftig freiwillige Leistungen vor allem für die Jugend und die Vereine ermöglichen. "Mit einer Stiftung ist man flexibler", sagt der Ortsbürgermeister. In Zeiten knapper Kassen könnte die Kommunalaufsicht vorgeben, wo gestrichen werden müsse. Eine Stiftung dagegen bleibe unabhängig.Ziel: Das Dorf beleben

Der Vorstand der Stiftung besteht aus Franz-Josef Krumeich, der als Ortsbürgermeister geborenes Mitglied ist, und Vertretern der Vereine und der Feuerwehr. Ziel der Stiftung solle es sein, das Dorf zu beleben. Der Vorstand wird letztendlich über die Verwendung des Geldes bestimmen, dennoch hofft Krumeich auf einen intensive Mitarbeit der Bürger. Die Sitzungen werden aus diesem Grunde immer öffentlich sein, außer wenn es um sehr persönliche Belange gehe - etwa wenn eine Familie ohne eigenes Verschulden in eine Notlage geraten ist und unterstützt werden soll. Die erste Sitzung des Stiftungsvorstandes ist für Donnerstag, 25. März, 20 Uhr, geplant.

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