Delegation aus Bremen erntet in Erden Trauben für den offiziellen Rebensaft der Hansestadt

Erden · Die römische Kelteranlagen von Erden sind der älteste Beweis von Weinbau an der Mosel. Rund 1800 Jahre nach ihrer Erbauung fördern sie das Zusammenleben in der Bundesrepublik Deutschland: Eine Delegation aus der Hansestadt Bremen hat zum vierten Mal Trauben für ihren Senatswein in der Lage Erdener Treppchen geerntet.

 Mit Schals in den Bremer Landesfarben rot-weiß erntet die Delegation aus der Hansestadt die Trauben für den Bremer Senatswein. TV-Foto: Holger Teusch

Mit Schals in den Bremer Landesfarben rot-weiß erntet die Delegation aus der Hansestadt die Trauben für den Bremer Senatswein. TV-Foto: Holger Teusch

Foto: Holger Teusch (teu), Holger Teusch ("TV-Upload Teusch"

Erden. Wer oder was bestimmt den Zeitpunkt der Weinlese? Der Reifegrad der Trauben? Das Wetter? "Bei uns sagen die Bremer, wann die Trauben reif sind", sagt Stefan Justen scherzhaft. Denn im Weinberg rund um die Römische Kelteranlage von Erden wird der Bremer Senatswein angebaut. Eine Delegation aus der Hansestadt kommt regelmäßig im Herbst an die Mosel, um die Trauben zu ernten.850 Quadratmeter Weinberg


Vor zwei Jahren standen mit der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer und der damalige Bremer Bürgermeister Jens Böhrnsen zwei Ministerpräsidenten im Wingert. Diesmal war es für Bremens Wirtschaftssenator Martin Günthner die erste Weinlese. "Man gewöhnt sich daran, im steilen Berg zu stehen. Aber ich bin nicht ganz höhenfest. Bei uns ist ja alles nur flach", sagte der 39-Jährige.
Mit einigen Dutzend Mitarbeitern der Senatsverwaltung und des Bremer Martinshofs, einer der ältesten deutschen Behindertenwerkstätten, dessen Geschichte bis 1923 zurückreicht, steht Günthner in der Steillage. Sechs Menschen mit Behinderung habe er aus Bremen zur Traubenlese mitgebracht, sagt der Martinshof-Geschäftsführer Wilfried Hautop. "Damit sie ein Gefühl für die Besonderheit des Weins bekommen."
Der ist allein wegen seiner Entstehungsgeschichte einmalig. Als 1998 in der der Lage Erdener Treppchen neben der bereits sechs Jahre zuvor gefundenen noch eine weitere, noch einmal zirka 100 Jahre ältere römische Kelteranlage entdeckt wurde, hatte die Moselgemeinde ein Problem: Woher das Geld für die Konservierung nehmen? Justen und der aus Neef (Kreis Cochem-Zell) stammende Kellermeister des Bremer Ratskellers (siehe Extra) Karl-Josef Krötz entwickelten eine Idee. Der Förderverein Römerkelter Erden bewirtschaftet den 850 Quadratmeter Weinberg rund um die historische Kelteranlage, die er gekauft hat. "Der Förderverein produziert den Wein und verkauft die nackten Flaschen an den Bremer Ratskeller", erklärt Justen. In der Hansestadt werden von Mitarbeitern des Martinshofs die entsprechenden Etiketten aufgeklebt. Seit der Ernte 2012 ist der Wein aus Erden offizieller Bremer Senatswein. Das scheint die Nachfrage noch einmal angekurbelt zu haben. "Wir hatten das Glück, noch einmal 550 Quadratmeter anpachten zu können", erzählt Justen.
Rund 4000 Euro pro Jahr, je nach Ernte manchmal mehr, manchmal weniger, bringe die Kooperation mit den Bremern dem Förderverein und damit der römischen Weinkelteranlage, fasst Justen zusammen.
Extra

Der 1405 im Keller des Bremer Rathauses erbaute Ratskeller beherbergt das wohl größte deutsche Weinarchiv. Der älteste Fasswein stammt von 1653. Es stehen rund 650 ausschließlich deutsche Sorten auf der Karte. Die Lage Erdener Treppchen ist der einzige Weinberg des Ratskellers.teu

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