Bitburger Straße bleibt für Bauern tabu

Trierweiler/Trier · Der Wunsch von Landwirten aus dem Raum Trierweiler/Welschbillig, mit schwerem Gerät auf der Bitburger Straße Richtung Trier fahren zu dürfen, ist geplatzt. Es gibt keine Ausnahmeregelung für die Talstrecke. Nun müssen sie weiter gefährliche und zeitintensive Umleitungen in Kauf nehmen.

 Mähdrescher bei Gegenverkehr nahe Euren. TV-Foto: Archiv/Friedhelm Knopp

Mähdrescher bei Gegenverkehr nahe Euren. TV-Foto: Archiv/Friedhelm Knopp

Foto: Friedhelm Knopp (f.k.) ("TV-Upload Knopp"

Trierweiler/Trier. Die Führungsspitze des Bauern- und Winzerverbandes Trier-Saarburg ist stinksauer. Er sei die Lippenbekenntnisse leid, sagt Vorsitzender Walter Clüsserath. Geschäftsführer Gerhard Brenner spricht von einem "würgenden zweijährigen Prozess". Worüber sich die beiden Herren so echauffieren, ist die Tatsache, dass zwei Dutzend Landwirte aus dem Raum Trierweiler/Welschbillig mit ihren Traktoren und Anhängern nicht die gut ausgebaute Bitburger Straße (B 51) benutzen dürfen. Statt der einfachen und schnellen Route müssen sie abenteuerliche Abfahrten über Nebenstrecken ins Trierer Tal wählen. Etwa über Herresthal nach Euren oder über Schauinsland nach Igel.Höllenfahrt über Herresthal


Die B 51 ist talwärts für Fahrzeuge über 7,5 Tonnen (außer Bussen) gesperrt. Eine Ausnahmegenehmigung für landwirtschaftliche Fahrzeuge schien für die Erntezeit in greifbarer Nähe, doch daraus wurde nichts. Die Bauern waren noch zuversichtlich, als sie Mitte Juli den Trierer Wirtschaftsdezernenten Thomas Egger zu einer Fahrt mit einem dreieinhalb Meter breiten Mähdrescher über Herresthal nach Euren mitnahmen (der TV berichtete am 14. Juli). Das Überfahren von Böschungen und Banketten war die Regel, sonst wäre die Begegnung mit Autos nicht möglich gewesen. Weitere Erlebnisse der "Schreckensfahrt" waren Rücksetzmanöver, blindes Vortasten in Kurven und Beinahe-Zusammenstöße.
Die Demonstration der Bauern zeigte bei Egger Wirkung. Den Wunsch nach Freigabe der B 51 könne er gut nachvollziehen, meinte dieser nach der Höllenfahrt. Die Umleitungen bedeuteten eine schwere Belastung für die Landwirte. Ähnlich sah es Oberbürgermeister Wolfram Leibe, den Walter Clüsserath bei einem Termin in Trier auf das Problem ansprach. Die Freigabe für landwirtschaftlichen Verkehr bis 24 Tonnen Gewicht sei ein vernünftiger Kompromiss, habe der OB gemeint.
Die Napoleonsbrücke auf der B 51 ist für Fahrzeuge bis 24 Tonnen ausgelegt. Daran wollen sich auch die Landwirte halten. Auch eine Längenbegrenzung der Gespanne würden sie akzeptieren, damit es in der engen Napoleonskurve keine Probleme gibt. Gerade hier sieht aber der Landesbetrieb Mobilität (LBM) eine Risikostelle, weil die äußeren Räder eines langen Gefährts in der Kurvenfahrt die zweite Talspur tangieren. Dezernent Egger glaubt zwar, dass das Befahren der B 51 mit landwirtschaftlichen Fahrzeugen "in der Praxis funktioniert", aber: "Fachleute haben Sicherheitsbedenken, und die kann ich nicht ignorieren."
Was für Busse erlaubt sei, müsse auch für Bauern gelten, argumentieren die Betroffenen. "Wie soll ich mit meinem Getreide in den Trierer Hafen kommen?", fragt ein Bauer aus Welschbillig-Windmühle. Matthias Burg aus Udelfangen beteuert, die Strecken über Euren und Zewen seien unzumutbar. Die Gefahr, ein Auto zu demolieren, sei viel zu groß. Über Schauinsland nach Igel zu fahren, sei auch schlecht, weil man die B 49, von der Waldstraße kommend, nur einsehen könne, wenn man schon halb mit dem Traktor auf der Straße stehe. Der Spiegel an der vielbefahrenen Pendlerstrecke nach Luxemburg sei für Autofahrer ausgelegt, nicht aber für die hohe Sitzposition auf einem Schlepper.
Es gehe nur um etwa 300 Fahrten im Jahr, sagt Gerhard Brenner. Jetzt sei die Erntezeit vorbei, vor der Egger Klarheit schaffen wollte. Triers Wirtschaftsdezernent möchte jetzt dafür sorgen, dass der Begegnungsverkehr auf den Ausweichstrecken verbessert wird, etwa durch zusätzliche Haltebuchten auf der K 1 von Herresthal nach Euren oder durch andere Parkregelungen in der Hermannstraße in Euren. Beim Ministerium in Mainz will er prüfen lassen, ob nicht ein Teilabschnitt der Autobahn Richtung Ehrang (A 64/B 52) für die Fahrzeuge der Landwirte aus Trierweiler freigegeben werden kann.Meinung

 Busse dürfen sich auf der B 51 ausbreiten, landwirtschaftliche Fahrzeuge gelten als Risiko.TV-Foto: Friedemann Vetter

Busse dürfen sich auf der B 51 ausbreiten, landwirtschaftliche Fahrzeuge gelten als Risiko.TV-Foto: Friedemann Vetter

Eurokraten vor der Haustür
Die Eurokraten in Brüssel sagen heutzutage den Landwirten, was sie zu tun und zu lassen haben. Jetzt gibt es einmal ein Problem, dass man pragmatisch und ohne großen Aufwand vor Ort lösen könnte - und was passiert? Die Bauern werden auch hier mit Bürokratie und Paragrafenreiterei konfrontiert - genauso wie bei der EU. Was wäre denn dabei gewesen, die B 51 für zwei Dutzend landwirtschaftliche Fahrzeuge zu öffnen, mit denen Felder in Trier bestellt werden, die Erntegut in den Ehranger Hafen bringen oder Heu zu Reiterhöfen? Hier stürzt sich kein PS-schwacher alter Lanz mit rostendem Anhänger in den Abgrund. Die Bauern fahren High-Tech-Schlepper mit Bremsen, die mindestens so gut sind wie die von Bussen. Wo soll hier das Sicherheitsrisiko liegen? Bei 300 Fahrten im Jahr wird es auch nicht allzu oft vorkommen, dass der Verkehrsfluss gestört wird. Schnell fahren kann man auf der Serpentinenstrecke ohnehin nicht. Es zeigt sich wieder mal, dass die Landwirte keine Lobby haben. Eurokraten gibt es halt auch vor der eigenen Haustür. a.follmann@volksfreund.de

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