Im Alpha-Café ist jeder willkommen

Prüm · In der Verbandsgemeinde Prüm leben rund 1800 Menschen, die nicht richtig lesen oder schreiben können. In der Zentralbücherei Prüm wird jetzt zweimal im Monat zum Alpha-Café geladen - das lockere Angebot soll Analphabeten dabei helfen, die Scham zu überwinden und Spaß an den Buchstaben zu entdecken.

 Rita Novaki (links) und Snezana Werner beraten alle zwei Wochen im Alpha-Café Menschen, die Probleme beim Lesen und Schreiben haben. TV-Foto: Frank Auffenberg

Rita Novaki (links) und Snezana Werner beraten alle zwei Wochen im Alpha-Café Menschen, die Probleme beim Lesen und Schreiben haben. TV-Foto: Frank Auffenberg

Foto: Frank Auffenberg (aff) ("TV-Upload Auffenberg"

Prüm. Jedes Kind in Deutschland lernt früher oder später lesen und schreiben. Bereits im Kindergarten werden heute die Kleinsten mit Buchstaben vertraut gemacht. Trotzdem gibt es laut Schätzung im Land 7,5 Millionen Menschen, die nur schwer oder überhaupt nicht mit Schrift umgehen können. Häufig ist Scham der Grund dafür, dass sie über Jahre keine Hilfe suchen. Das diese Woche eröffnete Alpha-Café soll ihnen zeigen, dass es keinen Grund dafür gibt, sich zu schämen, aber nur viele Gründe für das Abenteuer "Lesen und Schreiben lernen" sprechen.
Allein in der Verbandsgemeinde (VG) Prüm lebten etwa 1800 Menschen, denen Schrift in jeder Form Probleme bereite, sagt Rita Novaki vom GrubiNetz, dem rheinland-pfälzischen Landes-Netzwerk für Grundbildung und Alphabetisierung. Viele haben zwar Lesen und Schreiben gelernt, als sogenannte funktionale Analphabeten könnten sie aber nur einzelne Buchstaben oder Wörter erfassen, nicht aber komplexere Satzreihen oder ganze Texte. An diese und alle anderen hilfesuchenden Bürger sowie Einwanderer wendet sich das Angebot, das GrubiNetz gemeinsam mit der Katholischen Erwachsenenbildung und der VG Prüm in der Zentralbücherei zweimal im Monat im Konvikt anbietet.
"Es soll ein lockerer Treff sein. Wir haben drei Computer, die mit dem Internet verbunden sind. Meine Kollegin Snezana Werner und ich können zum Beispiel daran zeigen, wie man sich auf dem Fortbildungsportal <%LINK auto="true" href="http://www.ich-will-lernen.de" class="more" text="www.ich-will-lernen.de"%> zurechtfindet", sagt Novaki. Das Angebot der Volkshochschulen sei kostenlos nutzbar und helfe Lernwilligen, egal wie groß ihr Vorwissen ist.
Loslegen muss niemand sofort. Das Alpha-Café sei vor allem dafür gedacht, Hemmschwellen abzubauen. "Wir hoffen, beim Alpha-Café erstmal Vertrauensarbeit leisten zu können. Die Leute sollen uns hier kennenlernen können", sagt Snezana Werner.
Rita Novaki betont, dass jeder willkommen sei: "Vielleicht kennen Sie auch jemanden, der Probleme mit dem Schreiben hat und wollen ihm Tipps geben - schauen Sie vorbei! Auch wer schon ein bisschen mehr Erfahrung hat oder gerade schreiben und lesen lernt, sei gut im Alpha-Café aufgehoben.
Mit bei der Eröffnung dabei: eine Gruppe von Nicht-Muttersprachlern, die seit einiger Zeit Snezana Werners Sprach- und Schreibkurse besucht. "Einige Kursteilnehmer kommen aus Ländern, in denen sie entweder keine oder nur eine kurze Zeit eine Schule besuchen konnten", sagt sie. Ihre Schüler schauen sich neugierig im Café um, begutachten die Auslage auf einem Literaturtisch. "Unter anderem wurden Bücher angeschafft, die Geschichten in einfacher Sprache erzählen. Ich empfehle zum Beispiel ‚Ziemlich beste Freunde'. Ein tolles Buch, das wirklich sehr lustig ist."
Das nächste Alpha-Café ist am Mittwoch, 29. Juli, von 10.30 bis 12 Uhr in der Zentralbücherei Prüm. Nach den Sommerferien geht es weiter am Mittwoch, 9. September, und findet dann alle zwei Wochen mittwochs statt. Weitere Informationen bei Rita Novaki, Telefon 0171/7155673, oder per E-Mail: novaki@keb-rheinland-pfalz.de

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