Vom anderen Ende der Welt

Bernkastel-Kues · Im Februar ist Ron Fellowes in Nepals Hauptstadt Kathmandu gestartet. Pünktlich nach sieben Monaten hat er mit seinem Motorroller das 10. Fabrique Nationale-Treffen in Bernkastel-Kues erreicht. Zum Jubiläum kamen Teilnehmer aus ganz Europa. Der Neuseeländer Fellowes hatte mit rund 14 000 Kilometern die weiteste Anfahrt.

 Ron Fellowes (rechts) mit seinen zwei Schätzchen: Ehefrau Lynne und der 102 Jahre alten Vierzylinder-FN-Maschine. Links im Bild Organisator Dieter Denzer. TV-Foto: Marita Blahak

Ron Fellowes (rechts) mit seinen zwei Schätzchen: Ehefrau Lynne und der 102 Jahre alten Vierzylinder-FN-Maschine. Links im Bild Organisator Dieter Denzer. TV-Foto: Marita Blahak

Bernkastel-Kues. Dieter Denzer, Organisator des jährlichen FN-Treffens in Bernkastel-Kues, strahlt. 90 Maschinen der legendären belgischen Marke FN (Fabrique Nationale) mit rund 140 Teilnehmern kamen an die Mosel. Und mittendrin Ron Fellows, der stolz auf seine alte, aber rüstige "Effi" , Jahrgang 1910, blickt. 102 Jahre hat das historische Vierzylinder-FN-Motorrad auf dem "Buckel" . Es hat seinen 69-jährigen Besitzer Ron Fellows von Nepal bis an die Mosel gebracht.
"Old Bloke on an Bike" (alter Kerl auf dem Motorrad) nennt er sich auf seiner Homepage. Sein Tacho zeigt genau 14 248 Kilometer an. Der wettergegerbte drahtige Mann ist ein Abenteurer. Bereits mit 13 Jahren besaß er eine Harley. Da er aber zum Fahren noch zu jung war, gab er sich zunächst mit dem Bau eines Go-Karts zufrieden.
Schwere Maschinen folgten später, mit denen Fellowes auf große Fahrten ging. Mit seiner 102 Jahre alten FN will er zu deren "Wiege" nach Belgien zurück. Diese Idee war auch der Auslöser zu seiner aktuellen Mammut-Tour.
"Riesig" nennt Denzer die Zuschauermenge, die die geballte FN-Parade auf dem Forumsplatz bestaunt. Und Ron Fellowes genießt die Geselligkeit inmitten der großen FN-Familie. Denn sieben Monate lang war die FN sein vollgepacktes "Zuhause"; auf dem Gepäckträger lag sein Zelt-Hotel.
Zur (lebens)notwendigen Ausrüstung gehörten zudem Ersatzreifen, Allwetter-Kleidung, jede Menge Papiere und Dokumente, die für die Länderdurchfahrten wichtig sind, und sein persönliches GPS - handgeschriebene Blätter mit den Städten entlang der Tour.
"Sie glauben gar nicht, wie wenig man für den normalen Alltag benötigt", lacht der ehemalige Diesel-Mechaniker. Was die internationale Verständigung betraf, so bediente sich der Weltenfahrer seiner Muttersprache Englisch oder redete mit "Händen und Füßen". Seine Ehefrau Lynne war seine Sekretärin im Internet.
"My tour was wonderful and sometimes dangerous (meine Tour war herrlich und auch manchmal gefährlich)", erklärt er. Reifenpannen, Temperaturen von kalt bis heiß, menschenleere Gegenden und Verkehrschaos machten die Reise zu einem wahren, aber auch strapaziösen Abenteuer. Zehn Kilo habe er an Gewicht verloren.
"Meine Begegnungen mit den vielen freundlichen, hilfsbereiten Menschen werden mir stets in Erinnerung bleiben", gesteht Fellowes. "Und ich hatte nur sieben Tage Regen auf der ganzen Tour", verrät er. In einem Tagebuch hält er die Reise mit dem Ziel Belgien fest.
Viel verraten will Fellowes nicht: "Denn ich habe vor, über meine Erlebnisse ein Buch zu schreiben." Jetzt freut er sich erst einmal auf eine Dusche und ein kuscheliges Bett.mbl
Infos im internet unter www.Old Bloke on an Bike
Extra

Flug von Brisbane/Australien nach Kathmandu/Nepal, dann mit dem Motorrad auf dem Landweg durch den Himalaya, durch Indien, Pakistan, Iran, die Türkei, Bulgarien, Serbien, Rumänien, Ungarn, Tschechien, Deutschland, Bernkastel-Kues und Belgien. mbl

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