Praktikant mit vollem Körpereinsatz

HERRSTEIN. "Ich würde es jederzeit wieder tun." Das steht für Florian Walg fest. Der Student und Praktikant der Stefan-Morsch-Stiftung in Birkenfeld hat Stammzellen gespendet.

Den Semesterbeginn hatte er sich eigentlich anders vorgestellt: Statt in Bingen zu studieren, ist Florian Walg aus Herrstein als Lebensretter aktiv. Denn seine Stammzellen sollen einem Leukämie-Kranken das Weiterleben ermöglichen. Anfang August wurde Florian Walg von der Stefan-Morsch-Stiftung in Birkenfeld, bei der er als Stammzellenspender registriert ist, informiert, dass er als möglicher Spender für einen Patienten in Frage komme. Eine aufwändige Suche nach dem Spender blieb der Stiftung erspart, denn Florian arbeitet bereits seit zwei Jahren als Praktikant während seiner Semesterferien dort mit.Vier Tage lang Medikamente gespritzt

Als die Aufforderung zum Spenden kam, hat Walg keine Minute lang gezögert: "Ich habe sofort gesagt, dass ich zum Spenden bereit bin." Nach einer gründlichen Voruntersuchung und mehreren Tests war Anfang September klar, dass Spender und Patient genau übereinstimmen und einer Transplantation nichts mehr im Wege stand. Vor der Entnahme der Stammzellen, die Träger der DNA-Information sind, musste sich der 22-Jährige vier Tage lang zweimal am Tag das Medikament "Neupogen" spritzen. Dieses regt die Stammzellen an und "lockt" sie aus dem Knochenmark hinaus in den Blutkreislauf. Große Beschwerden hatte er nicht: "Bis auf ein paar Rückenschmerzen ging's mir gut." Dabei können Schmerzen aber auch eine positive Ursache haben. Denn: "Wenn ein Spender über Schmerzen klagt, kann das auch ein Indiz dafür sein, dass besonders viele Stammzellen aus dem Knochenmark hinausgetrieben wurden", erklärt Dagmar Christ vom Eufets-Institut in Idar-Oberstein, das die Entnahme überwachte. Genügend Stammzellen kamen bei Walg nach fünf Stunden aber auch so zusammen: Statt der mindestens benötigten sechs Mal 106 brachte er es auf stolze elf Mal 106 Stammzellen. Entnommen wurden die Zellen in einem Vorgang, der als "Leukapharese" bezeichnet wird. Dabei ist der Spender über zwei Armvenen mit einem Zellseperator verbunden, der die Stammzellen aus dem Blutstrom "herausfiltert".Keinerlei Beschwerden

Während der Entnahme darf sich der Spender so gut wie nicht bewegen und so musste Mutter Elsbeth Walg als Kontaktperson am Krankenbett sitzen. "Da kommen alte Erinnerungen hoch", lacht sie, als sie ihren Sohn mit Essen und Trinken versorgt. Auch nach der Entnahme fühlt sich Walg gut. "Ich habe keinerlei Beschwerden." Zudem sei es für ihn als Biotechnologie-Student auch sehr interessant gewesen. "Für mein Studium war das eine lehrreiche Erfahrung." Und eine lebensrettende dazu. Direkt nach dem Eingriff werden die Stammzellen im Eufets-Labor untersucht und dann per Eilkurier zum Patienten geschickt. Die Transplantation muss nun innerhalb der nächsten 72 Stunden erfolgen. Für wen er gespendet hat, weiß Florian nicht. "Nach einem oder anderthalb Jahren erfahre ich dann aber, ob der- oder diejenige überlebt hat." Ein Treffen zwischen Spender und Patient ist erst nach zwei Jahren möglich. Noch einmal als Spender zu fungieren, wäre für Florian Walg kein Problem: "Ich würde es jederzeit wieder tun."

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