Die Herrin am "Biewer River Valley"

BIEWER. Die einen meckern: "Da ändert sich überhaupt nichts!" Die anderen loben: "Ein Glück, dass es hier so bleibt wie immer!" Seit Jahrzehnten ist der Altenhof ein beliebtes Ausflugsziel von Familien. Marita Kufs ist einer der Menschen, die die traditionelle Ausflugsgaststätte führen.

Der Altenhof mit Bach, Sandkasten und Minigolfanlage ist eine Institution, die seit Jahrzehnten gleichermaßen gern von Familien, Wandergruppen und Pilgern aufgesucht wird. Von "Ur-Trierern" wie dem Barden Guildo Horn, Kommunalpolitikern oder Showgrößen wie Margot und Maria Hellwig. Was sicher auch mit dem Bedienungspersonal des Betriebs zusammen hängt. Zum Führungsstab gehört Marita Kufs, die 1978 mit ihrem Mann und einem befreundeten Ehepaar die Traditionsgaststätte übernahm. Es war wohl ein recht gewagter Sprung in die Selbstständigkeit, wenn man den Erinnerungen Marita Kufs glaubt. "Das können wir doch machen", hatte irgendeiner gesagt. "Jugendlich unbedarft", schmunzelt Kufs im Nachhinein. Die heute 52-Jährige ist in Biewer groß geworden und kennt den Altenhof aus ihrer Kindheit. Damals gab es noch eine Art Musik-Box, bei der ein Kunst-Äffchen nach Geldeinwurf etwas vorführte - worauf sie heute noch häufig angesprochen werde. "Das haben wir nach Übernahme des Altenhofs abgebaut. Familien sollten kostenlos in den Genuss von Spielangeboten kommen", erklärt sie, und ein Hauch von 68er Gleichheit und Gerechtigkeit weht durch die Luft. Nach dem Abitur am Auguste-Viktoria-Gymnasium, der zeitgleichen Heirat mit Klaus und der Geburt ihrer Tochter zog sie nach Berlin, wo der Koch und frisch gebackene Ehemann zum Betriebswirt im Hotel- und Gaststättengewerbegewerbe avancierte. "Der Möbelpacker fragte mich, wie man von hier nach Berlin wegziehen kann, wo es hier doch so schön ist", erinnert sich Marita Kufs. Es folgten einige Semester Lehramtsstudium an der Pädagogischen Hochschule in Berlin und der Rückzug nach Mariahof. Und dann eines Tages die Annonce, dass der Altenhof zu vergeben sei. Damals gab es Stimmen, die den neuen Betreibern keine große Chance einräumten. "Wir hatten ja keine Ahnung, was auf uns zukommt", bestätigt Kufs. Drei Monate renovierten sie das ehemalige Forsthaus ohne größere Veränderungen - der Forsthauscharakter sollte beibehalten werden. Die ganze Familie half mit, und am 26. April 1978 wurde Wiedereröffnung gefeiert. Mit einer "unheimlich aufgeregten" Marita Kufs.Washington Post: Altenhof ist top in Deutschland

Lehrgeld bezahlten sie schon wenige Tage später: Als sie zum 1. Mai 18 Kuchen für die erwarteten Besuchermassen bestellten - die aufgrund des schlechten Wetters allerdings ausblieben. Dennoch: "Die Arbeit hat von Anfang an Spaß gemacht", bekräftigt Kufs - trotz eines 14- bis 16-Stunden-Jobs im Sommer. Vielleicht auch, weil etliche persönliche Bindungen über die Jahrzehnte entstanden sind. Wie die zu einem Ehepaar, das jahrelang zweimal wöchentlich und jeden Sonntag zum Essen kam. "Wenn die mal nicht kamen, hat man sich gleich Sorgen gemacht." Auch Großeltern, die schon mit ihren Kindern zum Altenhof kamen und nun den Enkeln beim Spielen zuschauen, bestätigen Marita Kufs. "So ganz falsch können wir es nicht gemacht haben." Sogar in der "Washington Post", schmunzelt sie, sei der Altenhof als eines von drei empfehlenswerten Lokalen in Deutschland erwähnt worden - als "Biergarten am Biewer River Valley".

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