Wo einst Römer und Kelten unterwegs waren

Wederath · Via Ausonia heißt die Sonderausstellung im Wederather Archäologiepark, die am kommenden Sonntag eröffnet wird. Sie beschäftigt sich mit der mehr als 1800 Jahre alten Straße der Römer und Kelten durch den Hunsrück.

 Museumsleiterin Rosemarie Cordie zeigt ein Relief, auf dem ein Pferdefuhrwerk zu sehen ist. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Museumsleiterin Rosemarie Cordie zeigt ein Relief, auf dem ein Pferdefuhrwerk zu sehen ist. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Wederath. Schon immer waren die Hügel oberhalb von Wederath Dreh- und Angelpunkt der Verkehrsführung über den Hunsrück. "Heute sind es die Hunsrückhöhenstraße und die B 50, die dort verlaufen, aber schon bei den Kelten und Römern war der Vicus Belginum ein Verkehrsknotenpunkt", sagt Rosemarie Cordie, Leiterin des Archäologieparks Belginum.
Grund genug, dass sich das Museum ab dem 20. August bis November in einer Sonderausstellung mit dem Namen Via Ausonia den 1800 Jahren Hunsrück-Römerstraße widmet. Einst lief diese von Mainz an Belginum vorbei bis nach Trier, teilte sich allerdings zuvor in Elzerath. Der Schnellweg durch Täler und über Höhen nach Trier, den Reiter und leichte Fahrzeuge genutzt haben, verlief weiter über Fell und Mertesdorf. Die schwereren Fuhrwerke sind in Elzerath nach Neumagen abgebogen und haben dann erst den Weg Richtung Trier eingeschlagen.
Das Jubiläum der 1800 Jahre von 213 bis 2013 ist dem Straßenausbau durch den einstigen römischen Kaiser Marcus Aurelius Antoninus mit dem Spitznamen Caracalla (siehe Extra) gewidmet. Dieser ließ damals die vorhandenen römischen Wege und Brücken restaurieren und reparieren, um der wachsenden Bedrohung durch die Germanen widerstehen zu können. "Allerdings sind die Verbindungen wesentlich älter", sagt Cordie. "Erste Straßen, die die Kelten angelegt und die Römer dann übernommen haben, sind für die Zeit von 500 vor Christus nachgewiesen." Ein erster Ausbau der keltischen Verkehrswege durch die Römer hatte bereits unter Kaiser Augustus im Jahr 20 nach Christus stattgefunden. Wahrscheinlich war damals eine römische Pioniereinheit für die Dauer des Ausbaus in Belginum stationiert.
Gezeigt werden in der Sonderausstellung im Archäologiepark originale, 1800 Jahre alte Meilensteine aus Pölich und Niederemmel, die sonst im Landesmuseum in Trier stehen. Sie markierten mit ihrer Höhe von 2,5 Metern die damalige Wegstrecke. Auf den Meilensteinen war vermerkt, wann und unter welchem Kaiser diese aufgestellt wurden und wie weit die jeweiligen Strecken für die Reisenden noch sind. Zudem sind Reliefs ausgestellt, auf denen Szenen mit Wagen abgebildet sind, beispielsweise mit einem Weinfass bestückt.
Ein weiterer Höhepunkt der Ausstellung: Inschriften von einem römischen Tempel oberhalb von Piesport, auf denen die Namen von Reisenden eingraviert sind. Dazu gehörten hohe Beamte genauso wie dem Kaiser untergeordnete Herrscher und Soldaten der Statthalter. "Wer Rang und Namen hatte, ist hier vorbeigekommen", sagt Cordie. Vermutlich legte sogar der Kaiser Caracalla persönlich den Weg über den Hunsrück zurück, als er von der Rhone kommend über Trier und Mainz weiterzog, um die römisch-germanische Grenze zu befestigen. Weiterhin sind Teile von Pferdegeschirr ausgestellt, wie sie seinerzeit benutzt wurden. Panoramafotos zeigen, wie der spätantike Dichter Ausonius nach seinem Weg durch das Dickicht des Hunsrücks erstmals das liebliche Moseltal mit seinen Weinbergen erblickte, das ihn an seine Heimat Bordeaux erinnerte und das er in dem Werk "Mosella" beschrieb.
Ursprünglich war die Ausstellungseröffnung für den 20. Juni geplant gewesen. Sie musste aus organisatorischen Gründen auf diesen Sonntag verlegt werden.
Die Sonderausstellung ist während der Öffnungszeiten zu sehen, täglich von 10 bis 17 Uhr.
Montag ist Ruhetag.Extra

Der Spitzname Caracalla des römischen Kaisers Marcus Aurelius Severus Antoninus leitet sich vom keltischen Namen für einen Kapuzenmantel ab. Den trug der 188 nach Christus geborene Herrscher gerne. Nachdem sein Vater gestorben war, ermordete er seinen Bruder und übernahm 211 die Herrschaft über das Römische Reich. Es gelang ihm, die Grenzen des Römischen Reiches stabil zu halten. Innenpolitisch verlieh er allen freien Bewohnern des römischen Reiches die Bürgerrechte. Antike Autoren bezeichneten sein Regime als Terrorherrschaft eines Wahnsinnigen, der nicht davor zurückgeschreckt sei, Zehntausende seiner Gegner verfolgen und töten zu lassen. 217 wurde er selbst ermordet. (Quelle: Begleitheft zur Ausstellung) cst

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