Zu viel Arbeit, zu wenig Geld

TRIER. Immer mehr Ärzte geben auf – auch in der Region. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Rheinland-Pfalz geht daher gezielt auf Medizinstudenten zu, um ihnen den Arztberuf schmackhaft zu machen – mit mäßigem Erfolg.

"Alteingesessene Allgemeinarztpraxis in Prüm/Rheinland-Pfalz aus Altersgründen ab 03/07 zu günstigen Bedingungen abzugeben." "Landarztpraxis (Allgemeinmedizin) bei Trier in landschaftlich schöner Lage mit ausgezeichneter Infrastruktur und guter Stadtbusanbindung in 2007 an Nachfolger/-in abzugeben." Zwei Beispiele aus dem aktuellen Ärzteblatt Rheinland-Pfalz. Zwei von insgesamt neun. Glaubt man dem Vorsitzenden der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Rheinland-Pfalz, Carl-Heinz Müller, dürften es die Praxisinhaber schwer haben, Nachfolger zu finden. Seit Jahren warnen die Ärztefunktionäre in Rheinland-Pfalz vor einem Ärztemangel. Immer wieder beschwichtigt das Gesundheitsministerium: Die gesundheitliche Versorgung im Land sei nicht gefährdet, es gebe eine hohe Arztdichte. "Gleichwohl", so Ministerin Malu Dreyer vor einem Jahr, "lasse die Altersstruktur der niedergelassenen Ärzte erwarten, dass in naher Zukunft zahlreiche Ärzte altersbedingt ausscheiden werden, was in ländlichen Gebieten zu Engpässen führen könnte." Zu viel Bürokratie, zu wenig Honorar - das sind laut Müller die Gründe, warum sich keine Nachfolger selbst für gut gehende Praxen finden. Auch die hohen Arbeitsbelastungen machten es für viele Ärzte unattraktiv, sich niederzulassen. Vor drei Jahren fand eine Studie der Uni Trier heraus, dass sich knapp die Hälfte der niedergelassenen Ärzte in der Region ausgebrannt fühlt. Seit zwei Jahren hat die KV eine Niederlassungsberatung. Die Mitarbeiterin geht in Unis, um für den Arztberuf zu werben. Es sei aber immer schwieriger, Medizinstudenten zu überzeugen, eine Praxis aufzumachen, sagt Müller. Auch Krankenhäuser in der Region suchen händeringend nach Nachwuchs. So sind allein im Krankenhaus in Daun laut klinikeigener Jobbörse vier Arztstellen zu besetzen, auch in Bitburg ist die Stelle eines Fach- oder Assistenzarztes frei. Müller hofft, dass sich im Zuge der Gesundheitsreform die Lage etwas entspannt. So ist seit Januar möglich, dass niedergelassene Ärzte in unterversorgten Gebieten Zweigpraxen eröffnen oder neben ihrer Praxistätigkeit auch als Angestellte in Kliniken arbeiten. Auch Teilzulassungen, bei denen der Versorgungsauftrag auf die Hälfte einer hauptberuflichen Tätigkeit beschränkt wird, sind möglich. Das sei vor allem aus Sicht einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf wichtig, sagt Müller. Der KV-Chef setzt auch auf die neue Gebührenordnung, die allerdings erst 2009 kommen soll. Von da an sollen ärztliche Leistungen in Euro und Cent erstattet werden, statt wie bisher nach einem komplizierten und undurchsichtigen Punktesystem, bei dem erst nach einem halben Jahr feststeht, was ein Arzt in einem Quartal verdient hat. "So lässt sich keine Praxis vernünftig kalkulieren", kritisiert der Ärztefunktionär. Allerdings hat er wenig Hoffnung, dass die geplante Gebührenordnung auch tatsächlich kommt. Vor dem Start werde sie sicherlich zerredet.

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