Leckerbissen ohne Milch, Fleisch und Ei

Trier · Ein Leben ohne Fleisch, Milch, Ei und Honig: Veganer verzichten auf tierische Lebensmittel. Aber wie funktioniert das? Was essen Veganer und schmeckt das? Wie kreativ man beim veganen Kochen sein kann, haben der stellvertretende Küchenleiter der Uni-Mensa Tarforst und eine Studentin bei einem Kochkurs gezeigt.

Trier. Was isst man eigentlich so als Veganer? Um diese Frage nicht nur fachlich, sondern auch anschaulich zu beantworten, hat die Studentin und engagierte Veganerin Jessica Wolf gemeinsam mit dem Studierendenwerk Trier den ersten veganen Kochkurs der Universität organisiert.
Bereits im Februar hatte die Studentin bei der veganen Woche in der Uni-Mensa gezeigt, wie vielfältig die vegane Küche sein kann. "Es kam so viel Lob und Nachfrage an das Studierendenwerk und an mich, dass uns die Idee zum veganen Kochkurs kam", erzählt die junge Triererin, die seit fast drei Jahren vegan lebt (siehe Extra). Mit sieben Teilnehmern hat Wolf jetzt den ersten Kurs bestritten. Unter Anleitung von Mensa-Koch Ulrich Kühn haben die jungen Menschen Gerichte wie etwa vegane Rühreier zubereitet: zerbröselter Naturtofu verfeinert mit Sojamilch und Gewürzen.
Außerdem erfuhren die Teilnehmer, wie sie vegane Mayonnaise aus Sojamilch, Essig, Öl, Salz und Pfeffer herstellen und Sojabolog nese für die Spaghetti kochen. Veganer haben es beim Essen und Kochen nicht leicht, besonders nicht, wenn sie spontan sein wollen. Viele müssen immer noch zu Hause kochen. Ist man mit Freunden unterwegs und will noch schnell einen Happen zu sich nehmen, geht das nicht so einfach.
Simon Esch kennt das Problem. Der Student lebt seit fast sieben Jahren vegan und hat schon oft erlebt, dass es keine einzige vegane Alternative auf der Speisekarte gab. Häufig bleibt nichts anderes übrig, als in der Küche nachzufragen. "Viele Köche machen das zwar gern, aber man muss eben immer nachfragen." Der Verzicht fällt zudem schwer, wenn die Ideen fehlen. "Daher mache ich auch diesen Kochkurs", erklärt Angelika Frisch, Studentin und Vegetarierin.
Und allmählich gibt es eine Trendwende. "Vegan zu sein, wird bald für andere Menschen so sein, wie es heute schon ist, vegetarisch zu sein", glaubt Simon Esch. Viele Supermärkte hätten schon längst Sojamilch und Tofu in ihr Sortiment aufgenommen, immer mehr Restaurants und Cafés böten vegane Alternativen an. Natürlich gebe es immer noch die alten Konflikte, sagt Esch. "Ich muss nur sagen, ich bin vegan, und schon ist die Grundlage für eine Diskussion geschaffen." Doch der Student sieht es locker: "Ich muss nicht versuchen zu missionieren, sondern einfach nur zeigen, dass es schmeckt!"Extra

Wer sich vegan ernährt, isst kein Fleisch und keinen Fisch und verzichtet auf Lebensmittel, die einen tierischen Ursprung haben. Dazu zählen beispielsweise Eier, Milchprodukte und Honig. Der Veganismus beschreibt außerdem eine bestimmte Lebenseinstellung. Der Engländer Donald Watson, der 1944 die Vegan Society (Veganer-Gesellschaft) gründete, beschreibt sie wie folgt: "Das Wort ,Veganismus\\' umschreibt eine Philosophie und einen Lebensstil, der versucht - soweit es praktikabel und möglich ist - alle Formen der Ausbeutung und Quälerei von Tieren für Nahrung, Kleidung oder alle anderen Zwecke auszuschließen. Weiterhin fördert er die Entwicklung und Nutzung von tierfreien Alternativen für die Unterstützung der Tiere." Gemäß dem Begriff verzichten Veganer auf Lederkleidung, besuchen keine Zoos oder Tierausstellungen und halten auch keine Tiere. Der deutsche Vegetarierbund Vebu schätzte die Zahl der in Deutschland lebenden Veganer 2012 auf 600 000. red

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