Internationale Aufmerksamkeit

Zur Scherl-Debatte in Wittlich:

Endlich findet Hanns Scherl jene internationale Aufmerksamkeit, die ihm zu Lebzeiten versagt blieb. Aus den Kunst-Metropolen Hannover, Wien und Basel kommen Stellungnahmen zu einer geplanten Ausstellung seiner Werke.Einige dieser Stellungnahmen beziehen sich allerdings weniger auf die Kunst, um die es ja eigentlich gehen sollte, sondern auf die angebliche politische Vergangenheit des Künstlers. Den Bericht über seine Tätigkeit als "Oberscharführer der HJ" und die Äußerung "zu Fanatismus verpflichtende Mission" halte ich für den Ausdruck jenes augenzwinkernden Humors, der in Diktaturen üblich ist und auf Übertreibung baut. Er soll jedem denkenden Menschen klar machen, was man denkt, ohne den dummen Schergen der Macht eine Angriffsfläche zu bieten. Wenn Scherl ein wirklicher Nazi gewesen wäre, hätte er nach dem Ende der Herrschaft des Postkartenmalers Hitler wohl Karriere gemacht. Es wird zwar nicht ausgesprochen, aber es klingt durch, dass Scherl ein Provinzler sei und deswegen unbedeutend — Weimar war zur Zeit von Goethe und Schiller auch nicht größer als Wittlich heute, also auch Provinz.Wenn aber ein Mann namens Hrdlicka als Professor nicht in der Lage ist zu erklären, warum er Scherls Werke ablehnt, und stattdessen in der für die Kunst unerheblichen Vergangenheit herumsucht, ist das beschämend.Wenn Herr Lamarre verächtlich von "biederer Schweinekunst" spricht, so möchte er sich einmal mit Breughel befassen — der malte Schweine und gilt als großer Künstler. Ich möchte wissen, warum Scherls Werke nicht gut sind, und woran man das erkennt. Den Glauben an die Unfehlbarkeit der Experten habe ich nur sehr begrenzt.Jedenfalls hat die Diskussion mein Interesse an Scherls Werken geweckt. Ich hoffe, dass das auch für andere gilt. Ernst Hanrath, Bruch KUNST

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