Vier Helme hängen nun am Nagel

WITTLICH. Da kritisiert jemand seine Führungskraft und quittiert letztendlich selbst den Dienst. Drei Zugführer der Wittlicher Feuerwehr Stadtmitte haben das getan. Andere lehnten Beförderungen ab, eine Unterschriftenaktion wurde gestartet. Kurz: Es rumorte hinter den Kulissen.

Peter Kohlei ist Chef der Wittlicher Feuerwehr. "Seine fachlichen Fähigkeiten stehen außer Frage", das sagen viele, seine Aufgaben bis in die Landesebene belegen das. Allerdings gab es auch gestandene Feuerwehrmänner, die Kritik am Führungsstil übten. Auffällig ist: Der Brandschutzzugführer, der Hauptbrandmeister und gleichzeitig Gefahrstoffzugführer und der Führer des technischen Zugs sind jetzt freiwillig aus dem Dienst ausgeschieden, auch der stellvertretende Wehrleiter hat um Entlassung gebeten, bei einer Jahresdienstbesprechung verzichteten rund zehn Mitglieder auf Beförderung. Anschließend wurden rund 60 Unterschriften gesammelt, mit dem Appell an den Wehrleiter, zurück zu treten. Ein "Sturm Weniger im Wasserglas" oder Anzeichen dafür, dass interne Konflikte zu lange ungelöst blieben, konstruktive Kommunikation auf der Strecke blieb und damit wirklich eine entscheidende Schwäche der Führungskraft? Das weist der oberste Feuerwehrchef, Bürgermeister Ralf Bußmer, zurück, der sich klar hinter Peter Kohlei stellt: "Es gibt keinen Grund, den Wehrführer abzulösen." Als ihm klar geworden sei, dass es Stress gebe, sei er zu dem Schluss gekommen, dass es sich um rein "feuerwehrinterne Streitigkeiten mit historischen Ursachen" handle. Da deutlich wurde, dass es Kommunikationsstörungen gebe, seien Gespräche geführt, eine Moderation erfolgt und eine langfristige Mediation, in der ein Außenstehender zu vermitteln versucht habe. Gerd Claer, Leiter des Ordnungsamtes, sagt: "Diese Entwicklung war nicht unser Ziel. Wir wollten alle über neue Strukturen miteinbinden. Die Kritik am Führungsverhalten war nicht nachweisbar." Er verweist auf eine Umfrage unter den 170 Feuerwehrmitgliedern, davon 64 aus der Einheit Stadtmitte, mit 127 Rückmeldungen, die ein "außerordentlich positives Bild" geliefert hätte. Es seien nur fünf kritische Stimmen abgegeben worden. 84,3 Prozent hätten ihre Arbeitszufriedenheit mit zufrieden oder sehr zufrieden angegeben. Erfahrene Männer danken ab

Die drei Ex-Zugführer, die im Arbeitskreis Organisation und die Fragebogenaktion eingebunden waren, sagen: "Der Bogen war überhaupt nicht gegen den Wehrleiter angedacht, sondern, um organisatorische Abläufe zu hinterfragen." "Wenn das so positiv gewesen wäre, wäre dieses Aufwallen nicht möglich gewesen", sagt auch ein anderer Insider und verweist darauf, dass anschließend immerhin über 60 Männer die Resolution zum Rücktritt des Wehrleiters unterschrieben hätten. Dazu sagt die Verwaltung, der Appell habe auch auf Falschmeldungen beruht, weshalb Mitglieder unterschrieben und sich anschließend dafür entschuldigt hätten. Peter Kohlei hat in einem Schreiben an die Wehr reagiert: "Der mir zugegangene Appell steht im Gegensatz zu der erst kürzlich durchgeführten umfassenden und objektiven Befragung aller Feuerwehrangehörigen. Ein solcher Wunsch ist grundsätzlich legitim und unter anderem auch ein möglicher Aspekt in der vom Bürgermeister und mir initiierten Untersuchung und Diskussion zur Organisationsstruktur in der Feuerwehr Wittlich." Fakt ist, dass sich drei von zehn Zugführern Stadtmitte und der stellvertretende Wehrleiter Heinz Zender haben entpflichten lassen. Über 100 Jahre Erfahrung sind auf einen Schlag freiwillig in Pension gegangen. Heinz Zender sagt zu seinen Gründen: "Weil die Vorgänge für mich nicht mehr haltbar und tragbar waren." Er war 33 Jahre bei der Feuerwehr, Conny Becker 25 Jahre, Michael Werner 35 Jahre und Jörg Teusch 22 Jahre. Letzterer betont, dass sein Wunsch nach Entpflichtung keinerlei berufliche Gründe habe. Die drei Zugführer sagen auf TV-Nachfrage, sie hätten früh persönliche Gespräche mit dem Wehrleiter geführt, was dieser im TV-Gespräch nicht bestätigt. Seine Fachkompetenz stehe außer Frage, aber man habe seine aus ihrer Sicht mangelnde Führungskompetenz im sozialen Bereich deutlich kritisiert. Jedoch weder die Beförderungsverweigerung noch die Unterschriftensammlung sei von ihnen ausgegangen. Gerd Claer vom Ordnungsamt sagt dagegen: "Da wurden Probleme einzelner Führungskräfte in die Fläche getragen." Die drei Zugführer betonen unisono im TV-Gespräch, man sei zwar "über Jahre leidensfähig zum Wohle der Feuerwehr" gewesen. Man wolle in der Öffentlichkeit keine schmutzige Wäsche waschen, und man sei "nicht angetreten, um jemand "an die Wand zu nageln", aber: "Der Leidensdruck war zu groß. Jetzt hieß es, entweder geht der oder wir." In seiner Reaktion auf die Unterschriftenliste schrieb der Wehrleiter: "Nach den Organisationsentscheidungen bin ich zum geeigneten Zeitpunkt gerne bereit, mich im Einvernehmen mit dem Bürgermeister in sachlicher Atmosphäre einem Votum zu stellen." Auch im Gästebuch der Internet-Seite der Feuerwehr finden sich Stimmen zu den Vorgängen: www.ff-wittlich.de.

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