Kita Trimmelter Hof: Schimmel sitzt unterm Estrich

Die Kindertagesstätte Trimmelter Hof muss erneut saniert werden. Für mindestens 500 000 Euro werden die Böden in Erd- und Obergeschoss komplett erneuert. Die Stadtverwaltung hofft, dass die Einrichtung danach endlich frei von Schadstoffen ist.

Trier. "Das ist, als würden Sie einen nassen Schwamm in eine Plastiktüte stecken, der schimmelt dann auch." So einfach, wie Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani beim Pressegespräch am Dienstag die noch bestehenden Bauschäden der Kita Trimmelter Hof beschrieb, so schwierig war es offenbar, diese zu entdecken. Erst Spürhunde eines baubiologischen Instituts aus Nordrhein-Westfalen hatten den Schimmel ausfindig gemacht. "Offenbar wurden beim Bau der Kita die Boden- und die Trittschalldämmung feucht verarbeitet", erklärte Kaes-Torchiani. Darüber sei der luftdichte Estrich verlegt worden. "Und darunter hat es dann geschimmelt." Bis in die Raumluft gerieten die Schimmelsporen allerdings nur, wenn der über dem Estrich verlegte Linoleum-Boden durch spielende und hüpfende Kinder in Schwingung versetzt wurde. "Erst die so entstehende Luftbewegung hat die Sporen an undichten Stellen in die Räume gedrängt."

Proben, die nach der Generalsanierung der Kita im Sommer 2009 und nach der erneuten Räumung im März 2010 genommen wurden, seien deshalb schimmelfrei gewesen. "Die Raumluft war nur belastet, wenn die Kita genutzt wurde", erläuterte Sozialdezernentin Angelika Birk.

Alle neuen Baumaterialien werden überprüft



Neben dem Schimmel waren in Staubproben krebserregende chemische Verbindungen gefunden worden. "Diese Stoffe stammen nicht aus dem Li noleumboden", betonte Kaes-Torchiani. Vielmehr hätten Reinigungsmittel in Verbindung mit dem ursprünglich unbelasteten Linoleum-Boden diese krebserregenden Weichmacher-Stoffe freigesetzt.

Um die Bauschäden endgültig zu beheben, soll der komplette Bodenaufbau im Erdgeschoss und zur Sicherheit auch in der ersten Etage erneuert werden. Obwohl Linoleum absolut unbedenklich sei, werde anderes Bodenmaterial verlegt. Das baubiologische Institut, das mit seinen Spürhunden die Schimmelschäden entdeckt hat, soll die Sanierung überwachen und Empfehlungen für die künftige Reinigung geben, erklärte Birk. Zudem werde sämtliches Baumaterial vor der Verarbeitung auf Schadstoffe untersucht.

"Die Sanierung wird sich auf mindestens 500 000 Euro belaufen", sagte die Sozialdezernentin. Die Generalsanierung der Kita im vergangenen Jahr hatte inklusive Unterbringung der rund 100 Kinder in Ausweichquartieren bereits rund eine Million Euro gekostet. Für die weiteren Gutachten und die neuerliche Ausquartierung fallen weitere 250 000 Euro an. "Das ist viel, aber ein Neubau wäre wesentlich teurer", sagte Birk. Die Firmen, die das feuchte Baumaterial verarbeitet haben, können wohl nicht zur Rechenschaft gezogen werden. "Die Gewährleistungsfristen sind abgelaufen", bedauerte Kaes-Torchiani. Trotzdem will die Stadt versuchen, Schadensersatz zu fordern.

"Wenn nichts dazwischen kommt, könnte die Sanierung bis Oktober abgeschlossen sein", hofft Kaes-Torchiani.

Die Urin-Proben von Kindern und Erzieherinnen seien größtenteils unbedenklich gewesen. Nur in drei Proben - davon zwei von Geschwister-Kindern - hätten sich Abbaustoffe des krebserregenden Weichmachers gefunden. "Weil alle anderen Proben unbedenklich waren, gehen wir davon aus, dass die Kita als Quelle der Weichmacher-Belastung nicht infrage kommt", sagte Sozialdezernentin Birk.

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