Kurfürstenstraße wird Teststrecke auf Zeit

12 000 Fahrzeuge am Tag passieren die Kurfürstenstraße zwischen dem Einkaufszentrum Schlossgalerie und dem Parkplatz am Fürstenhof. Es sollen weniger werden. Testweise will die Stadt in einem zunächst auf rund drei Monate begrenzten Versuch den Abschnitt, der bis zur Verbandsgemeindeverwaltung Wittlich-Land reicht, für Durchgangsverkehr unattraktiv machen.

 Kameras zählen den Verkehrsfluss als Basis für Pläne, die helfen sollen, die Kurfürstenstraße zu entlasten. Wohin sich der Durchgangsverkehr verlagert, ist ungewiss und soll getestet werden. TV-Foto: Klaus Kimmling

Kameras zählen den Verkehrsfluss als Basis für Pläne, die helfen sollen, die Kurfürstenstraße zu entlasten. Wohin sich der Durchgangsverkehr verlagert, ist ungewiss und soll getestet werden. TV-Foto: Klaus Kimmling

Wittlich. Verwundert blicken Argusaugen-Bürger auf die Ampel an der Kurfürstenstraße. Ist das da oben nicht eine Video-Kamera? Was macht denn die da? "Mensch, macht der Bürgermeister hier eine Überwachungsstadt?" - Diese Frage stellte Bürgermeister Joachim Rodenkirch selbst bei einer Einwohnerversammlung, um gleich zu erklären, was die Videokameras bezwecken sollen: Sie sollen Daten für eine Verkehrszählung liefern. An zehn Kreuzungen in der Stadt Wittlich wurde an einigen Tagen 24 Stunden lang gefilmt, was sich auf der Straße tut.

Verkehrsverlagerung beobachten



Ausgewertet wird das Ganze von einem Büro in Wiesbaden. Der Datenschutz ist aus Sicht der Stadt gewährleistet, weil nur das Büro die Aufzeichnungen nutzt, die "keinem Dritten zur Verfügung stehen", sagt Ulrich Jacoby, Pressesprecher der Stadtverwaltung.

Er sagt zum Anlass: "Der Stadtrat hat die Verwaltung mit den erforderlichen Maßnahmen zur Überprüfung der Realisierbarkeit des Verkehrskonzeptes Oberstadt beauftragt. Hierbei geht es vor allem um die Frage, wie sich der Verkehr verlagern wird, wenn in dem Teilstück der Kurfürstenstraße - zwischen Zentralem Omnibusbahnhof (Zob) und Verbandsgemeindeverwaltung - nur noch der Quell- und Zielverkehr fahren würde." Deshalb will die Stadt den "IstZustand" durch die Verkehrszählung feststellen. Dabei gehe es "nicht allein um die Zahl der Fahrzeuge, die bestimmte Kreuzungen passieren, sondern auch darum, wie viele Fahrzeuge in welche Richtung abbiegen, und das über einen Zeitraum von 24 Stunden." Was die Stadt dann ausprobieren will und was es mit dem "Verkehrskonzept Oberstadt" auf sich haben könnte, das wissen die Bürger, die die Einwohnerversammlung in St. Paul besucht haben.

Durchfahrt wird umständlich



Verwundert blickte dort mancher Bürger auf eine Grafik. Sie zeigt die Kurfürstenstraße aus der Vogelperspektive. "Ist das eine Sperrung? Was machen die denn da?" Das schienen sich einige Bürger zu fragen. Denn von der Kreisverwaltung stadteinwärts gesehen färbte sich die Kurfürstenstraße vor dem Zebrastreifen am Einkaufszentrum rot: Aha, da ändert sich was!

Was genau, das weiß Lothar Schaefer von den Stadtwerken. Er zeigt auf eine andere Grafik mit zwei Verschwenkungen vor dem Einkaufszentrum und nahe dem Haus der Jugend. Damit werde die Strecke für den Durchgangsverkehr unattraktiv.

Die provisorische Testphase soll in jedem Fall vor den Sommerferien beginnen und rund drei Monate dauern. "Wir versuchen, einen Ziel- und Quellverkehr mit rund 4000 Fahrzeugen hinzubekommen. Das wären 8000 weniger. Die Frage ist: Wo tauchen die dann auf?", sagt Lothar Schaefer. Man könne zwar weiterhin durch diesen Abschnitt fahren, müsse sich aber "über den Parkplatz quälen, was zeitlich unattraktiv ist".

Bürgermeister Joachim Rodenkirch kommentierte die Planung bei der Einwohnerversammlung: "Das ist eine sinnvolle Erprobung. Die Konsequenz kann zum Beispiel eine höhere Belastung der Wohnstraßen etwa im Talweg oder der Beethovenstraße sein." Man wolle jedenfalls eine Verkehrsberuhigung "im echten Betrieb simulieren, um dann zu neuen Entwicklungs-Optionen zu kommen."

Der Bauausschuss muss der Realisierung des Versuchs noch zustimmen. Geplant ist auch, die Obere Burgstraße ab dem Burgtürmchen zur Neustraße hin wieder zu öffnen.

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