Ein begabter Brückenbauer geht

Anlässlich der Emeritierung von Prof. Dr. Alois Hahn hatte Prof. Dr. Paul Windolf, Dekan des Fachbereiches IV (Wirtschafts- und Sozialwissenschaften/Mathematik und Informatik), in die Universität Trier eingeladen. Namhafte Professoren verabschiedeten sich von ihrem Kollegen und bedankten sich für seine engagierte Arbeit.

 Die befreundeten Kollegen Prof. Dr. Dr. h.c. Jan Assmann (links) von der Universität Heidelberg und Prof. Dr. Bernhard Giesen (rechts) von der Universität Konstanz verabschiedeten sich von ihrem Kollegen Prof. Dr. Alois Hahn (Mitte). TV-Foto: Eva Jaus

Die befreundeten Kollegen Prof. Dr. Dr. h.c. Jan Assmann (links) von der Universität Heidelberg und Prof. Dr. Bernhard Giesen (rechts) von der Universität Konstanz verabschiedeten sich von ihrem Kollegen Prof. Dr. Alois Hahn (Mitte). TV-Foto: Eva Jaus

Trier. (eva) "Eigentlich steht mir Alois zu Nahe, um eine wohlwollende Distanz zu wahren, die eine Laudatio mit sich bringen soll."

Trotzdem wagt Prof. Dr. Bernhard Giesen von der Universität Konstanz anlässlich der Emeritierungs-Feier von Prof. Dr. Alois Hahn einen Versuch: "Alois Hahn gehört zu den besten Stilisten der Soziologie, er schlug Brücken zwischen der deutschen und der französischen Soziologie - doch abgesehen von seinen wissenschaftlichen Fähigkeiten, ist er vor allem ein Freund, mit einer Begabung zur Freundschaft."

Diese Tatsache wird bei allen Rednern des Tages deutlich. Prof. Dr. Paul Windolf, Dekan der Fachbereichs IV der Uni Trier, verbindet ebenfalls eine jahrelange Freundschaft mit Hahn: "Wir haben über 15 Jahre gemeinsam gelehrt und geforscht - Alois ist Soziologe, Kollege und Freund." Auch Prof. Dr. Dr. h.c. Jan Assmann von der Uni Heidelberg verstand es als eine besondere Ehre, den Festvortrag für seinen langjährigen Freund zu halten. Er referierte über den "Ausdruck der Klage im frühen Musiktheater Georg Friedrich Händels".

Auch bei seinen Studenten genießt Alois Hahn großes Ansehen: Bei der Verleihung des Preises für gute Lehre und Betreuung im Fach Soziologie, dem "Goldenen Trichter", den die Studenten selbst wählen, ging er viermal als Sieger hervor. Alois Hahn dazu: "Der goldene Trichter ist einer der schönsten Preise, die ich je bekommen habe. Ich hatte nie das Gefühl, bei den Studenten nicht anzukommen - ganz im Gegenteil." Er habe vor allem auch durch die Anregungen der Studenten viel gelernt. Trotz der feierlichen Stunde richtete Alois Hahn in seinem Schlusswort noch ein paar Worte, die zu denken geben: "Ich sehe die Entwicklung der Universität mit großer Sorge - sie wird nicht mehr das sein, was sie mal war."

Hahn beklagt die Inflation von Prüfungen. Durch die permanente Kontrolle der Studenten, die fehlende Zeit, sich Wissen langfristig anzueignen, würden Prüfungen zu "Instrumenten des Vergessens". Ginge es nach ihm, solle man den Studenten mehr Freiraum und vor allem mehr Zeit geben, in der sie ihr Wissen selbstständig formen können. Ansonsten sei dort, "wo Universität draufstehe, bald keine Universität mehr drin".

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