Die Landschaft der Eifel ist seine Muse

Seit 30 Jahren ist Theo Jacobi professioneller Maler. In dem kleinen Eifelort Dockendorf hat er ideale Bedingungen für sein Schaffen vorgefunden: ein Atelier in einem alten Bauernhaus inmitten der Natur, die ihm die Motive für seine Bilder schenkt.

Dockendorf. Ein paar Stufen führen zur scheunentorgroßen, verglasten Tür, hinter der sich der Maler Theo Jacobi vor zwölf Jahren unter hohen Decken ein geräumiges Atelier eingerichtet hat. Der Dielenfußboden in dem alten Bauernhaus in Dockendorf, ein antiker Schrank, ein Klavier von anno dazumal und der Ofen vor einer Wand aus Sichtmauerwerk verströmen Behaglichkeit. In einem Korbsessel sitzt der große schlanke Mann mit den weißen langen Haaren vorm Kaminfeuer und trinkt eine Tasse Kräutertee. Um ihn herum herrscht Ordnung. "Ordnung macht einen klaren Kopf", erklärt er, warum er nicht dem gängigen Klischee des chaotischen Malers entspricht.

Neben drei bodentiefen Fenstern steht seine Staffelei mit Leinwänden, die Winterlandschaften in Öl zeigen - seine aktuellen Arbeiten. Jacobi nimmt davor auf einem Klappstuhl Platz und taucht seinen dünnen Pinsel in Farbe. Er benutzt keine Palette, sondern hat die Harzölfarben in kleine Schraubdeckel von Getränkeflaschen gefüllt. In jedem steckt ein Streichholz, mit dem er Leinöl unter die Farbe rührt, um sie cremiger zu machen.

17 Jahre war er alt und besuchte in Bitburg das Gymnasium, als er den Entschluss fasste, Maler zu werden, erinnert sich der heute 57-Jährige. Seine Eltern - Vater Landwirt, Mutter Hausfrau - tolerierten seine Entscheidung. "Zur damaligen Zeit eine ganz großartige Leistung von ihnen", findet Jacobi. 1975 begann er in Braunschweig ein fünfjähriges Studium der Freien Kunst. Nach einem halben Jahr in Florenz folgte eine Zeit in Hamburg.

1987 kehrte Jacobi zurück in sein Elternhaus nach Dockendorf. Die Bedingungen seien hier ideal, findet er. Seinen Lebensunterhalt als Maler in einer Stadt mit großem Kunstmarkt zu fristen sei viel schwieriger. Einmal im Jahr zieht es den Eifelmaler allerdings für ein paar Wochen in die Großstadt. Dann schaut er sich die Sonderausstellungen in seinem geliebten Paris an. Die Lässigkeit, Vielfalt und Lebendigkeit der Metropole haben es ihm angetan. Ebenso wie der Mittelmeerraum wegen seiner Wärme und seines Lichtes. Zwei Wochen verbringt er dort jedes Jahr und legt Bilder an, die er zu Hause in seinem Atelier fertigstellt.

Bevor Jacobi zu malen begann, gehörte seine Leidenschaft der Literatur. Die Begeisterung ist geblieben. Davon zeugt seine Bibliothek. Aus einem der Regale zieht Jacobi ein Buch über den spanischen Impressionisten Joaquín Sorolla. Er ist einer der nicht zu beziffernden Maler, die er bewundert. Die Bücher seines Lieblingsautors Sándor Márai stehen gegenüber der Wand voller Kunstbücher inmitten belle tristischer Werke und Hunderter Hörbuch-CDs, die Regalwände bis unter die Decke füllen.

Im vergangenen Jahr hat Jacobi im Selbstverlag seinen ersten eigenen Roman "Im August" veröffentlicht, in dem er sein inniges Verhältnis zur Natur beschreibt. Zuvor präsentierte er seine Bilder in vier Dokumentationsbänden, die er mit überlieferten philosophischen Weltbetrachtungen und eigenen Gedanken spickte. Jacobi sinniert gerne über den Menschen und sein Verhältnis zur Umwelt. "Wenn sich die Menschen mehr mit Kultur beschäftigen würden, wäre die Welt besser", formuliert er seine These. Sein erklärtes Ziel ist es, den Betrachter seiner Bilder in der Wahrnehmung seiner selbst und seiner Umwelt zu schärfen.

In einer Mischung von Naturalismus, Pointilismus, Realismus und Symbolismus malt Jacobi vor allem Landschaften, die eine "noch heile Welt" zeigen. Dabei betont er das "noch". Und stellt im gleichen Atemzug mit seinen Gesellschaftsbetrachtungen aber klar, dass er in Wirklichkeit Optimist ist.

EXTRA

Seit 30 Jahren zeigt Theo Jacobi seine Bilder in zahlreichen Ausstellungen, vor allem in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Hamburg und Luxemburg. Der Höhepunkt seines Schaffens ist für Theo Jacobi seit 1987 in jedem November seine Jahresausstellung in Dockendorf. Dann kommen 900 bis 1000 Kunstinteressierte in sein Haus, um zu betrachten, was der Maler in einem Jahr geschaffen hat. Seine Kunden stammen hauptsächlich aus dem Großraum Trier-Bitburg, viele Werke verkauft der Maler auch nach Luxemburg, den Frankfurter und Kölner Raum. Seine Bilder kosten zwischen 50 und 3500 Euro. (sys)

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