Steuerfahnder durchsuchen an der Mosel Dutzende Weingüter - Winzer sollen Flaschen jahrelang schwarz verkauft haben

Trier · Mehrere Dutzende Moselwinzer sind ins Visier der Steuerfahndung geraten, weil sie Wein schwarz verkauft haben sollen. Nach Informationen unserer Zeitung werden derzeit jede Woche mehrere Betriebe durchsucht.

So auskunftsfreudig die Trierer Steuerfahnder bei den Commerzbank-Ermittlungen in der vergangenen Woche waren, so verschlossen sind die Beamten derzeit. "Kein Kommentar", lautete gestern die knappe Auskunft auf die Frage nach Ermittlungen gegen Moselwinzer. Der Grund für die Verschwiegenheit: Die Ermittlungen sind noch in vollem Gange; auch diese Woche werden wieder mehrere Winzerbetriebe zwischen Trier und Koblenz durchsucht. Fortsetzung folgt.

Nach Informationen unserer Zeitung haben die Steuerfahnder rund 50 Betriebe auf ihrer Liste. Der Verdacht: Die Winzer sollen, teils über viele Jahre hinweg, Zigtausende Flaschen verkauft haben, die nicht über die Bücher gingen.

Auf die Schliche kamen die Fahnder den mutmaßlichen Steuerhinterziehern offenbar durch Kontrollen bei mehreren Großhändlern für Kellereiartikel. Die Winzer sollen dort Korken und Flaschen gekauft und diese bar bezahlt haben. Abgefüllt wurde dann zugekaufter Wein oder Wein aus sogenannten Übermengen. Die daraus erzielten Einnahmen tauchten offiziell nirgendwo auf, waren also Schwarzgeld.
Einige Winzer werden nach Angaben aus Branchenkreisen verdächtigt, über Jahre hinweg einige Hunderttausend Euro hinterzogen zu haben. "Wenn die jetzt auffliegen, geht es richtig ans Eingemachte", sagt ein Insider, "dann steht so mancher Betrieb schnell vor dem Ruin."

Bewahrheiten sich die Vorwürfe, drohen den betroffenen Winzern neben einer Steuernachzahlung noch Bußgeld, Zinszahlungen und ein Strafverfahren. Und womöglich stelle nach der Steuerfahndung auch noch die Weinkontrolle den Betrieb auf den Kopf, sagt ein Branchenkenner.

Im Anbaugebiet Mosel gibt es rund 2400 Winzer.

"Vielleicht löst sich alles in Luft auf!"

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