Polizei verhindert Skinhead-Treffen

Die Polizei hat am Samstagabend bei Andel im Kreis Bernkastel-Wittlich mit einem Großaufgebot ein Konzert der rechten Szene verhindert und rund 100 Skinheads kontrolliert. In mehreren Fällen wurden Strafverfahren wegen Waffenbesitzes eingeleitet und T-Shirts mit Hakenkreuzen konfisziert.

 Die Polizei hatte an mehreren Stellen Fahrzeuge und Personen kontrolliert und Platzverweise ausgesprochen. Foto: Polizei

Die Polizei hatte an mehreren Stellen Fahrzeuge und Personen kontrolliert und Platzverweise ausgesprochen. Foto: Polizei

Bernkastel-Kues/Andel/Osann-Monzel. "Wir haben an mehreren Punkten Kontrollstellen errichtet und konnten so bereits rund 70 Personen abfangen und die Personalien und Fahrzeuge kontrollieren", sagte Polizeisprecher Karl-Peter Jochem am späten Samstagabend gegenüber dem Internetportal des Trierischen Volksfreunds "volksfreund.de".

CDs mit rechter Musik und T-Shirts mit Hakenkreuzen



Den Kontrollierten wurde der Zutritt zu der Grillhütte untersagt, in der ein Konzert mit rechtsextremistischer Musik stattfinden sollte. Dort wurden weitere 30 Skinheads überprüft und Platzverweise ausgesprochen.

Bei der Razzia stellten die Beamten ein Auto mit einer großen Menge rechtsextremistischen Materials sicher, darunter viele CDs mit rechter Musik, T-Shirts mit Hakenkreuzen und Hitlermotiven und weitere rechtsextremistische "Devotionalien", die bei solchen Veranstaltungen üblicherweise zum Verkauf angeboten werden. Gegen die Verkäufer wurden Strafverfahren wegen der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen eingeleitet. Zudem hatten einige der Durchsuchten Schlagstöcke und Messer dabei, die sichergestellt wurden. Sie erwartet ein Strafverfahren wegen Waffenbesitzes.

Zwei Vertreter der Stadt Bernkastel-Kues untersagten das Abspielen von Musik, die bereits aufgestellten Verstärker und Boxen wurden von der Polizei konfisziert. Der Einsatz begann gegen 19 Uhr mit Unterstützung der Bereitschaftspolizei und dauerte bis zum späten Abend an. Bis zu 60 der verscheuchten Skinheads suchten nach der Razzia eine Gaststätte in Osann-Monzel auf. Sie waren dabei unter ständiger Beobachtung der Polizei, die sie dort erneut kontrollierte. Sie wurden darüber belehrt, dass sie bei Rechtsverstößen mit weiteren polizeilichen Maßnahmen, darunter auch Ingewahrsamnahme, rechnen müssten.

Zwischenfälle wurden nicht bekannt. Wie viele Polizisten im Einsatz waren, wollte die Polizei nicht sagen.

Meinung

Augen weiterhin aufhalten

Konzerte, Grillfeste, Aktionstage - die Veranstaltungen, zu denen Skinheads quer durch die Republik anreisen, klingen erstmal harmlos. Auch nicht alle Skinheads sind gleich Neonazis, nur weil sie kahl geschorene Köpfe haben. Wenn jedoch, wie jetzt bei Andel, rechtsextreme Musik gespielt werden soll, von den Besuchern Waffen und rechtsextremes Material mitgebracht werden, dann gilt: null Toleranz. Für Randale, provokante Sprüche und rechtes Gedankengut ist in Deutschland kein Platz mehr. Das konsequente Eingreifen der Polizei war nötig, um dieser Szene erst gar keinen Platz zu bieten. Wachsame Polizisten, aufmerksame Bürger und engagierte Politiker sind gefordert, um auch zukünftig den Rechtsextremismus im Keim zu ersticken. s.glandien@volksfreund.deextra Rechtsextremismus: Laut dem Verfassungsschutzbericht 2009 für Rheinland-Pfalz habe das rechtsextremistische Personenpotenzial zwar abgenommen, ihre Akteure zeigten sich jedoch aktionistischer, aggressiver und wandlungsfähiger. Dies dokumentiere insbesondere die in Rheinland-Pfalz im Jahr 2009 gestiegene Zahl rechtsextremistisch motivierter Gewalttaten - mit einem Schwerpunkt bei den Körperverletzungsdelikten. Zuletzt hatte eine Polizei-Razzia im September 2009 ein Skinhead-Treffen im Wittlicher Stadtteil Bombogen gesprengt, bei der 300 Polizisten im Einsatz waren. Damals kamen die mehr als 100 Besucher aus ganz Deutschland. 2007 verhinderten die Gemeinde Morbach und ihre Bürger die Einrichtung eines Schulungszentrums der NPD im Ortsteil Gonzerath. (sn)

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