Zwei Seniorenzentren für 13,5 Millionen Euro

In Neumagen-Dhron und in Piesport gibt es Pläne für den Bau von Alten- und Pflegeheimen mit betreutem Wohnen. In Piesport soll am Ortsrand gebaut werden, in Neumagen-Dhron eine Lücke im Ortskern nahe der Mosel geschlossen werden. Angst vor der jeweiligen Konkurrenz gibt es offenbar nicht.

Neumagen-Dhron/Piesport. Zeitgleich wird in Neumagen-Dhron und im fünf Kilometer entfernten Piesport der Bau von Seniorenzentren geplant. Die Chancen für eine Realisierung der millionenschweren Projekte stehen gut. Die Pläne für ein Seniorenheim in Neumagen-Dhron gibt es bereits seit mehreren Jahren. Was bisher fehlte, war ein passendes Grundstück. Daher sind Konzepte, wie im Jahr 2006 für barrierefreie Wohnungen an der Grundschule, gescheitert (der TV berichtete).

Dass sich nun durch den Abbruch alter Weingutshallen und die Nutzung eines ehemaligen Hotels in der Kaffeegasse eine neue Chance auftut, für die es mit dem Projektentwickler Ulrich Krämer (Konz) sogar einen Investor gibt, wird als Glücksfall gesehen.

Krämer hat seit 1991 Erfahrung mit dem Bau von Seniorenzentren und ist bundesweit tätig. Im Rahmen einer Anliegerversammlung stellte er sein Konzept bereits vor. "Ich will ja nicht gegen eine Gemeinde planen", sagt er. Die positive Resonanz dürfte seine Pläne bestärken. Von den Bürgern kamen keine Vorbehalte. Im Gegenteil: Der Standort sei optimal für Senioren, weil das Moselufer mit seinen Spazierwegen nahe sei, hieß es.

Ortsbürgermeister Willi Herres hält es mit Blick auf das Erscheinungsbild der Gemeinde für notwendig, das Loch in der Kaffeegasse zügig zu schließen. Wer Betreiber werde, stehe noch nicht fest, sagt Krämer. Er stehe aber in Verhandlungen mit Interessenten.

Passend zur Situation in der Kaffeegasse ist ein Bau geplant, der sich den vorhandenen Häusern in Form und Höhe anpasst. Vorgesehen sind circa 60 Pflegeheimplätze und acht bis elf Wohnungen. Die Investitionskosten belaufen sich auf voraussichtlich 6,5 Millionen Euro. Bis zu 30 Vollzeitstellen sind geplant. Die Wohnungen sollen in dem Hoteltrakt entstehen. Da der unter Denkmalschutz steht, muss noch mit der zuständigen Behörde verhandelt werden.

Keine Angst vor Konkurrenz



Ein Bebauungsplan ist für die durch den Abbruch entstandene Lücke nicht erforderlich. Sollte die Genehmigung bis zum Sommer erteilt werden, könnte im Spätsommer oder Herbst angefangen werden. Als Bauzeit sind zehn Monate veranschlagt.

Für das Vorhaben in Piesport muss zuvor noch ein Bebauungsplan erstellt werden. Die Anlieger begrüßen laut Ortsbürgermeister Karl Heinz Knodt das Vorhaben. Am 4. Mai findet wie in Neumagen-Dhron eine Bürgerversammlung statt. Ende Mai, so Knodt, könnte dann über den Bebauungsplan entschieden werden. Der Bauantrag soll vorab gestellt werden, damit eventuell Anfang Juni die Genehmigung vorliegt.

Der Neubau ist auf einer Fläche von 6500 Quadratmetern im Ortsteil Reinsport geplant. Vorgesehen ist ein zwei- bis dreigeschossiges 80 bis 90 Betten-Haus mit Seniorenzentrum, betreutem Wohnen, vollstationärer Pflege und Räumen für Arzt, Apotheke, Bistro, Gesundheits-Dienstleister. Die Kosten liegen voraussichtlich bei sieben Millionen Euro. 70 Arbeitsplätze (Voll- und Teilzeit) sollen entstehen.

Projektentwickler Rolf Bläsius (Luxemburg) hat als Betreiber die Ärztin Kornelia Oswald-Diesel aus Hohenpeißenberg (Bayern) im Boot. Sie will auch ein im Eifelort Landscheid geplantes Seniorenheim betreiben (der TV berichtete). Den Bebauungsplan hat das Neuerburger Ingenieurbüro Max und Reihsner für die Gemeinde erstellt.

Auf TV-Nachfrage erklären Krämer und Bläsius, dass sie keine Angst vor der jeweiligen Konkurrenz haben. Der Bedarf an Seniorenzentren wachse.

Im Kreis Bernkastel-Wittlich gibt es nach Angaben von Manuel Follmann (Kreisverwaltung) derzeit 18 Seniorenheime. Sie verfügen über insgesamt rund 920 Betten. Dazu kommen 90 Plätze in der Tagespflege.
Meinung

Der Bedarf an Plätzen steigt

Von Clemens Beckmann

Zu Hause alt werden: Dieses Ziel haben viele Menschen. Doch gleichzeitig wächst der Bedarf an Seniorenheimen. Die Medizin macht zwar immer weiter Fortschritte, und die Leute werden älter. Aber irgendwann ist doch oft der Weg ins Altenheim vorgezeichnet - auch weil die familiären Bindungen nicht mehr so sind wie in früheren Zeiten. Dass 920 Betten in einem Kreis mit mehr als 100.000 Menschen auf Dauer nicht reichen, liegt auf der Hand. Bei der demografischen Entwicklung ist es wahrscheinlich, dass sich in Zukunft auch in weiteren Orten in der Größenordnung von Neumagen-Dhron und Piesport der Bau von Seniorenheimen oder die Umnutzung bestehender Gebäude lohnen. Wichtiger Nebeneffekt: Es entstehen neue Arbeitsplätze. Für eine ländliche Region, die besonders vom Bevölkerungsrückgang betroffen ist, ergeben sich dadurch auch wieder neue Chancen.

c.beckmann@volkfreund.de

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