Moselaufstieg und A 1-Lückenschluss: Uralte Verkehrsfantasien werden Wirklichkeit

Trier · Der A-1-Lückenschluss wurde jahrzehntelang vergeblich gefordert, und der Moselaufstieg entwickelte sich für Pendler zur fernen Fantasie. Nun hat die Bundesregierung entschieden, dass diese Straßen benötigt werden.

 Dieses Thema liegt auch der CDU in der Region weiter am Herzen: Eine Bürgerbewegung fordert auf einem Schild an der Luxemburger Straße in Trier die Realisierung des Moselaufstiegs. TV-Foto: Archiv/Friedemann Vetter

Dieses Thema liegt auch der CDU in der Region weiter am Herzen: Eine Bürgerbewegung fordert auf einem Schild an der Luxemburger Straße in Trier die Realisierung des Moselaufstiegs. TV-Foto: Archiv/Friedemann Vetter

Bis die Bagger rollen, wird es dauern. Und noch viel mehr Zeit wird vergehen, ehe Autofahrer die neuen Direktverbindungen zwischen Trier und Köln oder Konz und Luxemburg nutzen können. Umweltverbände haben angekündigt, dass sie klagen werden. Dennoch: So wahrscheinlich wie heute war es noch nie, dass einige der größten, ältesten und umstrittensten Infrastrukturprojekte der Region Trier tatsächlich gebaut werden. Der neue Bundesverkehrswegeplan, den das Kabinett am Mittwoch beschlossen hat, macht es möglich. Für folgende Vorhaben sieht das Werk aus dem Hause Alexander Dobrindts (CSU) einen vordringlichen Bedarf:

A 1-Lückenschluss: Über 749 Kilometer führt die deutsche Autobahn Nummer 1 von Heiligenhafen an der Ostsee bis nach Saarbrücken. Nur in der Eifel hört sie plötzlich auf zu sein. Wer von Blankenheim Richtung Süden will, muss einen Abstecher über die B.51 in Kauf nehmen. Schon seit Jahrzehnten hoffen viele Privatleute, Politiker und Unternehmer darauf, dass sich die 25 Kilometer lange Lücke zwischen Blankenheim und Kelberg schließt. Ihr Ziel ist gestern ein Stück nähergerückt. Denn der Bund ist laut neuem Verkehrswegeplan bereit, das Großprojekt zu finanzieren, dessen Kosten inzwischen auf 481,1 Millionen Euro geschätzt werden. Auf den rheinland-pfälzischen Teil der A.1 entfallen davon 304,6 Millionen Euro, auf Nordrhein-Westfalen 176,5 Millionen Euro.

Der Moselaufstieg (Westumfahrung Triers) ist ein Mythos unter den regionalen Verkehrsprojekten. Schon in den 1980er Jahren wurde die Idee geboren, mit Hilfe einer neuen Moselbrücke eine etwa fünf Kilometer lange direkte Verbindung zwischen der B.51 bei Konz und der A.64 zu schaffen, um den Pendlerverkehr zwischen dem Saartal, Bitburg und Luxemburg aus dem verkehrsgeplagten Trier herauszuhalten. Nach Ansicht der Planer blieben der Umwelt und den Pendlern so 7,18 Millionen Kilometer und 1,35 Millionen Fahrstunden pro Jahr erspart.

Im Lieferverkehr wären es 1,11 Millionen Kilometer und 160.000 Fahrstunden. Doch nicht nur wegen der Kosten von 60 Millionen Euro ist das Projekt umstritten. Anwohner fürchten Lärm, Umweltschützer die Zerstörung von Biotopen. Es ist abzusehen, dass die alte Diskussion nun, da die Bundesregierung sich hinter das Projekt gestellt hat, erneut aufflammt.

Moselschleusen: Damit Schiffe auf der Mosel besser vorankommen, sollen nach der Trierer Schleuse sieben weitere eine zweite Kammer erhalten. Vor 2036 ist nicht mit Fertigstellung des 579,3 Millionen Euro teuren Mammutprojekts zu rechnen.

Auch die Umgehung Trier-Zewen hat gute Chancen auf Umsetzung. Um den von Pendlerströmen Richtung Luxemburg geplagten Stadtteil zu entlasten, sollen eine 1,2 Kilometer lange Straße und ein Tunnel den Verkehr an Zewen vorbeiführen. Kosten: 29 Millionen Euro.

Ortsumgehung für Ayl: Womöglich unterhalb der bei Weinkennern beliebten Ayler Kupp könnte eine 2,3 Kilometer lange Umgehungsstraße für Ayl entstehen. 19,3 Millionen Euro ist der Bund bereits dafür zu zahlen.

Wenig wahrscheinlich - aber nicht völlig ausgeschlossen - ist es, dass Igel eine 2,2 Kilometer lange aber satte 60 Millionen Euro teure Ortsumfahrung erhält, die entweder durch einen Tunnel führt oder aber auf Stelzen gebaut wird. Das Projekt wurde in die Kategorie "weiterer Bedarf" einsortiert.

Andere Vorhaben tauchen gar nicht mehr auf - dazu zählt die von Naturschützern abgelehnte und mit 315 Millionen auch sehr teure Nordumfahrung für Trier (Meulenwaldautobahn) ebenso wie der Ausbau der A.60 zwischen Prüm und der belgischen Grenze. Ebenfalls gestorben ist die Idee, Hermeskeil eine Ortsumgehung zu verpassen.
Obwohl bundesweit viel Geld ins Bahnnetz fließt, profitiert die Region davon nicht: Der seit 2013 diskutierte zweigleisige Ausbau der Eifelstrecke zwischen Köln und Trier wird mit keinem Wörtchen erwähnt - und daher sicher auch nicht realisiert.

Zu den regionalen Projekten, die bereits laufen oder fest disponiert wurden, zählt neben dem Hochmoselübergang und der Ortsumgehung Konz-Könen auch der vierspurige Ausbau der Biewerbachtalbrücke, der für eine schnellere Verbindung zwischen dem Moseltal und Luxemburg sorgen soll.
Extra Kernzahlen

Der neue Bundesverkehrswegeplan schreibt Investitionen bis zum Jahr 2030 fest. Nachfolgend die Kernzahlen des am Mittwoch vom Kabinett beschlossenen Konzepts. Der Bundesverkehrswegeplan hat ein Gesamtvolumen von 269,6 Milliarden Euro:

Davon gehen ...

132,8 Milliarden Euro in Autobahnen und Bundesstraßen
112,3 Milliarden Euro in Schienenprojekte
24,5 Milliarden Euro in Bundeswasserstraßen

Davon entfallen...
141,6 Milliarden Euro auf den Erhalt
38,5 Milliarden Euro auf aktuelle Neu- und Ausbauvorhaben
25,1 Milliarden Euro auf laufende/fest geplante Neu- und Ausbauten
21,6 Milliarden Euro auf Sonstiges, etwa Grünflächen und Dienstgebäude
42,8 Milliarden Euro auf Aus- und Neubauten für die Zeit nach 2031. dpa

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort