In drei Jahren 146 Wölfe "vertilgt"

Als "das kleine Rothenburg an der Mittelmosel" betitelte der Trierische Volksfreund das schöne Weindorf Enkirch vor sechzig Jahren. In diesem Jahr feiert die Ortsgemeinde ihr 1275-jähriges Bestehen, und aus diesem Anlass wurde jetzt in den Heimatstuben eine Ausstellung zur wechselvollen Geschichte des Dorfes eröffnet.

Enkirch. Ortsbürgermeister Karl-Heinz Weisgerber mochte in seiner Begrüßungsansprache nicht ausschließen, dass Enkirch tatsächlich um einiges älter ist, denn das Jubiläum bezieht sich lediglich auf die erste urkundliche Erwähnung durch das Testament der Adelstochter Adela als "Anchiriacum" vom 1. April 733. Nach umfangreichen Sanierungsarbeiten am und im Gebäude im Mai 2006 können nun im hinteren Teil des Heimatmuseums kleine wechselnde Ausstellungen gezeigt werden. Weisgerber betonte, dass das Museum "gerade durch seine gezielte und wirklich heimatnahe Ausstellung eine Bereicherung für die Region darstellt".Museumsleiter Dieter Georg hat die Sonderausstellung konzipiert, und er ließ es sich nicht nehmen, die Gäste, darunter auch Verbandsbürgermeister Ulrich K. Weisgerber, mit einer ausführlichen und sehr informativen Führung durch das heimelige Museum zu erfreuen. In den elf Räumen des vermutlich im 15. Jahrhundert erbauten Hauses gibt es viel zu entdecken. In der alten Küche fasziniert immer wieder der zwölf Meter tiefe Brunnen, der einen Wasserstand von über fünf Metern hat. Stolz sind die Enkircher auf Originalexponate aus der Zeit des 15. bis 18. Jahrhunderts mit dem kompletten Gestühl des kleinen Gerichtes, das es seit 1248 im Ort gab. Die Sammlung ist reich bestückt mit Funden und Ausstellungsstücken, und in der Sonderschau erfährt der Gast auch Kurioses. So findet sich im "Amtsblatt des Rhein- und Mosel-Departements" aus dem Jahr 1815 eine "Verordnung über die Vertilgung von Wölfen". 146 Tiere wurden zwischen 1814 und 1816 im Enkircher Raum erlegt, und die Prämien lagen zwischen 10 Franken für einen jungen Wolf und 40 Franken für eine trächtige Wölfin. Alles schon mal dagewesen

"Zur Pflege der erkrankten und entarteten Armen" stiftete 1338 Agnes, die Witwe eines reichen Mannes, ein Spital in Enkirch. "Heute werden uns Pflegeheime als neu verkauft, dabei ist alles schon mal dagewesen", merkte Dieter Georg schmunzelnd an. Und ab 1430 wurden gut betuchte Enkircher zur Kasse gebeten: Die Sponheimer schafften das Steuersystem des "Zehnten" ab und legten personenbezogene Steuerlisten an, wenn Eigentum oder Einkommen vorhanden waren. Die Sonderausstellung stellt die Geschichte des Ortes, der vor 25 Jahren den 1. Preis im Wettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden" gewann, kurz und übersichtlich dar und lohnt einen Besuch. Das Museum in der Weingasse 20 ist freitags und samstags von 17 bis 19 Uhr, sonntags von 11 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung geöffnet. Informationen unter 06541/9265.

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