"Bombenbaby" feiert zehnten Geburtstag

Trier/Bitburg · Als 2007 am Trierer Mutterhauses eine Bombe gefunden wird, liegt Vanessa Giacobbe in den Wehen. Es folgen dramatische Stunden.

 Herzlichen Glückwunsch, Catarina! Mama Vanessa Giacobbe hat ihrer Tochter auch dieses Jahr am 22. März wieder die Geschichte der spektakulären Geburt vor zehn Jahren erzählt. Foto: privat

Herzlichen Glückwunsch, Catarina! Mama Vanessa Giacobbe hat ihrer Tochter auch dieses Jahr am 22. März wieder die Geschichte der spektakulären Geburt vor zehn Jahren erzählt. Foto: privat

Foto: (h_st )

Trier/Bitburg Dass der 22. März 2007 für Vanessa Giacobbe ein besonderer Tag werden würde, war klar: Ihr erstes Kind sollte zur Welt kommen. Für die Frühgeburt hatte sich die Bitburgerin das Trierer Mutterhaus ausgesucht. Eine Entscheidung mit weitreichenden Folgen - denn wie besonders der Geburtstag ihrer Tochter tatsächlich verlaufen würde, konnte niemand vorhersehen.
Giacobbe ist während der Wehen nervös und aufgeregt. Zur Unterstützung hat sie ihre Mutter in den Kreißsaal mitgebracht. Knapp eineinhalb Stunden nach Beginn der Wehen sei das Krankenhauspersonal hektisch geworden. "Ich dachte zuerst, es sei irgendwas mit meinem Kind", erinnert sich Giacobbe. Alle seien kreuz und quer gelaufen, Aufregung habe in der Luft gelegen. Nur ihre Hebamme sei während der gesamten Zeit entspannt und ruhig geblieben.
Erst gegen 12.30 Uhr habe man ihr erklärt, dass eine Fliegerbombe auf dem Gelände des Krankenhauses gefunden worden sei und die gesamte Klinik so schnell wie möglich evakuiert werden müsse. "Meine Hebamme sah mich an und sagte zu mir, dass wir das jetzt gemeinsam durchziehen und wir das auch zusammen schaffen werden", erinnert sich die Mutter rückblickend an die dramatischen Augenblicke. "Ich war total beeindruckt von ihrer Ruhe, die sie im Gegensatz zu mir hatte." Die anderen Ärzte und Pflegekräfte liefen im Kreißsaal umher oder verließen den Raum, um bei der Evakuierung zu helfen.
Am Ende sei deutlich weniger medizinisches Personal im Kreißsaal gewesen, als ursprünglich für die Frühgeburt geplant. "Aber an diesem Tag lief ja sowieso nichts nach Plan." Um 13.05 Uhr war es dann soweit: Catarina Sofie erblickte das Licht der Welt.
Viel zu sehen bekam Giacobbe zunächst nicht von ihrer Tochter. Das Frühchen wurde von einem Arzt für den Transport ins Wittlicher Krankenhaus vorbereitet. "Er versprach mir, sich um meine Tochter zu kümmern und dafür zu sorgen, dass sie gut mit dem Rettungshubschrauber in Wittlich ankommen wird." Heute sei genau dieser Arzt ihr Kinderarzt und nenne ihre Tochter noch immer "Bombenbaby". Catarina war das letzte Kind, das an diesem Tag im Mutterhaus zur Welt kam.
Mit der Geburt war die Aufregung für Giacobbe noch nicht vorbei. Denn auch sie selbst musste nun aus dem Krankenhaus evakuiert werden. Eigentlich war geplant, sie mit einem Krankenwagen ins Wittlicher Klinikum zu fahren, in das auch ihre Tochter gebracht wurde. Doch aufgrund der Evakuierung sei das nicht möglich gewesen. Nach einem kleinen medizinischen Eingriff habe ihre Mutter sie deshalb selbst ins Auto gepackt und ins Krankenhaus nach Bitburg gefahren. Erst nach zwei Tagen habe sie dann ihre Tochter in Wittlich wiedersehen können und sei heilfroh gewesen, dass sie die "Bombengeburt" gut überstanden hatte.
Heute kann sie über diesen verrückten Tag lachen. "Es war einfach ein witziger Zufall."
Auch Catarina Sofie ist stolz auf ihre besondere Geburt, wie Vanessa Giacobbe erzählt: "Jedes Jahr zu ihrem Geburtstag möchte sie, dass ich ihr die Geschichte ausführlich erzähle."EVAKUIERUNG NACH BOMBENFUND


Extra

Die Evakuierung im März 2007 war eine der größten Evakuierungsaktionen in Trier: Nachdem bei Bauarbeiten auf dem Gelände des Trierer Mutterhauses am 22. März eine fünf Zentner schwere Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden worden war, mussten 120 Patienten in andere Krankenhäuser gebracht werden. Zur Entschärfung am 25. März wurde die Stadt 500 Meter um den Fundort gesperrt - das Gebiet reichte von der Gilbertstraße im Süden bis zur Böhmerstraße im Norden, vom Viehmarktplatz im Osten bis zur Aachener Straße im Westen. Betroffen waren 5000 Bewohner. Nur sechs Minuten dauerte die Entschärfung, kurz darauf konnten alle Anwohner und Patienten zurückkehren. Eine ähnliche Dimension hatte die Evakuierung im Sommer 2016, als zur Entschärfung einer Bombe in der Neustraße mehr als 6000 Menschen die Trierer Innenstadt verlassen mussten.

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