Trier. "Was war das für eine Zeit - man wusste bei keinem Abschied, ob man sich lebend wiedersieht", sagt Friedrich Kröschel (92) und blickt liebevoll auf seine ein Jahr jüngere Frau Franziska neben sich. Im Wohnzimmer des gemeinsam bewohnten Hauses in Heiligkreuz werden seine Augen kurz feucht bei der Erinnerung an damals, als er sie in den Kriegswirren kennengelernt und 1941 geheiratet hat: in der Gnadenkapelle der Basilika St. Matthias, wo jetzt, 70 Jahre später, die Gnadenhochzeit mit einer Messe gewürdigt wird.
Zum großen Fest ist die ganze Familie zusammengekommen: drei Kinder, drei Enkel, vier Urenkel - eine Tochter ist verstorben. Fred - er kam extra aus seiner Wahlheimat USA - und seine Schwester Margit erzählen, wie rührend sich der Vater um seine Frau kümmert: "Er gibt jetzt viel zurück, für all die Jahre, in denen unsere Mutter sich für uns aufgeopfert hat!" Heute ziepe das Alter die Mutter hier und da ein wenig mehr als ihren Mann - was die Dame nicht davon abhält, mit Oberbürgermeister Klaus Jensen und Ortsvorsteherin Elisabeth Ruschel ein Gläschen zu trinken, bevor es zum Friseurtermin für den großen Tag geht.
Als gelernte Einzelhandelskauffrau arbeitete sie bei den Firmen Stein und Krämer, die allerdings nicht so langlebig waren wie die Ehe der Kröschels. Friedrich Kröschel leitete einst eine Drogerie an der Porta Nigra, später sattelte er zum Hörgeräteakustiker um. Mit Sohn Fred, der eine Lehre als Optiker gemacht hat, teilt er eine Vorliebe für die Fotografie, die er lange betrieben hat. Nicht wenige Motive fanden sich bei den unzähligen Wanderungen, die das Ehepaar Kröschel unternommen hat.
Während die Wanderstrecken in den letzten Jahren eher kürzer geworden sind, ist Franziska Röschel einem anderen Hobby treu geblieben: dem Sticken. Seit vielen Jahrzehnten ist sie im Handarbeitskreis. Ihr Mann bewundert, wie zielsicher seine Frau auch mit etwas zittrigen Händen noch ist, und gibt auch noch das Geheimnis der beständigen Ehe preis: "Jeder achtet immer mehr auf den anderen als auf sich selbst."