Erst asphaltiert, dann aufgerissen

Trier-Nord · Die Gärtnerstraße in Trier-Nord kommt nicht zur Ruhe. Nach der Sanierung der Versorgungsleitungen läuft seit Mai die Umgestaltung zu einer verkehrsberuhigten Spielstraße. In den Baumaschinenlärm mischen sich Protesttöne wegen des Konzepts und den damit verbundenen Umlagekosten.

 Derzeit bereiten Arbeiter in der Gärtnerstraße die Flächen für die künftigen Parkplätze vor. Sie werden sich durch Pflasterung vom Straßenasphalt abheben. TV-Foto: Martin Recktenwald

Derzeit bereiten Arbeiter in der Gärtnerstraße die Flächen für die künftigen Parkplätze vor. Sie werden sich durch Pflasterung vom Straßenasphalt abheben. TV-Foto: Martin Recktenwald

Foto: Martin Recktenwald (ten) ("TV-Upload Recktenwald"

Trier-Nord. Jahrzehntealte Leitungen und ein beinahe ebenso alter, beschädigter Asphaltbelag: Es lag nahe, eine Rundumerneuerung für die Trierer Gärtnerstraße in Angriff zu nehmen. Dies stieß 2013 noch bei allen Beteiligten - Stadtwerke, Stadtverwaltung und Bürger - auf Zustimmung. "Viele Anwohner haben darauf gedrängt, dass sich endlich etwas tut an der Straße", erinnert sich Ortsvorsteher Christian Bösen (CDU).
Akzeptanz bröckelt


Doch dann gab es erstens Verzögerungen bei der Ausführung. Zweitens ergeben sich durch das neue Konzept Veränderungen bei der Parkplatzsituation. Hinzu kommen Sorgen im Hinblick auf die anfallende Kostenbeteiligung. In der Folge bröckelte die Akzeptanz.
Was sich aus Anwohnersicht als mehr als dreijährige Dauerbaustelle darstellt, sind zwei getrennte Projekte mit zwei unterschiedlichen Auftraggebern. Ursprünglich sollte sich an die von den Stadtwerken Trier (SWT) verantworteten Leitungsarbeiten nahtlos die Neugestaltung der Straße in Federführung der Stadt anschließen. Dann wäre es den Anwohnern erspart geblieben, dass ihre Straße erst asphaltiert und dann wieder aufgerissen wird. Doch aus der geplanten Synergie wurde nichts, da sich die Arbeiten am Kanalnetz in die Länge zogen.
Geplant war laut SWT-Pressesprecher Carsten Grasmück, von Oktober 2013 bis Ende 2014 in Zeughausstraße, Max-Brandts-Straße, Nalbachstraße, Brahmsstraße sowie in der Gärtnerstraße Strom-, Erdgas- und Trinkwasserleitungen neu zu verlegen sowie das Kanalnetz zu sanieren. Im Januar 2014 meldete jedoch das beauftragte Bauunternehmen Insolvenz an. "Wir mussten die Baumaßnahme neu ausschreiben und vergeben, so dass die Arbeiten erst im Juli 2014 fortgesetzt und im August 2015 abgeschlossen werden konnten", begründet Grasmück die Verzögerungen.
Kein nahtloser Übergang


Die Folge: Ein nahtloser Übergang in die Umgestaltung der Straße war nun nicht möglich. Nach dem SWT-Projekt wurde zunächst eine Übergangsasphaltdecke aufgebracht. Anfang Mai 2016 öffnete man diese wieder - nun im Auftrag der Stadtverwaltung. Die erforderliche Ausschreibung begann laut Stadt-Pressesprecher Ralf Frühauf im Februar und wurde im April abgeschlossen. Die nun zuständige Baufirma solle bis Ende Oktober 2016 die Gärtnerstraße zum verkehrsberuhigten Bereich umgestalten. Zu diesem Vorhaben habe es mehrere öffentliche Informationsveranstaltungen gegeben, und dort geäußerte Anwohnerwünsche seien teilweise in die Planung eingeflossen.
Dazu gehört etwa die Gestaltung des Straßenbelags. Wie für Spielstraßen vorgeschrieben, werden die Bürgersteige abgesenkt und so mit der Fahrbahn zu einer Einheit verschmolzen. Ein Teil der neuen Decke soll gemäß Bürgerwünschen mit Pflastersteinen belegt werden und so eine optische Aufwertung erfahren. Von einer "Prachtstraße", wie sie Kritiker befürchten, könne aber keine Rede sein, meint Frühauf. Die veranschlagten Kosten lägen im für solche Stadtstraßen vergleichbaren Rahmen.
Nach Abzug des öffentlichen Anteils bleibt demnach eine Summe von 391 000 Euro, die gemäß der geltenden Rechtslage von den Anliegern zu tragen ist. Dies gilt für private Hauseigentümer ebenso wie für Gewerbebetriebe. Der jeweils zu zahlende Betrag richtet sich nach der Grundstücksgröße. Für die bereits abgeschlossene Sanierung des Leitungsnetzes durch die SWT fallen keine Umlagekosten an, für die noch aufzustellenden neuen Straßenlaternen hingegen schon. Informationen hierzu wollen die SWT in Kürze an die Anwohner versenden.
Parkplatz-Problematik


Umstritten ist ferner die Parkplatzsituation. Derzeit sind 30 Stellplätze in der Spielstraße geplant - scheinbar weniger als bislang. Doch aus Sicht der Stadt ist Parken in einem Großteil der engen Gärtnerstraße derzeit gar nicht erlaubt. "Weil sie so schmal ist, gilt die Regel, dass auch gegenüber von Einfahrten nicht geparkt werden darf", erläutert Ortsvorsteher Bösen. Nach der Umgestaltung entstünden hingegen durch den Wegfall der Bürgersteige und zusätzliche Flächen nahe dem Hauptfriedhof mehr Stellplätze als bisher.

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