Heftige Kritik am neuen Spielplatz

Wenig Spielgeräte, der Sandkasten zu klein, die Steine gefährlich: Der sanierte Kleinkinderspielplatz im Trierer Palastgarten stößt auf Kritik. Die Stadt und das Triki-Büro halten dagegen.

Trier. "Seit fünf Jahren ist dies hier unser Garten", sagt Katharina Dölle-Klüsche. Von Frühjahr bis Herbst ist die in Trier-Ost wohnende Mutter nach eigenen Angaben fast täglich mit ihren Kindern auf dem Spielplatz im Palastgarten. "Bis zu 20 Mütter sind die Woche über regelmäßig hier", habe sie beobachtet. Der Kleinkinderspielplatz ist Mitte Januar nach einer Sanierung neu eröffnet worden. "Wir sind uns einig, man hätte mehr draus machen können", sagt die Mutter. "Zum Beispiel ist der Sandkasten um ein Drittel kleiner, die Umfassung mit den Steinen finden wir nicht gut."

Auch Ina Harder und Manuela Glenz sagen: "Die Steine sind gefährlich." Katrin Spangenberg bemängelt: "Es gibt hier weniger Spielgeräte als vorher." Susanne Stroppel, Psychologin mit Schwerpunkt Entwicklung von Kindern, wünscht sich einen Spielplatz mit größerem Erlebniswert: "Mit einem Hügel und einem Klettergerüst, an dem die kleinen Kinder wirklich klettern können", sagt sie.

Auf einen Kritikpunkt von Eltern hat das Grünflächenamt schnell reagiert: So wurde eine der neuen Schaukeln wieder durch eine Babyschaukel ersetzt. Ralf Frühauf, Pressesprecher der Stadt Trier, sagt: "Auf dem Spielplatz fehlt noch ein Gerät für die kleineren Kinder." Die notwendige Sanierung habe sich als umfangreicher als geplant herausgestellt, die Baukosten würden die vorgesehenen 22 000 Euro überschreiten. Der Ortsbeirat habe eine Mitfinanzierung in Aussicht gestellt. Durch weitere Maßnahmen solle die Anlage künftig noch kinderfreundlicher gestaltet werden.

Kerstin Schorer-Hach ist beim Triki-Büro, dem Büro für Trierer Kinder, für die Spielraumplanung zuständig und hat vor der Sanierung mit Müttern gesprochen. Diese hätten sich auf dem Spielplatz unter anderem mehr Platz für Kinderwagen gewünscht. "Der Sandkasten wirkt durch seine massive Einfassung kleiner, als er ist", sagt sie.

Die "gefährlichen" Sandsteine hätten sich in der Praxis bewährt, seien langlebig und besäßen einen hohen Spielwert: "Sie können zum Sitzen und als ‚Backbänkchen' genutzt werden, dienen zum Klettern und Balancieren." Die Kanten der Steine seien gebrochen, Zwischenräume verfüllt und so die Verletzungsgefahr minimiert. "Wichtig ist, dass Kinder die Risiken und Gefahren, die von den Spielangeboten ausgehen, einschätzen können", sagt sie und bringt es auf einen Punkt: "Fallen lernt man nur durch fallen."

Meinung

Mehr Kreativität, bitte!

Dass die Stadt und das Triki-Büro die beiden Kinderspielplätze im Palastgarten saniert haben, ist eine tolle Sache. Grundsätzlich. Allerdings ist das Ergebnis durchwachsen. Das neue Klettergerüst sieht edel aus, keine Frage, aber es ist langweilig und steril - so wie der ganze Platz. Kreative Spielflächen sehen anders aus: Klettergerüste mit Seilen, Piratenschiffe, Miniburgen mit Rutschen, Häuschen mit Höhlen, Mini-Irrgärten aus Weiden, ein überdimensionales Holztier zum Turnen, der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt - vorausgesetzt, man hat sie. Ein Spielplatzkonzept, das lediglich aus Sandkasten, Schaukel und Klettergerüst besteht - und den Auslauf auf ein paar Quadratmeter begrenzt - ist nicht mehr zeitgemäß. Wer will, dass Kinder eigene Ideen entwickeln, kreativ spielen und herumtoben können, muss ihnen auch Bewegungsfreiheit geben. Im Palastgarten ist Platz genug. Man hätte leicht die große Wiese neben dem Spielplatz mit einbeziehen können, anstatt noch mehr Zäune aufzustellen. Also, weg mit den Beschränkungen. Freie Bahn für Kinder! v.kerl@volksfreund.de

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