Fell investiert in Bergwerk

Ein Informationszentrum soll die Besucherzahl im Feller Museumsbergwerk steigern. Derzeit arbeitet die Gemeinde Fell gemeinsam mit Bergbauexperten des Landes an einem entsprechenden Konzept. Auch Fördergelder aus Mainz winken.

Fell. Das Besucherbergwerk wurde vor 13 Jahren zum ersten Mal der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Seitdem haben sich nach Angaben der Betriebsleitung rund 225 000 Menschen unter Tage über den Schieferbergbau informiert. "Leider schwankt unser jährliches Defizit zwischen 40 000 und 50 000 Euro. Wir überlegen daher, wie sich die Attraktivität steigern lässt", sagt Fells Beigeordneter Hermann Spanier. Zudem sei das vorhandene Behelfsmuseum im ehemaligen Betriebsgebäude mit Exponaten überfüllt und könne nicht für pädagogische Zwecke - etwa für Schulklassen - genutzt werden.
Barrierefreier Zugang zum neuen Infozentrum

Die Gemeinde ist Träger des Bergwerks, ein Förderverein unterstützt sie. Einen Schub nach vorne soll künftig ein Informationszentrum bringen. Die Vorplanungen laufen bereits: Ein Architekt aus Darmstadt sowie ein Experte des rheinland-pfälzischen Landesamts für Geologie und Bergbau entwickelten derzeit ein Konzept für das geplante Zentrum. Dazu Rony Sebastiani, Ortsbürgermeister von Fell: "Eine Idee ist, das gesamte vorhandene Betriebsgebäude in den Neubau zu integrieren." Die zweite Variante sei, ein komplett neues Gebäude zu errichten. Das Informationszentrum soll in Hallenbauweise und barrierefrei errichtet werden, und es sei beabsichtigt, dort Schautafeln sowie Exponate zu arrangieren. Damit hätten auch Menschen, die aufgrund eines Handicaps wie Klaustrophobie (Angst vor engen Räumen) oder einer Behinderung nicht ins Bergwerk gehen könnten, die Möglichkeit, sich im Infozentrum ein Bild über das alte Handwerk zu machen. Sebastiani: "Auch ist das Museum dann für pädagogische Zwecke geeignet, und wir sind wetterunabhängiger."

Während die ersten Entwürfe entstehen, steht schon fest, dass das Gesamtprojekt maximal 250 000 Euro kosten darf. Diese Obergrenze hat der Gemeinderat festgesetzt.

Im Haushaltsplan 2010 sind 125 000 Euro für das Informationszentrum vorgesehen. Laut Sebastiani sollen die Entwürfe eine Grundlage bilden, damit ein Förderantrag gestellt werden kann - vorausgesetzt der Rat beschließe es so. "Wir gehen von einem Zuschuss von mindestens 60 Prozent aus", sagt der Ortsbürgermeister.

Auch die Grundkonzeption des Zentrums steht schon. Laut Sebastiani soll darin nicht nur der Schieferbergbau und seine wirtschaftliche Bedeutung in den vergangenen zwei Jahrhunderten präsentiert werden. Als weitere Themen nennt Sebastiani die Flora und Fauna der Region, den Weinbau im Kontext "Stein und Wein" sowie Wissenswertes über die heimischen Fledermäuse.

Meinung

Museumsneubau im Abseits?

Von Friedhelm Knopp

Lassen sich die Besucherzahlen im Feller Bergwerk durch einen Museumsanbau so weit steigern, dass der Betrieb endlich aus den roten Zahlen kommt? Sicher würden jährlich noch einige Gäste mehr den Weg zur Feller Stollenanlage finden, wenn sie mit einem attraktiven Info-Zentrum werben könnte. Mehr als ein neuer Museumsanbau dürfte sich jedoch eine bessere Erreichbarkeit der Anlage positiv auf die Gästezahlen auswirken. Ob Museum, Gastronomie, Freizeitanlage oder Einkaufszentrum: Das A und O für den Erfolg einer Einrichtung ist heute ihre Erreichbarkeit. Wer jedoch von Fell aus den Hinweistafeln folgt, der findet sich auf einer kilometerlangen Anmarschstrecke wieder. Strapaziös für Mensch und Material ist die sich dahinwindende und teilweise unbefestigte Strecke. Und für Busse ist ihr letztes Drittel unbezwingbar. Schlechte Karten haben daher per Bus anreisende Gruppen - etwa gehbehinderte Senioren. Sie müssen die steinige und steile Reststrecke zu Fuß bewältigen. Ein Neubau also im verkehrstechnischen Abseits? Sollte zunächst nicht besser in eine zumutbare Anbindung investiert werden? Sehr hilfreich wäre auch ein Zubringerdienst in der Hauptsaison. f.knopp@volksfreund.de

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