Freiwillige verzweifelt gesucht: Zivildienst-Ersatz ist kaum gefragt

Trier · Noch immer sind etliche Stellen für den neuen Bundesfreiwilligendienst in der Region frei. Vertreter von sozialen Einrichtungen üben zum Teil heftige Kritik an dem Ersatz für den Zivildienst. Sie befürchten, dass sie ihre Angebote einschränken müssen.

Trier. Sechs Wochen nach dem Start des Bundesfreiwilligendienstes (BFD) suchen noch viele Einrichtungen in der Region Freiwillige für soziale Dienste. Mit dem BFD soll der nach Ende der Wehrpflicht entfallene Zivildienst ersetzt werden. Die Platzbörse auf der Internetseite des BFD zeigt noch jede Menge freie Plätze, auch die von der Lebenshilfe getragene Behindertenwerkstätte Hofgut Serrig (Trier-Saarburg).

Trotz Werbekampagnen hätten sich noch immer keine Bewerber gemeldet, berichtet Hofgutleiter Michael Köbler. Er glaubt nicht an den Erfolg des BFD, die Politik habe mit dem Abschaffen des Zivildienstes zu kurz gegriffen. Fänden sich nicht genügend Freiwillige, müsste über Kürzungen der angebotenen Leistungen oder über zusätzliches, teureres Personal nachgedacht werden.

Auch Paul Haubrich vom Trie rer Club Aktiv, der unter anderem Behinderte betreut, spricht von einem "unausgereiften", nicht praxistauglichen Projekt in Bezug auf den BFD. Gerade mal zwei, drei Bewerbungen per E-Mail habe er gehabt, zu einem persönlichen Gespräch mit den Interessenten sei es aber nicht gekommen. "Ich sehe schwarz", sagt Haubrich. 24 der ehemals 90 Zivildienststellen seien durch Bewerber für das sogenannte Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) besetzt worden, ein seit Jahren bestehender Freiwilligendienst für 16- bis 27-Jährige.

Auch beim DRK Rheinland-Pfalz setzt man auf FSJler, um den Wegfall der 660 Zivi-Stellen zu kompensieren. Rund 300 junge Menschen verrichten dort ihr FSJ. Bis Oktober sollen zusätzlich noch 270 BFD-Stellen besetzt werden, 50 davon in Trier und in der Eifel. Doch die entstandene Lücke kann nicht allein durch Freiwillige gefüllt werden. Zusätzlich hat das DRK auf Landesebene 177 Vollzeitstellen im Rettungsdienst neu besetzen müssen. Auch geringfügig Beschäftigte ersetzen etwa beim DRK Bitburg-Prüm weggefallene Zivi-Stellen.

Nicht beschweren kann sich hingegen Hans Wax, beim Bistum Trier zuständig für die Freiwilligendienste. Jeden Tag gebe es neue Bewerber, darunter auch erfreulich viele über 27-Jährige, auch Rentner. 360 Frauen und Männer haben zum 1. August beim Bistum ein FSJ begonnen, elf den BFD.

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