Ausgezeichnete Artenvielfalt am Neumagener Berg

Neumagen-Dhron · "Wer ist die Schönste im Hunsrück?" lautete das Motto des diesjährigen Wiesen-Wettbewerbs des rheinland-pfälzischen Bunds für Umwelt und Naturschutz. Von 22 Bewerbern schafften es drei aus dem Kreis Bernkastel-Wittlich unter die Besten.

Neumagen-Dhron. Nicht immer ist Preisträgern ihre Einzigartigkeit auf Anhieb anzusehen. Vor allem, wenn sie so bescheiden wirken wie die jüngsten Sieger des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland (Bund) in Rheinland-Pfalz. Der Verein hat zum zweiten Mal einen Wiesenwettbewerb ausgelobt und besonders artenreiche Flächen - diesmal im Hunsrück - ausgezeichnet. Gewürdigt wurden Menschen, die wertvolle Wiesen und Weiden entwickeln, pflegen und schützen und so eine erlebbare Natur und regionale Identität bewahren.
Aus dem Kreis Bernkastel-Wittlich sind drei Sieger dabei: Lena Berger vom Hof Kron in Neumagen-Dhron, Rainer Luxemburger aus Andel und Ute Thiel (Mainz) mit Flächen in Burgen. Sie hat sich mit ihren von einem Schäfer betreuten Wiesen mit seltenen Blumen und wilden Kräutern beworben, um zu zeigen, "was wir da für Schätze haben". Den Schreiner Rainer Luxemburger machten heimatlose Ziegen zum Experten. Seit 13 Jahren lässt er sie auf Flächen weiden und pachtete Brachland dazu, um genügend artgerechtes Futter für sie zu haben.
Abiturientin Lena Berger (19) folgt mit ihrer Sensibilität für Artenreichtum einem vorgezeichneten Weg. Vater Heiner bewirtschaftet seit 1989 Wiesen extensiv. Das heißt, er düngt sie nicht und mäht sie nur einmal im Jahr. Der Energiegehalt solcher Biotopwiesen ist zwar geringer. Doch für seine Pferde- und Mutterkuhhaltung ist er nicht angewiesen auf höherwertiges Futter. Allerdings kann er nur deshalb so umweltschonend wirtschaften, weil die Pachtpreise auf dem Neumager Berg noch im Rahmen sind. Das liegt zum einen an vielen kleinen Parzellen, zum anderen an der Akzeptanz der Pächter für Biotopwiesen. Auf der Wiese, mit der sich Tochter Lena am Wettbewerb beteiligte, wachsen 94 Pflanzenarten, darunter Ehrenpreis, diverse Seggen und Zittergras. Kartiert wurde sie mithilfe einer Liste, die, vom Bund kontrolliert, Fachleute oder auch die Grünlandpfleger vor Ort ausgefüllt haben. Für Lena war das kein Problem. Da sie auf dem Plateau aufgewachsen ist, kennt sie viele Arten von klein auf. Längst steht für sie auch fest, dass sie den väterlichen Hof, seit 2010 "Partnerbetrieb Naturschutz" des Landes Rheinland-Pfalz, übernehmen wird. Studieren möchte sie Pferdewissenschaften, weshalb sie derzeit eine Ausbildung zur Freizeitreitlehrerin absolviert.
Die Bund-Jury stößt mit ihrem Wettbewerb auf wachsende Resonanz. 22 Bewerber beteiligten sich in diesem Jahr, zehn mehr als 2012. Und das mit "überdurchschnittlich artenreichen" Wiesen, lobt Jürgen Dechent, wissenschaftlicher Betreuer. Sogar das seltene Brand-Knabenkraut sei entdeckt worden. Laut Geschäftsführerin Sabine Yacoub ist der bedrohte Lebensraum "artenreiches Grünland" nur mit engagierten Menschen zu erhalten. Denn Grünlandwirtschaft lohne finanziell weniger als Ackerbau. Artenreiche Wiesen sind im Übrigen als Flora-Fauna-Habitat-Biotope nach EU-Recht geschützt. urs

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