Ehrenamt Laufen mit Weltmeistern in Kenia

Klausen/Kenia · Thorsten Steffen, der viele Jahre bei der SFG in Bernkastel-Kues gelaufen ist, hat sein Hobby wiederentdeckt und dabei auch seine Frau gefunden. Jetzt lebt er in Kenia und das Laufen trägt zu seinem Lebensunterhalt bei.

 Thorsten Steffen mit seiner Frau Betty vor einem Lauf.

Thorsten Steffen mit seiner Frau Betty vor einem Lauf.

Foto: Christina Bents

Als Thorsten Steffen, der aus Klausen stammt, vor knapp 30 Jahren bei SV Wintrich seine ersten Laufschritte in der Abteilung Leichtathletik machte, hat er bestimmt noch nicht geahnt, wie sehr das Laufen einmal sein Leben bestimmen wird. Heute lebt und arbeitet er mit seiner Frau Betty Chepkwony in Kenia, die selbst Läuferin ist.

 Er coacht seine Frau und macht im kommenden Jahr den Trainerschein in Nairobi. Kennengelernt haben sich die Beiden bei einem zehn Kilometerlauf in Frankreich, den Thorsten Steffen als Zuschauer besucht, und den Betty Chepkwony gewonnen hat. Aber bis es soweit war, ist einige Zeit vergangen. Erst einmal wechselt er von Wintrich zur SFG nach Bernkastel-Kues, bei der er unter dem mehrmaligen deutschen Meister Wolfgang Baum trainierte. An fast jedem Wochenende hat er an Straßenläufen teilgenommen, und dreimal pro Woche trainiert. Am Kröver Mitternachtslauf, dem Wittlicher, Trierer und Bitburger Stadtlauf sowie dem Silvesterlauf in Trier hat er teilgenommen. Er erinnert sich: „Das waren Läufe zwischen fünf und zehn Kilometer, und bei den meisten bin ich aufs Podium gekommen.“

Das Laufen ist für Thorsten Steffen ein Ausgleich zum Alltag, Stressabbau und natürlich Fitness. Sein großes Idol Haile Gebrselassie (siehe Extra) hat er sogar einmal persönlich getroffen, beim Silvesterlauf in Trier. Eineinhalb Jahre pausieren musste Thorsten Steffen ab 2007, weil er sich die Kniescheibe beim Fußball gebrochen hat. Langsam hat er anschließend wieder begonnen zu laufen.

Den Unterschied zwischen dem Laufen in Deutschland und dem Laufen in Kenia beschreibt Steffen so: „Laufen ist in Kenia kein Spaß, sondern harte disziplinierte Arbeit. Für die Kenianer ist Laufen ein Beruf.“ Steffen lebt mit seiner Frau in Iten, einer kleinen Stadt, rund 300 Kilometer nordwestlich der kenianischen Hauptstadt Nairobi, in der das Laufen einen großen Stellenwert und das unzählige erfolgreiche kenianische Langstreckenläufer hervorgebracht hat. Deshalb wird die Stadt auch „Home of the Champions“ genannt. Hier gibt es sehr gute Trainingsbedingungen. Der Tag beginnt für die rund 1000 Profiläufer, die gemeinsam in verschiedenen Gruppen trainieren, um 5.50 Uhr. Ab 6 Uhr wird rund zwei Stunden trainiert, anschließend gefrühstückt und man legt sich nochmal hin. Am Nachmittag steht ein weiteres Training auf dem Plan. Thorsten Steffen erklärt: „In Kenia gibt es nicht viele Möglichkeiten, eine gute Arbeit zu finden, deshalb ist es für die meisten lukrativ zu Laufen. Bei Straßenläufen in Europa bekommen sie Preisgelder, die in Kenia sehr viel Geld sind.“

Sehr erfolgreich läuft auch seine Frau. Seit 2015 ist sie jeweils zweimal für drei Monate in Deutschland gewesen, und hat an verschiedenen Läufen teilgenommen. Den Trierer und Saarbrücker Silvesterlauf hat sie gewonnen, sowie den Bonner Halbmarathon und den Osterlauf in Paderborn. Und berühmte Laufnachbarn haben Betty Chepkwony und Thorsten Steffen ebenfalls, beispielsweise Edna Kiplagat, zweifache Weltmeisterin mit einer Bestzeit von 2:19:50 im Marathon und 1:08:84 im Halbmarathon, oder Mary Keitany, die mit einer Zeit von 2:17:01, den Weltrekord im Frauen-Marathon innehat. Die 23-jährige Betty Chepkwony, die in diesem Jahr in Sofia ihren zweiten Marathon laufen wird, strebt dafür eine Zeit von unter zweieinhalb Stunden an.

Neben dem Laufen wollen die beiden sich mit Ferienwohnungen, die sie gerade errichten, ein weiteres Standbein aufbauen. Die Auswanderung nach Kenia bereut der 35-Jährige nicht. „Ich habe schon viel von den Trainern und Läufern hier gelernt, werde meinen Trainerschein in einer Schule in Nairobi machen und bin hier richtig angekommen.“

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