Ganz neue Töne

TRIER. Eine langjährige Leidensgeschichte findet ihr Happy End: Die städtische Musikschule bekommt zum Jahresende ein neues Domizil. Die erfolgreiche Kultur-Einrichtung zieht in die frei werdende Grundschule St. Paulin, der Stadtrat hat die erforderlichen Mittel in den Haushalt eingestellt.

Die Bude war wieder einmal voll beim Tag der offenen Tür der Trierer Musikschule am vergangenen Sonntag. Hunderte von Eltern und Kindern drängten sich in die Klassenzimmer der Ausonius-Grundschule, lauschten den ersten Auftritten angehender Künstler und nutzten die werbeträchtige Gelegenheit, unter sachkundiger Anleitung auf die Pauke zu hauen oder ins Horn zu stoßen. Aber die eigentliche Nachricht des Tages hatte Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink in seiner Begrüßungs-Rede versteckt: Der Stadtrat, verkündete er, habe bei den Haushaltsberatungen 255 000 Euro für den Umbau der derzeitigen Grundschule St. Paulin bereitgestellt, auf dass die Musikschule endlich ein neues Heim fände. Damit nimmt ein Zustand ein Ende, der musikbeflissenen Trierern seit Jahren ein Dorn im Auge war. Die Musikschule, zentrales Angebot für musikalische Früherziehung, Nachwuchs-Ausbildung und Talentförderung, zog wie ein Wanderzirkus durch die Stadt. Diverse Unterrichtsstätten in Not-Unterkünften, die Verwaltung im Palais Walderdorff, das Hauptquartier in einer Bruchbude in der Oerenstraße, deren Zustand und Ambiente Eltern dazu bewegte, ihre Kinder möglichst bis direkt in den Unterrichtsraum zu begleiten: Schlechter hätten die Bedingungen kaum sein können.15 Jahre nur Planspiele und Ankündigungen

Seit 15 Jahren kreisten mögliche Lösungsvorschläge für das Dilemma durch die Stadtpolitik, allein: Es blieb bei Ankündigungen und Planspielen. Die Umstände wurden immer schwieriger, die Nachfrage nach dem Angebot um so größer. In den vergangenen sechs Jahren habe sich die Zahl der Schüler von 389 auf 793 mehr als verdoppelt, sagt Holkenbrink stolz. Die Integration der "Jazz- und Rock-School" erwies sich als Volltreffer, auch die "Zulieferung" von Unterrichts-Angeboten für die neuen Ganztagsschulen. Da werde "richtig gute Arbeit geleistet" attestiert der Dezernent dem städtischen Bildungszentrum und dessen "Abteilung Musikschule". Zuletzt hatten sich die Hoffnungen auf das Gebäude der Deutschherren-Sonderschule konzentriert, im Rahmen eines größeren Ringtauschs mit dem ehemaligen Lycée Ausone. Doch dann zeichnete sich ab, dass auch die Berufsbildenden Schulen ein Auge auf den nahe gelegenen Deutschherren-Komplex geworfen hatten. Parallel kündigte die bischöfliche St. Paulin-Grundschule an, ihr im städtischen Besitz befindliches Gebäude, idyllisch im Hinterland der Paulinstraße gelegen, gegen einen kircheneigenen Neubau in Dom-Nähe einzutauschen. Es gelang zügig, die richtigen Fäden miteinander zu verknoten. Die Paulin-Schule will in den Herbstferien umziehen, danach könnte der Umbau für die Musikschule beginnen. Zum Jahresende wären dann alle ihre Einrichtungen an einem Ort vereint - für die pädagogische Leiterin der Musikschule, Pia Langer, "das tollste Weihnachtsgeschenk". Eine Hürde muss freilich noch überwunden werden: Die Genehmigung des städtischen Haushalts durch die Aufsichtsbehörde ADD.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort