Note 6 für Trierer Gründerzentrum

Trier · Mehrere Unternehmen, die mit ihren Firmen Mieter des Technologiezentrums Trier (TZT) auf dem Petrisberg waren oder sind, beklagen die mangelhafte Struktur und Beratung. Das TZT hält mit einer positiven Zufriedenheitsumfrage dagegen.

Trier. Gründern auf die Beine helfen und jungen Firmen einen guten Start ermöglichen soll das Technologiezentrum Trier (TZT), seit 2004 angesiedelt im Wissenschaftspark auf dem Petrisberg. Doch mehrere ehemalige und jetzige Mieter des Gründerzentrums sind unzufrieden mit der von Stadt und Land finanzierten Wirtschaftsförderung (siehe Extra). "Anders als uns beim Einzug versprochen wurde, gab es keinerlei Unterstützung", klagt ein Trierer Unternehmer. Mit seiner mittlerweile international sehr erfolgreichen Firma ist er vom Petrisberg weggezogen. "Der TZT-Leitung fehlt es an Engagement, und das viel gepriesene Netzwerk gibt es auch nicht", sagt der junge Mann, der sich über die Zustände sogar beim Mainzer Wirtschaftsministerium beschwert hat. Seinen und den Namen seiner Firma will er nicht in der Zeitung lesen. Der Grund: "Wir wollen keinesfalls mehr mit dem TZT in Verbindung gebracht werden."
Dass die Geschäftsführung zu wenig präsent sei, um das Gründerzentrum nachhaltig zu leiten, beklagt auch ein zweiter Unternehmer. Auch er hat seine Firma im TZT gegründet und ist mittlerweile weggezogen. Tatsächlich ist IHK-Geschäftsführer Heinz Schwind nur mit etwa einer Drittelstelle für die TZT-Geschäftsführung eingesetzt. "Deswegen kann er sich gar nicht effektiv darum kümmern, dass hier ein tatsächliches Netzwerk zwischen den Firmen entsteht", sagt der zweite Unternehmer. "Aus den ganzen Versprechungen, die uns gemacht worden sind, zum Beispiel hinsichtlich der Kundenakquise, ist nichts geworden. Im Gegenteil: Teilweise hat die Geschäftsführung sogar schlecht über uns gesprochen bei anderen Firmen - auch beim Kunden." Auch dieser Unternehmer ist mit seiner Firma sehr erfolgreich am Markt.
Hohe Nebenkosten für Mieter



Der Beratung durch das TZT würde ich die Schulnote sechs geben", beschwert sich eine junge Gründerin. Die Unternehmensberaterin, die ihr durch das TZT vermittelt wurde, habe sie beinahe in den Ruin getrieben. "Da wurden eklatante Beratungsfehler gemacht", sagt die junge Frau. In diesem Fall hat das TZT reagiert und seine Geschäftsverbindung zu der Unternehmensberaterin aufgekündigt.
Neben der mangelhaften Beratung und Unterstützung beschweren sich aktuelle Mieter über die hohen Nebenkosten: "Die allgemeinen Nebenkosten sind in den vergangenen drei Jahren um 40 Prozent auf 2,56 Euro pro Quadratmeter Bürofläche gestiegen. Zusammen mit den 80 Euro, die man zusätzlich zur Miete als Servicepauschale zahlen muss, sind gerade die angeblich so günstigen kleinen Gründerbüros mitunter insgesamt genauso teuer wie im renommierten Wissenschaftspark nebenan", beschwert sich ein Mieter.
Für die 80 Euro Servicepauschale dürfen die Gründer zum Beispiel den Kopierer und die Besprechungsräume in der TZT-Geschäftsstelle benutzen. Auch das Telefon darf bei Abwesenheiten während der Geschäftszeiten auf das TZT-Sekretariat umgestellt werden. "Aber das sind Leistungen, die man heute, wo jeder einen Computerdrucker hat und ein Handy, über das man überall erreichbar ist, gar nicht mehr benötigt", erklärt ein Insider, "die TZT-Struktur ist schlicht veraltet".
TZT-Geschäftsführer Heinz Schwind kann die harsche Kritik nicht verstehen. Zwar seien die Nebenkosten tatsächlich sehr hoch. "Aber das TZT ist ja selbst nur Mieter im Wissenschaftspark. Uns werden die Nebenkosten in Rechnung gestellt, wir geben diese weiter an unsere Mieter. Auf die Höhe der Nebenkosten haben wir also gar keinen Einfluss." Die Servicepauschale könne ebenfalls den Mietern nicht erlassen werden. "Der Betrag ist verbindlich von den TZT-Gesellschaftern - also Stadt Trier und Wirtschaftsministerium - festgelegt, da können wir nichts dran ändern." Außerdem wüssten die Gründer ja, welche Kosten auf sie zukommen, wenn sie Büros anmieten. "Teilweise schlägt sich da wohl die Unzufriedenheit, wenn es mit dem Geschäft nicht so klappt wie geplant, in ungerechtfertigte Kritik am TZT nieder."
Denn auch, dass es keine Unterstützung gebe, stimme nicht. Um die Gründer auf dem Markt zu etablieren, sei das TZT auf jeder relevanten Messe in der Region vertreten. Zudem gäbe es etwa einmal pro Monat den sogenannten Inno-Treff. Zu den Vorträgen kämen stets zehn bis 20 Leute, sagt Schwind. Ein Beispiel für ein funktionierendes Netzwerk, in dem TZT-Mieter zusammenarbeiten und voneinander profitieren, kann er allerdings nicht nennen.
Wie zufrieden seine Mieter seien, zeige allerdings eine aktuelle Umfrage des TZT, nach der 46 Prozent der Mieter "insgesamt sehr zufrieden" und 27 Prozent "vollkommen zufrieden" seien.
Das Mainzer Wirtschaftsministerium wiegelt die Kritik ebenfalls ab: "Grundsätzlich" genüge eine nebenamtliche Geschäftsführung, um ein solches Gründerzentrum erfolgreich zu führen, erklärt Ministeriumssprecherin Stefanie Mittenzwei. Weil die Anforderungen an ein Technologiezentrum allerdings "vielfältige Veränderungen" erfahren hätten, will der von der neuen rot-grünen Landesregierung eingesetzte Staatssekretär Ernst-Christoph Stolper die Organisationsformen aller fünf Technologiezentren im Land überprüfen.Meinung

Verwahranstalt statt Brutstätte
Geschäftsidee, Produkt und Businessplan können noch so gut sein: Ohne die drei großen K - Kunden, Kunden, Kunden - läuft gar nichts. Was eine vom Steuerzahler finanzierte Wirtschaftshilfe für junge Gründer also leisten muss, ist Kontakte herzustellen und Netzwerke zu knüpfen. Doch ein völlig veraltetes TZT-Firmenschild und die Tatsache, dass die Namen und Branchen der Inkubatoren offenbar streng geheim sind, zeigt, dass es offenbar selbst an grundlegendem Marketing fehlt. Statt einer lebendigen, agilen Brutstätte für junge Unternehmer scheint das TZT eher eine Verwahranstalt zu sein, in der jedem, der sich selbst hilft, am besten geholfen ist. c.wolff@volksfreund.deExtra

Das Technologiezentrum Trier wird zu 85 Prozent vom Land getragen und zu 15 Prozent von der Stadt Trier. Mit der Geschäftsführung ist die Industrie- und Handelskammer Trier beauftragt. Zurzeit hat das TZT 17 Mieter. Dazu kommen drei sogenannte Inkubatoren: Das sind Gründer, die in den ersten drei bis sechs Monaten für weniger als 100 Euro ein Büro anmieten können und bei der Umsetzung von Geschäftsidee und Businessplan vom TZT beraten werden. Seit der Gründung des TZT vor 22 Jahren haben sich im TZT 90 Unternehmen gegründet, 89 Prozent der Unternehmen sind laut TZT-Bilanz heute noch am Markt, 310 Arbeitsplätze seien über die Jahre geschaffen worden. Das Mainzer Wirtschaftsministerium hat seit 1989 rund 4,77 Millionen Euro für Bau, Ausstattung, Betrieb und Beratung des TZT ausgegeben. Die Stadt fungiert nicht als Fördermittelgeber, übernimmt aber gemäß ihres Gesellschafteranteils 15 Prozent des jährlichen Verlustes. In den vergangenen Jahren variierten die Zahlungen dafür jährlich zwischen 4200 Euro und 17 400 Euro. woc

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