Mit duften Kräutern gegen Erkältungen: Apotheken-Workshop in Pluwig

Pluwig · Bei ihrem Workshop zum alten Apothekerwissen ist Monika Sänger in die Welt der Pillendreher und Kräutermischer eingetaucht. Ein Mitarbeiter des TV war im Pluwiger Apothekergarten dabei.

 Das Eintauchen in die Welt der Kräuter macht offenbar Spaß. Die Teilnehmer des Workshops im Apothekergarten haben gute Laune. TV-Foto: Manuel Beh

Das Eintauchen in die Welt der Kräuter macht offenbar Spaß. Die Teilnehmer des Workshops im Apothekergarten haben gute Laune. TV-Foto: Manuel Beh

Foto: Manuel Beh (beh) ("TV-Upload Beh"

Husten, Niesen und Kratzen im Hals: Gabi Müller aus Pluwig ist stark verschnupft. Monika Sänger vom Apothekergarten in Pluwig ist sich sicher: Dagegen lasse sich bei ihrem Workshop zum alten Apothekerwissen eine passende Kräutermischung finden.
Mit Gabi Müller und sieben weiteren Teilnehmern stehe ich in einem Meer aus grünen Stauden und blühenden Rosen. Monika trägt einen Korb und pflückt hier und dort ein paar Stängel. Sie führt uns zu einem brusthohen Busch voller roter Beeren: "Das ist die Berberitze. Sie ist giftig. Ihre Beeren könnt ihr aber essen."

Langsam nähern wir uns dem Strauch. Vorsichtig, als ob jeder dem anderen gerne den Vortritt lassen würde. Schließlich halten wir jeder eine dieser Beeren in Händen. Die Früchte seien sehr vitaminreich, ermutigt Monika. "Na dann", denken wir und essen sie. Einer nach dem anderen verzieht das Gesicht. Nach einem anfangs fruchtigen Aroma wurde es arg bitter. "Bei dem Geschmack muss es ja helfen", merkt ein Teilnehmer treffend an.

In der Scheune der Sängers kommen wir der Kräutermischung gegen Gabi Müllers Erkältung einen Schritt näher. Es geht an die Technik. Anders als heute mussten früher die Apotheker die Wirkstoffkügelchen selbst formen und portionieren. Tabletten und Kapseln gab es nicht. Ich darf mich im Drehen dieser Pillen probieren: Mit den Händen forme ich die Knetmasse zu einer ungleichmäßigen Wurst. In wiegenden Bewegungen muss ich die Masse mit einem schmalen Holzbrett gleichmäßig dick rollen. Monika, nun stilecht in weißer Apothekerjacke, kontrolliert mich. Es sei wichtig, dass die Masse überall gleich dick ist. Sonst wäre in der größeren Pille später zu viel Wirkstoff und in der dünneren zu wenig enthalten. Gut, ich gebe mein Bestes: Zuerst ist die Wurst zu dick, dann zu eckig, dann zu lang. Schließlich hat sie einen halben Zentimeter im Durchmesser. Monika nickt.

Ich lege die Masse nun auf ein geriffeltes Brett. Ein schmales Holzbrett mit derselben Riffelung auf der Unterseite hilft mir. Dieses wiege ich sanft drückend über die Knetwurst. So wird die Masse in ovale Kügelchen zerteilt, die die Größe einer Riffelung haben. Monika nickt und gibt mir ein Gerät aus Holz, das wie ein Deckel zu einem kleinen Topf aussieht.

Mit etwas Pulver bestreut sammle ich die Kügelchen und stülpe das Gerät darüber. Ich kreise es über den Tisch. Dann der spannende Moment. Ich hebe den Deckel an. Eine Vielzahl kleiner kreisrunder Pillen liegt auf der Arbeitsfläche. Unglaublich, wie schnell diese präzise geformten Pillen später eingenommen sind, denke ich mir.

"Hatschi" unterbricht es mich. Gabi Müller schnäuzt in ein Taschentuch. Es folgt der geruchsintensivste Teil des Workshops: die Mischung von Tee. Monika gibt uns eine Portion olivgrün getrocknetes Kraut in die Hand.
Wir riechen daran. "Oh", reagiert eine Teilnehmerin den Duft genießend. "Ist das Menthol?", kommt es aus der Runde. Und tatsächlich ist es japanische Minze. Diese rubbeln wir mit Thymian klein. Die langen Blätter des Spitzwegerichs werden geschnitten. Beim Mischen der Kräuter staubt das hinzugegebene Süßholzpulver. Vor uns türmen sich viele Pflanzenstängel und ein wohlig-intensiver Duft füllt die Scheune.

Gabi Müller sagt zufrieden, dass sie sich am Abend direkt einen Tee zubereiten werde. "Du wirst sehen, morgen geht es dir besser", antwortet Monika Sänger.

Monika und Adi Sänger betreiben den 6000 Quadratmeter großen Apothekergarten in Pluwig. "Wir wollen uns in unserem Garten wohlfühlen", sagen die Sängers. Gesetzt werden Pflanzen, die der Natur dienen. Aber auch besondere Exoten finden ihren Platz im Garten. Die Liebe zur Natur und die Möglichkeit, sich gesund ernähren zu können, treibt beide an. Pro Tag arbeiten sie rund sechs Stunden draußen. Bald müssten die Sträucher geschnitten werden, erzählt Adi Sänger. Der Apothekergarten erfahre große Resonanz. Interessierte aus England, Belgien und Luxemburg hätten sie schon besucht.Extra: Kleines Botanik-Lexikon

Die Berberitze ist ein giftiger Strauch, der rote Beeren trägt. Letztere sind essbar und wirken schleimlösend und kräftigend. Die japanische Minze ist aufgrund des hohen Mentholgehaltes der Pfefferminze sehr ähnlich. Es hilft eingenommen bei Magen-Darm-Beschwerden oder aufgetragen bei Muskelschmerzen. Die Blätter des Thymian würzen nicht nur Speisen, sondern helfen vor allem bei Erkrankungen der Atemwege und Problemen bei der Verdauung. Die langen, schmalen Blätter des Spitzwegerichs wirken gegen Husten und unterstützen zerkleinert aufgetragen die Wundheilung. Süßholz wird aus der Wurzel der subtropischen Süßholzpflanze gewonnen. Es ist Ausgangsstoff für Lakritze. Als Heilmittel hilft es gegen Kopfschmerzen und zu niedrigen Blutdruck.

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