Ein Heim für Fledermäuse

Trier-Zewen · Inge Wanken aus Zewen bietet 200 Zwergfledermäusen ein Heim in ihrer Fassade. Der Naturschutzbund Rheinland-Pfalz hat nun ihr Haus mit einer Plakette als fledermausfreundlich ausgezeichnet.

 Inge Wanken mag Fledermäuse: Weil sie den Tieren einen Lebensraum bietet, hat der Naturschutzbund ihr Haus mit einer Plakette ausgezeichnet. TV-Foto: Anna-Sophie Schindler

Inge Wanken mag Fledermäuse: Weil sie den Tieren einen Lebensraum bietet, hat der Naturschutzbund ihr Haus mit einer Plakette ausgezeichnet. TV-Foto: Anna-Sophie Schindler

Trier-Zewen. Die Zeichnung zeigt eine Fledermaus mit lächelndem Gesicht, die bei Mondschein über ein Dorf fliegt. Darunter steht der Titel "Fledermäuse willkommen!". Dieses Schild findet man am Eingang der Kindertagesstätte Krabbelstube Mäusenest in Zewen. Dort beherbergt Inge Wanken (50) seit neun Jahren die stillen Untermieter, die in der Sandsteinfassade des Gebäudes sitzen. Es ist die Südwestseite des Hauses. Die Sonne wärmt die kleinen Tiere, und die Fassade ist gut durchlüftet.
Aufmerksam auf ihre Untermieter wurde Wanken durch Kot auf der Fensterbank der Krabbelstube. "Mein erster Gedanke waren Mäuse oder Gartenschläfer", sagt die Erzieherin. Nach Recherchen im Internet ist Wanken auf die Fledermäuse gekommen. Mittlerweile beherbergt sie eine Kolonie von 200 Zwergfledermäusen in ihrer Hausfassade. "Ich finde Fledermäuse toll und habe auch schon welche gesehen, seit wir hier wohnen. Dass sie bei uns einziehen, damit habe ich aber nicht gerechnet", sagt Wanken, die über der Krabbelstube wohnt. Nun ist Wanken vom Naturschutzbund (Nabu) Rheinland-Pfalz für ihr fledermausfreundliches Haus ausgezeichnet worden: mit der Plakette "Fledermäuse willkommen!". Der Vorteil von Fledermäusen sei, dass sie leise seien und wenig Platz bräuchten. Kaputt machen sie nichts, denn sie sind keine Nestbauer.
Keine Stechmücken mehr


"Und das Beste ist: Wir haben keine Stechmücken mehr", sagt Wanken.
Der Kot der Fledermäuse eigne sich hervorragend zum Düngen.

Mit den Kindern der Krabbelstube hat die Erzieherin im Sommer Paprika gepflanzt. Ein Topf wurde mit dem Fledermauskot gedüngt, der andere nicht. "Die gedüngte Paprika wurde fast doppelt so hoch und war wesentlich ertragreicher", erzählt Wanken.
Im Sommer sei eine Jungfledermaus aus der Hausfassade gefallen. "Da war die Aufregung groß." Wanken informierte den Nabu. "Eineinhalb Stunden später war ein ehrenamtlicher Helfer da, hing sich aus unserem Fenster und brachte die Fledermaus zurück in ihr Heim. Das war wirklich beeindruckend", sagt Wanken.
Ihr sei es wichtig, umweltbewusst zu leben. Mit den Fledermäusen könne sie einen Teil der Natur erhalten. "Man sollte sich um jede Tierart bemühen, die vom Aussterben bedroht ist, denn sie hat eine Berechtigung im Kreislauf." Ohne die Fledermäuse gebe es mehr Insekten, weil ein Glied in der biologischen Kette fehle. Dieses Umweltbewusstsein will Wanken auch den Kleinen aus der Krabbelgruppe beibringen. "Sie schauen gerne die Plakette an und fragen nach", sagt Wanken.
Zurzeit sind die Fledermäuse im Winterschlaf. Im Sommer kann Wanken sie leise zirpen hören. In der Dämmerung verlassen sie ihr Quartier. Dann sieht Wanken sie vor den Fenstern ihrer Wohnung über der Krabbelstube.
Extra

Seit 2010 hat der Naturschutzbund Rheinland-Pfalz (Nabu) 250 fledermausfreundliche Gebäude ausgezeichnet. Damit soll in der Öffentlichkeit mehr Akzeptanz für die Tiere geschaffen werden. In Deutschlad gibt es 24 Fledermausarten. 20 davon kommen in Rheinland-Pfalz vor. ass Informationen unter: www.rlp.nabu.de/projekte/fledermaeusewillkommen/

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