Bildung als Schlüssel zur Eingliederung

120 Fachleute haben gestern bei den 53. Bitburger Gesprächen über die Chancen und Hindernisse der Integration von Zuwanderern diskutiert. Einig waren sie sich darin, dass der Bildung eine Schlüsselrolle zukommt.

Bitburg. Minarettbeschluss, Kopftuchstreit, Parallelgesellschaften - das Thema Integration beschäftigt die Medien seit Jahren - und das fast täglich. Ein brisantes Thema, das seit gestern im Mittelpunkt der 53. Bitburger Gespräche steht. Rund 120 Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft und Justiz sind im Rahmen der renommierten Fachtagung im Dorint-Hotel am Bitburger Stausee zusammengekommen, um über Chancen und Hindernisse einer Integration in Freiheit zu sprechen.

"Das Thema hat in der Bundesregierung einen großen Stellenwert", sagte Staatsministerin und Bundes-Integrationsbeauftragte Maria Böhmer. "Wir wollen, dass alle Menschen an dem, was wir an Freiheit haben, teilhaben können", sagte sie - Religionsfreiheit, Gleichberechtigung, gleiche Chancen auf Bildung oder beruflichen Erfolg. Grundlage dafür seien gemeinsame Werte.

Immer wieder wurde verdeutlicht, dass Integration keine Einbahnstraße sein dürfe. "Die Probleme werden oft auf die Menschen anderer Herkunft abgewälzt, aber strahlen wir aus, dass es sich lohnt, bei uns zu sein?", fragte Katrin Göring-Eckardt, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags. Professor Dr. Eckart Klein von der Uni Potsdam betonte, dass Migranten einerseits eine Bringschuld hätten, andererseits der Staat in der Verantwortung stehe, die nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen.

Doch wie kann Integration gelingen? Ein Referent widmete sich der Bedeutung der politischen Teilhabe von Migranten. Ein anderer verwies auf die nicht zu unterschätzende symbolische und psychologische Wirkung, die eine deutsche Staatsbürgerschaft haben kann. Doch fast jeder, der in Bitburg das Wort ergriff, kam auf das Thema Bildung zu sprechen. "Die Schule ist das wichtigste Integrationsmittel. Vielleicht das einzige", sagte Professor Dr. Dr. Josef Isensee von der Universität Bonn.

Auch die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Doris Ahnen sieht in der Bildung den Schlüssel zur Chancengleichheit. Migranten seien keine kleine Minderheit. Schon gar nicht in Schulen: 32 Prozent der rheinland-pfälzischen Kinder unter sechs Jahren und 27 Prozent der Sechs- bis 16-Jährigen hätten einen Migrationshintergrund. Etwa 13 Prozent von ihnen erlangen keinen Schulabschluss - und haben damit kaum Chancen auf Arbeit und Einkommen.

Der Pisaschock, also die Erkenntnis, dass Bildungschancen in Deutschland sehr ungleich verteilt sind, habe für eine Kehrtwende gesorgt. Rheinland-Pfalz habe reagiert, sagt Ahnen: Die Kitas seien nun Bildungsstätten, die etwa einem Drittel der Kinder Sprachkurse anböten. Dass sie zudem schrittweise kostenlos werden, lässt sich das Land 80 Millionen Euro jährlich kosten. Ganztagsschulen seien ebenfalls gut, denn dort sei gezielte Förderung möglich. Auch dass dort Vereine eingebunden sind, führe zu einer besseren Integration. Zudem gebe es Elternbegleiter, Schulbildungsberater und muttersprachliche Hausaufgabenhilfe: Ahnens Liste ist lang.

Auch wenn all das Geld koste, sei jeder Versuch an dieser Stelle lohnenswert. Denn es koste viel, viel weniger als zuzusehen, wie jemand dauerhaft in der Arbeitslosigkeit lande.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort