GLAUBE IM ALLTAG

Im Legoland Berlin gibt es einen Bereich, in dem sich vorwiegend Väter und Söhne aufhalten. Auf einer Rüttelplatte werden mit Legosteinen Türme errichtet.

Anschließend setzt ein Drehschalter die Platte in Bewegung, bis schließlich die Türme mit lautem Gepolter zusammenkrachen. Die Tüftler versuchen immer wieder mit großem Eifer, die Stabilität der Türme zu verbessern. Zwei Erkenntnisse lassen sich gewinnen: Die Türme gewinnen dann an Standfestigkeit, wenn ihre Grundmauern, ihre Fundamente, stark sind und wenn die einzelnen Legosteine wie Mauerwerk miteinander vernetzt sind. Diese Erkenntnis lässt sich auch gut auf unser Leben übertragen. Die Türme sind wir selbst mit unseren Werten, Einstellungen und Zielen, die simulierten Erdbeben sind Schicksalsschläge oder Brüche im Leben. Wir halten allen Widrigkeiten eher stand, wenn wir feste Werte haben, auf denen wir unser Leben aufbauen. Den Vernetzungen des Mauerwerks entsprechen die Beziehungen und Gemeinschaften, in denen wir leben. Unglück, Krankheiten und Brüche im Leben lassen sich eher ertragen, wenn wir uns in festen Beziehungen und Gemeinschaften aufgehoben fühlen. Der christliche Glaube bietet beides: Grundwerte als Fundamente unseres Lebens und eine Gemeinschaft von Gleichgesinnten. Moderne, hohe Bauwerke und Türme brauchen aber auch eine gewisse Elastizität, um Stürmen und Erdbeben zu trotzen. Diese Erkenntnis lässt sich auch auf Kirche übertragen. Neben festen Grundsätzen benötigt Kirche eine gewisse Flexibilität, um Menschen in der heutigen Zeit im Sinne christlicher Barmherzigkeit Hilfe und Halt geben zu können. Die richtige Balance zwischen Tradition und heutiger Zeit zu finden, ist eine aktuelle Herausforderung. Eine weitere Erkenntnis formulierte mein jüngster Enkel im Legoland wie folgt: Ein hoher Turm fällt tiefer. Auch für diese Erkenntnis lassen sich genügend Beispiele finden, die sich auf unsere Gesellschaft übertragen lassen. Dieter Stuff, Ürzig, Rektor im Ruhestand

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